Asthma (Bronchialasthma, Asthma bronchiale): Chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchien einhergeht. Dies führt über eine Verengung der Bronchien zu anfallsweise auftretender Atemnot. In vielen Fällen ist eine allergische Reaktionsbereitschaft an der Entstehung des Asthmas beteiligt.
Das klinische Bild reicht von gelegentlichen leichten Asthmaanfällen bis hin zu schweren Verläufen mit anhaltenden Atembeschwerden und lebensbedrohlichen Atemnotanfällen. Mit einer konsequenten Therapie und dem Meiden der Auslöser werden Häufigkeit und Schwere der Atemnotanfälle reduziert und Folgeschäden vermieden.
In Deutschland leiden knapp 5 Millionen Menschen an Asthma, etwa 7000 sterben jährlich an der Krankheit und seinen Folgeschäden. Bei der allergischen Form sind oft Kinder unter 10 Jahren betroffen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Kurzatmigkeit
- Atemnot mit typisch erschwerter, verlängerter Ausatmung und pfeifenden Nebengeräuschen (häufig nachts auftretend)
- Unruhe, Angst, eventuell sogar Todesangst
- Eventuell Sprechschwierigkeiten und bläuliche Verfärbung der Lippen
- Bevorzugung einer aufrechten Sitzhaltung mit vornüber geneigtem Oberkörper und aufgestützten Armen.
Wann zum Arzt
Innerhalb der nächsten Tage, wenn
- immer wieder Atemprobleme oder krampfartige Hustenattacken auftreten, für die es keine Erklärung (z. B. Atemwegsinfekt) zu geben scheint.
- Zahl oder Schwere der Asthmaanfälle zunehmen.
Sofort den Notarzt rufen, wenn
- erstmals ein Atemnotanfall auftritt.
- bei bekanntem Asthma im Atemnotanfall die Notfallmedikamente nicht mehr wirken
- der Atemnotfall mit ausgeprägter Erstickungsangst oder anderen besorgniserregenden Symptomen (z. B. verminderte Ansprechbarkeit, starke Erschöpfung, Bewusstseinstrübung) einhergeht.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung und Klinik
Ausgangspunkt ist eine anhaltende Entzündung oder eine allergische Reaktion der Bronchialschleimhaut. Die Bronchialwand ist überempfindlich (bronchiale Hyperreagibilität) gegen eine Vielzahl von Reizen: Die Konfrontation mit diesen Reizen führt zu einem Asthmaanfall. Eine heftige Abwehrreaktion bewirkt ein Anschwellen der Bronchialschleimhaut, die zähen Schleim absondert, der nur schwer abtransportiert wird.
Gleichzeitig verkrampft sich die Muskulatur der Bronchien (Bronchospasmus). Durch diese Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) kann die eingeatmete Luft nicht mehr ungehindert ausgeatmet werden. Die Einatmung ist ebenfalls behindert, aber ein viel größeres Problem ist die nicht funktionierende Ausatmung. Die verbrauchte Luft staut sich in der Lunge und die Sauerstoffzufuhr reicht nicht mehr aus. Die Lunge ist überbläht, und der Betroffene kann kaum mehr atmen.
Ein Asthmaanfall entwickelt sich oft innerhalb weniger Minuten und wird meist durch Kurzatmigkeit und trockenen Husten eingeleitet. Die Ausatmung ist verlängert und erschwert, typischerweise sind ein Giemen („Pfeifen“) und Brummen zu hören. Der Betroffene setzt sich instinktiv aufrecht hin, lehnt sich nach vorn und stützt sich mit den Armen seitlich ab (Kutschersitz). Das dient der Unterstützung der Atmung: der Arzt spricht vom Einsatz der Atemhilfsmuskulatur. Dabei handelt es sich um bewusst zur Atmung einsetzbare Muskeln, vor allem Brust-, Hals- und Bauchmuskeln. Mit der Atemnot gehen oft ein Beklemmungsgefühl im Brustkorb („eiserne Faust“) sowie Unruhe und Erstickungsangst einher – was die Atemnot weiter verstärkt.
Im schweren Asthmaanfall kommt es zur Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff (Hypoxämie) und es besteht Lebensgefahr. Erkennbar ist dies daran, dass der Betroffene einen stark erschöpften und verwirrten Eindruck macht. Er hat einen rasenden Puls bei gleichzeitig schwachen Atemgeräuschen.
Hinweis: Wichtig ist, die Warnsignale eines sich anbahnenden Asthmaanfalls zu erkennen:
- Müdigkeit und Schwäche
- Eine beginnende Erkältung
- Die Beschwerden, wie z. B. Husten, nehmen in der Nacht zu
- Die Medikamente wirken schlechter
- Manchmal auch psychische Erregung
- Der Peakflow-Meter schwankt mehrere Tage stark bzw. liegt bei Werten unter 80 % des persönlichen Bestwertes.
Asthma ist nicht gleich Asthma
Man unterscheidet zwei Hauptgruppen des Asthmas…
- Exogen-allergisches Asthma (extrinsic Asthma), dem eine Fehlsteuerung des Immunsystems zugrunde liegt. Hier wird eine Abwehrreaktion gegen eigentlich harmlose Substanzen der Umwelt wie Blütenpollen, Nahrungsmittel oder Tierhaare in Gang gesetzt. Sie tritt oft gemeinsam mit Heuschnupfen und Neurodermitis meist zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr auf.
- Nicht allergisches Asthma (intrinsic Asthma), welches sich meist nach einem Atemwegsinfekt entwickelt. Danach lösen eine Reihe nicht-allergischer Faktoren einen Asthmaanfall aus, etwa körperliche Anstrengung, kalte oder warm-feuchte Luft, Stress, Weinen oder atemwegsreizende Substanzen (Tabakrauch, Ozon, Duftstoffe oder Lösungsmittel). Nicht-allergisches Asthma tritt bevorzugt bei Über-40-Jährigen auf.
… mit vielen klinischen Manifestationen und Formen:
- Mixed Asthma. Die Zweiteilung zwischen ex- und intrinsischem Asthma trifft nur auf einen Teil der Patienten zu, faktisch überwiegen Mischformen, die unter der Bezeichnung gemischtförmiges Asthma (mixed asthma) zusammengefasst werden. So reagieren Patienten mit exogen-allergischem Asthma sehr häufig auch auf nicht-allergische Reize – vor allem auf Zigarettenrauch, Düfte, körperliche Belastung oder psychische Stresssituationen. Darüber hinaus verändert sich ein allergisches Asthma im mittleren Lebensalter oft zu einer nicht-allergischen Form. Auf der anderen Seite handelt es sich bei Kleinkindern und Säuglingen häufig um ein infektgetriggertes Asthma. Erst später kann eine allergische Komponente hinzutreten oder in den Vordergrund rücken.
- Anstrengungsasthma. Zu Anstrengungsasthma kommt es typischerweise nach körperlicher Anstrengung wie Kaltsportarten (z. B. Skilanglauf) oder Sportarten mit häufigen Belastungsspitzen (wie Fußball). Es tritt sowohl im Rahmen des exogen-allergischen oder nicht allergischen Asthmas als auch isoliert auf.
- Medikamenteninduziertes Asthma. Auch Medikamente aus der Gruppe der Cyclooxygenase-Hemmer (z. B. Acetylsalicylsäure) und bestimmte Beta-Blocker können bei manchen Menschen einen Asthmaanfall verursachen oder ein bestehendes Asthma verschlimmern.
- Berufsbedingtes Asthma. Laut Schätzungen entwickeln ~10 % der erwachsenen Asthmatiker ihre Erkrankung am Arbeitsplatz. Für ein berufsbedingtes Asthma spricht, wenn sich die Asthmasymptome an arbeitsfreien Tagen bessern. In diesem Fall lässt sich ein Arbeitsplatzwechsel meist nicht umgehen.
- Weitere Sonderformen. Gelegentlich kann zudem ein Rückfluss von Magensäure (Refluxkrankheit) oder eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, in sehr seltenen Fällen auch ein Befall mit Parasiten (z. B. Echinokokken) Asthma auslösen.
Risikofaktoren
- Das exogen-allergische Asthma wird begünstigt durch eine positive Familienanamnese (Vater oder Mutter haben auch Asthma), Untergewicht bei der Geburt und frühes Abstillen, Vorerkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzeme, Rauchen der Eltern, übertriebene Hygiene und Allergene in der Umwelt wie Hausstaubmilbenkot, Schimmelpilzsporen und Tierhaare.
- Rauchen, auch Passivrauchen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente – wie etwa die beliebten NSAR-Schmerzmittel, zu denen die Acetylsalicylsäure zählt, sowie Betablocker, sind Risikofaktor für alle Formen des Asthmas.
Komplikationen
Status asthmaticus. Diese schwerste Form eines Asthmaanfalls hält besonders lang an oder kehrt in kurzer Folge wieder. Er ist immer ein Notfall: Der Patient muss häufig intubiert und künstlich beatmet werden.
Nahezu alle Asthmatiker, die an ihrer Erkrankung sterben, ersticken im Status asthmaticus.
Diagnosesicherung
Im akuten Asthmaanfall stellt der Arzt die Diagnose meist schon anhand der typischen Haltung und der pfeifenden Atmung des Patienten. Die körperliche Untersuchung zeigt den Schweregrad. Beim Abklopfen fällt ein heller (hypersonorer) Klopfschall (klingt ähnlich, als würde man auf eine hohle Schachtel klopfen) infolge der Lungenblähung auf. Der Arzt hört bei der Auskultation (Abhören) der Lunge neben giemenden bzw. pfeifenden Atemnebengeräuschen eine verlängerte Ausatmung. Je weniger Atemgeräusche zu hören sind, desto kritischer ist die Situation („stille Lunge“). Ferner dienen die Atemfrequenz und die Blutgasanalyse zur Einschätzung der Situation.
Zum Ausschluss eines Pneumothorax, einer Lungenentzündung und anderer Lungenerkrankungen wird evtl. eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt. Im EKG lassen sich möglicherweise Zeichen einer Rechtsherzbelastung nachweisen.
In beschwerdefreien Zeiten stützt sich die Diagnostik bei Verdacht auf Asthma auf 4 Pfeiler:
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung
- Prüfung der Lungenfunktion, z. B. mittels Spirometrie
- Ausschluss anderer Erkrankungen.
Lässt sich eine Verengung der Bronchien auf diesem Weg nicht nachweisen, wird ein inhalativer Provokationstest durchgeführt. Dazu wird beispielsweise ein rasch wirksames Beta-2-Sympathomimetikum verabreicht und nach 15–30 Minuten nach der Inhalation deren Auswirkung auf die Lungenfunktion untersucht. Weitere Funktions-, Labor- und bildgebende Untersuchungen geben Aufschluss über mögliche Begleiterkrankungen, insbesondere über Allergien.
Behandlung
Der Arzt folgt bei der Asthmatherapie 3 Zielen:
- Auslöser meiden
- Asthmaanfälle durch für den Anfall bereitgehaltene Medikamente abmildern und rasch beenden
- Asthmaanfälle durch eine Dauermedikation erst gar nicht auftreten zu lassen oder ihre Anfälle zu reduzieren.
Meiden von anfallsauslösenden Reizen
Allergenkarenz, also den Kontakt mit den individuellen Allergenen zu vermeiden, ist beim exogen-allergischen Asthma oberstes Gebot. Ist dies nicht möglich, kann versucht werden, die Menge der Allergieauslöser so weit wie möglich zu verringern, z. B. durch Sanierung der Wohnräume des Patienten. Bei bestimmten identifizierten Allergenen (vor allem Pollen, Insektengift, Hausstaubmilben) bietet sich auch eine Hyposensibilisierung an. Da Infekte ebenfalls Asthmaanfälle provozieren, sind Schutzimpfungen gegen Grippe und Pneumokokken sinnvoll.
Bedarfsmedikation
Jeder Asthmatiker erhält ein oder mehrere Bedarfsmedikamente, damit er sich selbst helfen kann, wenn Atemnot auftritt: Eine kleine Spraydose mit einem Mittel, das die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur löst und die Atemwege wieder erweitert, einen (kurz wirksamen) Bronchodilatator. Geeignet sind kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol. Da dieses Medikament nicht regelmäßig eingenommen, sondern nur bei Bedarf angewendet wird, bezeichnet man es als Bedarfsmedikation.
Dauermedikation
Treten mehr als einmal wöchentlich Probleme mit der Atmung auf, die den Einsatz einer Bedarfsmedikation notwendig machen, wird mit der Dauereinnahme eines Entzündungshemmers begonnen. Am wichtigsten ist Kortison, das die Schwellung und Schleimbildung in den Atemwegen zurückgehen lässt. Eine regelmäßige Einnahme der Medikamente wird die Lungenfunktion in der Regel langfristig deutlich verbessern. Verlaufskontrollen sind individuell je nach Schweregrad festzulegen, z. B. alle 3 Monate. Dabei werden Symptome, Lungenfunktion und Therapietreue regelmäßig durch den Arzt überprüft. Falls erforderlich, wird die Medikation angepasst.
Asthma kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und es kann erforderlich werden, die Behandlung im Lauf der Zeit an den Krankheitsverlauf anzupassen. Es muss immer individuell und mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden.
Dafür wurde ein Stufenplan entwickelt, der 5 verschiedene Stufen unterscheidet mit entsprechenden Vorgaben für die Medikamente und deren Dosierungen. Ziel ist, mit so wenigen Medikamenten wie möglich die Anfallsfreiheit zu garantieren. Eine optimal eingestellte Asthmatherapie verhindert Atemnotanfälle idealerweise vollständig und ermöglicht dem Patienten, den Aktivitäten seines täglichen Lebens unbeeinträchtigt nachzugehen.
Stufenschema zur Langzeitmedikation. Die Medikation Erwachsener orientiert sich am Stufenschema zur Langzeittherapie des Asthmas bei Erwachsenen nach den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Global Initiative for Asthma (GINA):
Stufe 1 (gelegentlich auftretendes Asthma, Beschwerden maximal ein- bis zweimal pro Woche):
- Bedarfstherapie: inhalatives, rasch wirkendes Beta-2-Sympathomimetikum, evtl. niedrig dosiertes inhalatives Kortison
- Dauermedikation: keine.
Stufe 2 (leichtes anhaltendes Asthma, Symptome mehrmals pro Woche):
- Bedarfstherapie: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Dauermedikation: niedrig dosiertes inhalatives Kortikosteroid
- Zusätzliche Alternativen bei Kinder: Cromone, Leukotrienanatogonisten.
Stufe 3 (mittelschweres Asthma, Beschwerden treten trotz regelmäßiger Glucocorticoid-Einnahme):
- Bedarfstherapie: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in niedriger bis mittlerer Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Als Alternative oder in Einzelfällen zusätzlich: Leukotrienantagonisten, Retardierte orale Beta-2-Sympathomimetika oder Dosissteigerung des inhalativen Kortikosteroid.
Stufe 4 (schweres Asthma, permanente Beschwerden trotz regelmäßiger Medikamenteneinnahme gemäß Stufe 3):
- Deutliche Einschränkungen der körperlichen Aktivität
- Bedarfsmedikation: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in hoher Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Zusätzliche Optionen: Retardiertes Theophyllin, systemische Kortikosteroide, Leukotrienantagonisten, Omalizumab.
Stufe 5 (sehr schweres Asthma, permanente Beschwerden trotz Behandlung gemäß Stufe 4):
- Bedarfsmedikation: Inhalatives, kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum
- Dauermedikation: Inhalatives Kortikosteroid in hoher Dosierung und/oder inhalatives, lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum, zusätzlich: Einnahme von Kortison in Tablettenform.
Alle wichtigen Asthma-Medikamente im Überblick
In den 5 Stufen werden die folgende Medikamentengruppen eingesetzt und z. T. miteinander kombiniert:
Beta-2-Sympathomimetika. Kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol, Fenoterol, Reproterol oder Terbutalin sind Bronchodilatatoren, lösen also die Verengung der Atemwege. Sie wirken nach der Inhalation einige Stunden lang. Lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika dagegen wirken mehr als 12 Stunden. Zu ihnen zählen Formoterol und Salmeterol. Ihre Haupteinsatzgebiete sind nächtliche Asthmaanfälle oder die Zusatztherapie bei schwerem Asthma. Beta-2-Mimetika sind in normaler Dosis meist gut verträglich. Als Nebenwirkung – vor allem bei höherer Dosierung – kann es zur Beschleunigung des Herzrhythmus und schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen kommen.
Anticholinergika. Auch sogenannte Anticholinergika zählen zu den Bronchodilatatoren, erweitern also die Bronchien. Unterschieden werden langwirksame Mittel wie Tiotropiumbromid von kurzwirksamen wie Oxitropiumbromid. Ihre Wirkung ist deutlich schwächer als die der Beta-2-Sympathomimetika, sie können jedoch gut mit ihnen kombiniert werden, wodurch sich deren Dosis verringert. Ihre Nebenwirkungen sind gering, mitunter treten Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit auf.
Glukokortikoide („Kortison“). Kortison wird in der Asthmatherapie vor allem inhalativ eingesetzt, in schweren Fällen auch in Tablettenform. Inhalatives Kortison entfaltet seine Wirkung fast nur in den Atemwegen. Eingesetzte Wirkstoff sind z. B. Beclometasondipropionat, Budesonid, Flunisolid oder Fluticason.
- Als Nebenwirkung können Pilzbefall des Mund-Rachenraums und Heiserkeit auftreten. Durch konsequentes Mundspülen nach dem Inhalieren und Verwendung von Inhalationshilfen (Spacer) lassen sich diese Risiken jedoch minimieren.
- Kortison in Tablettenform kommt zum Einsatz, wenn Kortison als Spray nicht ausreicht. Wenn möglich, bleibt es bei einer „Stoßtherapie“ über mehrere Tage, die nach einem schweren Anfall gestartet und deren Dosis sofort wieder von Tag zu Tag verringert wird.
- Nur bei schwerem Verlauf ist eine monatelange Einnahme unumgänglich.
Mastzellstabilisatoren. Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure oder Nedocromil sind nebenwirkungsarme entzündungshemmende Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden. Ihre Wirkung ist nicht sehr stark, sie können aber andere Medikamente einsparen helfen. Sie werden vorwiegend bei leichtem und exogen-allergischem Asthma angewendet. Zu den Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, gastrointestinale Beschwerden oder Husten.
Antileukotriene. Antileukotriene, auch Leukotrienantagonisten genannt, werden als Tabletten eingenommen. Als Wirkstoff bei Asthma zugelassen ist Montelukast. Montelukast hat sich u. a. bei exogen-allergischem Asthma sowie zur Vorbeugung von Anstrengungsasthma bewährt. Es wird in der Regel gut vertragen, allerdings spricht nur jeder zweite Asthmapatient auf dieses neuartige Medikament an.
Methylxanthine. Aus dieser Medikamentengruppe wird in der Regel der Wirkstoff Theophyllin eingesetzt, meist in Tablettenform. Theophyllin wirkt entzündungshemmend, erweitern die Bronchien und steigern den Atemantrieb. Weil Nebenwirkungen wie Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen drohen, wird Theophyllin nur noch zurückhaltend eingesetzt. Vor allem ältere Menschen vertragen Theophyllin oft schlecht
Applikationsarten für Asthmamedikamente
Inhalationstherapie. Die Inhalation von Medikamenten ist unverzichtbarer Teil der Asthmatherapie. Denn bei der Inhalation gelangen die Wirkstoffe über das Einatmen des Aerosols, also des Gases mit den darin gelösten Schwebstoffen, sofort in die Lunge und können dort direkt ihre Wirkung entfalten.
Zugleich wird der übrige Organismus kaum belastet, da nur kleine Mengen der Wirkstoffe in die Blutbahn gelangen. Die Gefahr, dass es etwa bei Anwendung von inhalierbarem Kortison zu den ganzen Körper betreffenden unerwünschten Wirkungen kommt, ist also gering.
Die Inhalation des Aerosols bedarf einer gewissen Übung, da andernfalls lediglich der Mund- und Rachenbereich mit dem Medikament benetzt wird. Die besten Therapieerfolge werden erzielt, wenn konsequent auch in anfallsfreien Perioden inhaliert und die Technik des Inhalierens fehlerfrei beherrscht wird. Hierfür empfiehlt sich die Teilnahme an einer Asthmaschulung.
Die richtige Inhalationstechnik hängt vom verwendeten Präparate-Typ ab. Es gibt Dosieraerosole und Pulverinhalatoren:
- Dosieraerosole. Bei Dosieraerosolen ist der Wirkstoff in einem Treibgas gelöst. Erfolgt die Freisetzung des Aerosols mit der Hand, muss gleichzeitig mit der Auslösung des Sprühstoßes tief eingeatmet werden, sonst verpufft der feine Nebel in der Luft. Bei atemzugsgesteuerten Systemen löst die Einatmung den Sprühstoß aus – das separate Auslösen per Hand entfällt.
- Pulverinhalatoren. Bei einem Pulverinhalator wird der Wirkstoff als fein gemahlenes Pulver und ohne zusätzliche Treibmittel freigesetzt (sogenannte Trockeninhalation). Das Medikament wird mithilfe des eigenen Atemzugs inhaliert. Damit muss die Auslösung des Sprühstoßes mit der Atmung nicht mehr koordiniert werden. Pulverinhalatoren sind in der Anwendung leichter als Dosieraerosole. Es gibt nicht auffüllbare Einzeldosissysteme und Pulverinhalatoren, die mehrmals aufgefüllt werden können.
Spacer. Als zusätzliche Inhalationshilfe für die Anwendung von Sprays kann ein Spacer verwendet werden. Das ist eine röhrenförmige Plastikkammer, die dem Mundstück des Asthmasprays aufgesetzt wird und das Aerosol aufnimmt, bevor es dann vom Sprühstoß unabhängig eingeatmet werden kann. Spacer erleichtern die korrekte Anwendung von Sprays besonders für Kinder und ältere Menschen, denen die gleichzeitige Koordination der tiefen Einatmung mit dem ausgelösten Sprühstoß oft schwerfällt.
Weitere Maßnahmen
Peakflow-Messung. Die Messung des Peakflows (Atemspitzenstoß, peak expiratory flow, PEF) mit dem Peakflow-Meter ist für die Therapiesteuerung des Asthmas unverzichtbar. Wertvoll für den Arzt und den Betroffenen ist vor allem die Verlaufsbeobachtung, d. h., wie sich die Messwerte im Laufe eines Tages oder unter Einfluss bestimmter Medikamente ändern. So lässt sich eine Verschlechterung der Atmung schon dann erkennen, wenn noch keine körperlichen Symptome wahrgenommen werden. Der Peakflow-Wert hängt nicht nur vom Schweregrad der Erkrankung, sondern auch vom Alter, vom Geschlecht und von der Körpergröße ab. Deshalb wird zunächst an mehreren „guten“ Tagen ein persönlicher Bestwert bestimmt, der dann als 100-%-Vergleichsgröße für alle weiteren Messungen dient.
Prognose
Für Patienten mit mäßig häufigen Asthmaanfällen ist die Prognose gut. Gleiches gilt für Kinder. Bei ihnen verschwinden die Krankheitszeichen in der Pubertät oft vollständig, die Überempfindlichkeit der Atemwege bleibt allerdings ein Leben lang bestehen.
Ansonsten hängt die Langzeitprognose davon ab, ob Schädigungen an Lunge oder Herz vermieden werden können. Die Aussichten sind gut, wenn die medikamentöse Dauertherapie dem jeweiligen Bedarf angepasst ist und konsequent durchgeführt wird.
Ihr Apotheker empfiehlt
Mit dem richtigen Wissen über Ihre Krankheit und dem festen Willen, sich von Ihrem Asthma nicht unterkriegen zu lassen, können Sie Ihre Lebensqualität entscheidend verbessern.
Was Sie selbst tun können
Asthmaschulung. Im Rahmen einer Asthmaschulung lernen Sie Ihre Erkrankung im täglichen Leben und auch in Krisensituationen eigenverantwortlich zu meistern. Schwerpunkte sind der Umgang mit Ihren Medikamenten und die Maßnahmen zur Selbstkontrolle.
Dazu gehören z. B. die regelmäßigen Messungen mit dem Peakflow-Meter, die Einübung von Entspannungs- und Atemübungen sowie bestimmte Körperhaltungen und Atemtechniken, um die Atmung während eines Asthmaanfalls zu erleichtern:
- Kutschersitz: Hierbei setzen Sie sich leicht nach vorn gebeugt auf einen Stuhl. Mit den Unterarmen bzw. mit den Ellenbogen stützen Sie Ihren Oberkörper auf den leicht gespreizten Oberschenkeln ab.
- Torwartstellung: Sie stehen mit leicht gespreizten Beinen, beugen sich leicht nach vorn und stützen sich mit den Händen auf die Oberschenkel.
- Lippenbremse: Sie atmen langsam und dosiert gegen den Widerstand Ihrer gespitzten und locker aufeinanderliegenden Lippen aus. Auf diese Weise entsteht bei der Ausatmung eine leichte (Luft-)Druckerhöhung in der Mundhöhle. Dieser erhöhte Druck setzt sich bis in die kleinsten Bronchiolen hinein fort, sodass diese nun nicht mehr zusammenfallen können und mehr Luft ausgeatmet werden kann. Auch langsames Einatmen mit nachfolgendem Luftanhalten kann helfen.
Therapieplan. Bitten Sie Ihren behandelnden Arzt um einen schriftlichen Therapieplan, der Besonderheiten Ihrer persönlichen Lebenssituation berücksichtig wie Urlaub und Sport und auch Vorgaben für Ausnahme- und Notsituationen enthält.
Jeden neuen Arzt vom Asthma in Kenntnis setzen. Da einige Arzneimittel Asthmaanfälle auslösen können, ist es wichtig, bei jedem neuen Arztkontakt auf die Asthmaerkrankung hinzuweisen. Dazu gehören z. B. Acetylsalicylsäure, andere NSAR (nichtsteroidale Antiphlogistika) oder Beta-Blocker (auch Augentropfen, z. B. für die Behandlung des Grünen Stars), die bei Asthmatikern eine Verengung der Bronchien bewirken. Gleiches gilt für einige naturheilkundliche Präparate wie z. B. Gelee royale und Echinacea.
Sparen Sie nicht mit Medikamenten! Leider vernachlässigen viele Patienten ihre Dauertherapie, wenn sie sich beschwerdefrei fühlen. Dahinter steht oft eine gute Absicht, nämlich Medikamente zu sparen. Was bei Schmerzmitteln sinnvoll ist, ist beim Asthma gefährlich: Denn durch Medikamentenpausen verringern Sie die Chance, nicht mehr rückgängig zu machenden Strukturveränderungen der Bronchien abzuwenden.
Angst bewältigen. Die Angst, im Asthmaanfall zu ersticken, begleitet den Betroffenen ein Leben lang. Mit dieser Bedrohung zurechtzukommen und trotzdem offen für die Freuden des Lebens zu bleiben gehört zu den Herausforderungen der Erkrankung. Viele Asthmapatienten profitieren von dem Erlernen einer Entspannungsmethode. Empfohlen werden vor allem Autogenes Training, Qigong, Yoga, Progressive Muskelentspannung und Meditation. Wenn die Ängste dennoch übermächtig werden und einen normalen Tagesablauf unmöglich machen, sollte eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.
Häusliche Umgebung sanieren. Davon profitieren Sie vor allem, wenn Sie ein exogen-allergisches Asthma haben und gegen Hausstaubmilben allergisch sind. Wichtigstes Milbenreservoir ist das Bett mit seinem feuchtwarmen Klima und den vorhandenen Hautschuppen. Daher sollten Sie Schaumstoff- oder Latexmatratzen mit speziellen „allergendichten“ Überzügen, waschbare Kopfkissen und Bettdecken, ebenfalls mit speziellen Bezügen zum „Einschließen“ (Encasing) der Milben, verwenden. Unerlässlich ist, dass Sie das Bettzeug morgens so weit wie möglich zurückschlagen, damit die Matratze über Tag austrocknen kann, denn sie nimmt pro Nacht rund 500 ml Wasser auf. Entsprechend gehören Tagesdecken für Allergiker in die Altkleidersammlung. Weitere Maßnahmen gegen Hausstaubmilben sind:
- Möglichst wenige Staub-Lagerplätze in der Wohnung (z. B. Gardinen oder große Pflanzen mit vielen kleinen Blättern)
- Niedrige Luftfeuchtigkeit in der Wohnung (unter 50 %, am besten ca. 40 %), regelmäßiges Stoßlüften mehrfach täglich vor allem in Neubauwohnungen
- Staubsauger mit Mikrofilter
- Bei Kindern: Waschen von Stofftieren einmal monatlich in der Waschmaschine (möglichst bei 60 °C), Trocknen im Trockner; alternativ einen Tag lang in die Tiefkühltruhe.
Nicht immer eine gute Idee: Teppichböden rausschmeißen. Diese Maßnahme ist populär und folgt dem Trend zu geschlossenen Böden wie Laminat, macht aber wissenschaftlich gesehen wenig Sinn: Untersuchungen zeigen, dass Allergene in den Teppichbodenschlingen festhängen (bis der Staubsauger sie schluckt), während sie auf Laminat, Steinböden oder Parkett durch Zugluft immer wieder aufgewirbelt werden. Diese Maßnahme ist also nur sinnvoll, wenn der neue Boden häufig gewischt wird, da Staub und Milbenkot sonst noch mehr als vorher aufgewirbelt werden.
Sport. Untersuchungen haben ergeben, dass ein guter Trainingszustand sich günstig auf den Verlauf der Asthmaerkrankung und sogar auf Anstrengungsasthma auswirkt. Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert bei jedem Menschen die Lungenfunktion, und so steigt auch bei einem Asthmakranken die Reizschwelle für die Auslösung eines Asthmaanfalls.
Besonders günstig sind dynamische Sportarten, mit denen zugleich die Ausdauer trainiert werden kann, wie etwa Schwimmen (in chlorarmem Wasser), Segeln, Tanzen, Rudern, Radfahren, Nordic Walking oder Jogging.
Disziplinen, die plötzlich starke Kraftanstrengungen oder vermehrte Pressatmung erfordern, sind dagegen für Asthmatiker nicht empfehlenswert. Dazu gehören z. B. Fußball, Krafttraining oder Leichtathletik. In Lungensportgruppen können Asthmatiker unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Übungsleiters und unter ärztlicher Aufsicht Sport treiben.
Hinweis: Banal, aber wichtig: Asthmasprays und ggf. Allergiepass beim Sport nicht vergessen!
Mit dem Rauchen aufhören. Rauchen und Asthma sind nicht miteinander vereinbar. Gelingt es nicht, das Rauchen ohne therapeutische Hilfe aufzugeben, ist die Teilnahme an einem Rauchentwöhnungsprogramm sinnvoll.
Auch Passivrauchen ist gefährlich. Deshalb sollten verqualmte Räumlichkeiten gemieden werden, und der Asthmapatient muss darum bitten, dass in seiner Gegenwart nicht geraucht wird.
Hinweis: Falls in Ihrem Haushalt andere Familienmitglieder rauchen, bitten Sie diese eindringlich, dieses ausnahmslos abzustellen. Auch das Rauchen auf dem Balkon bei geöffneter Fenstertür kann bei Ihnen einen Asthmaanfall auslösen.
Disease-Management-Programme. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse nach der Teilnahme an einem Disease-Management-Programm (DMP), auch Chronikerprogramm genannt. Diese strukturierten Behandlungsprogramme helfen dabei, dass Sie medizinisch regelmäßig und auf dem aktuellen Stand des Wissens versorgt werden. Im Programm integriert sind regelmäßige Arzttermine mit Beratungsgesprächen und Untersuchungen sowie die Vermittlung von Hintergrundinformationen zum Beispiel durch Schulungen. Übrigens: Auch die Ärzte, die DMP anbieten, müssen sich regelmäßig intensiv zu Ihrer Krankheit schulen lassen.
Prävention
Mütter mit Asthma sollten stillen. Dadurch senken sie das Risiko, dass ihre Kinder später selbst an Asthma erkranken. Denn eine aktuelle Studie ergab, dass Babys, die gestillt werden, später eine bessere Lungenfunktion haben. Sie können freier atmen und besitzen eine größere Lunge als Flaschenbabys. Das Saugen an der Brust ist anstrengender und verlangt eine spezielle Atemtechnik, die das Lungenwachstum stimuliert. Je länger die Kinder gestillt werden, desto besser ist die Lungenfunktion. In der Muttermilch stecken zusätzlich Abwehrstoffe.
Komplementärmedizin
Phytotherapie. Bewährt gaben sich Extrakte aus getrocknetem Efeu (Hedera helix), Thymian (Thymus vulgaris), Pestwurz (Petasites hybridus) und Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Alle haben eine bronchienerweiternde und schleimlösende Wirkung
Die genannten Heilpflanzen sind rezeptfrei als Fertigarzneien eingesetzt und erhältlich, sollten jedoch erst nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, da Allergiegefahr besteht.
Klimatherapie. Viele Menschen mit Asthma empfinden Seeklima als wohltuend. Das Reizklima der Nordsee ist stärker als das an der Ostsee, denn durch den stärkeren Wellengang gelangen entzündungshemmende Salzwasserpartikel als Aerosol vermehrt in die Atemwege und lindern die Beschwerden.
Weiterführende Informationen
- www.awmf.org – Nationale Versorgungs-Leitlinie Asthma
- www.akdae.de – Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Empfehlungen zur Therapie des Asthma bronchiale im Erwachsenenalter
- www.atemwegsliga.de – Website der Deutschen Atemwegsliga e. V., Bad Lippspringe: Unter anderem Downloads zu Spezialfragen wie Schwangerschaft, Reisen oder Asthma bei Kindern.
- www.patientenliga-atemweg.de – Website der Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V., Dienheim: Ausführliche Informationen zum Thema Lungensport sowie Broschüren zum Herunterladen, z. B. zu den Themen Selbsthilfe und (alternative) Behandlungsmöglichkeiten des Asthmas.
- www.lungensport.org – Website der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland e. V., Oppenheim: Bietet u. a. ein Adressenverzeichnis der regional organisierten Lungensportgruppen.
Bronchiektasen
Bronchiektas[i]en: Irreversible Erweiterung und Aussackung von Bronchien, meist erworben durch wiederkehrende Infekte wie Tuberkulose, Masern und Keuchhusten.
Auch der Verschluss eines Bronchus durch einen Tumor oder eingeatmete Fremdkörper begünstigt die Bildung von Bronchiektasen. In diesen Bronchialaussackungen sammelt sich Schleim, der einen Nährboden für Bakterien oder Pilze darstellt. Husten, Auswurf sowie häufige und meist chronische Infekte sind die Folge. Mit Medikamenten und Atemphysiotherapie lassen sich die Beschwerden lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Heilbar durch operative Entfernung der betroffenen Lungenabschnitte ist sie jedoch nur sehr selten.
Symptome und Leitbeschwerden
- Chronischer Husten
- Vor allem morgens reichlich Auswurf, der typischerweise aus drei Schichten besteht: Schaum, Schleim, grün-gelber Eiter; häufig sind auch kleine Blutmengen enthalten
- In späteren Stadien der Erkrankung zunehmende Luftnot.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- Fieber auftritt
- es zu Atemnot kommt oder diese schlimmer wird.
Die Erkrankung
Bronchiektasen sind narbige bindegewebige Aussackungen der Bronchialwand, die sich gerne entzünden und von Krankheitserregern besiedelt werden. In der Folge breitet sich die Entzündung auf das umliegende Gewebe aus. Der normale Wandbau der Luftwege wird zerstört und durch Narbengewebe ersetzt. Da sich in den Bronchiektas[i]en Schleim ansammelt, der einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze bietet, kommt es zu Atemwegsinfekten mit Fieber, verstärktem Husten und Atemnot. Besonders morgens und nach Lagewechsel werden große Mengen an Schleim und Eiter abgehustet.
Die Angaben über die Häufigkeit von Patienten mit Bronchiektasen schwanken sehr stark. So sollen Bronchiektasen zwar seltener geworden sein, weil die zugrundeliegenden Infektionen durch Antibiotika besser therapiert oder, wie beim Keuchhusten, durch Impfungen sogar verhindert werden können. Andererseits soll die Erkrankung in den letzten 10 Jahren vor allem bei älteren Menschen immer häufiger geworden sein. Ursache dafür könnten die steigenden Erkrankungsraten der COPD sein, da ein großer Teil der COPD-Patienten Bronchiektasen entwickelt, sowie die Tatsache, dass Bronchiektasen heutzutage durch bessere Diagnostik leichter erkannt werden können.
Diagnosesicherung
Die Diagnose ergibt sich aus der Anamnese und anhand der häufigen, meist fieberhaften Atemwegsinfekte mit regelmäßigem grün-gelblichem Auswurf (Sputum). Eine CT zeigt die Erweiterung der Bronchien.
Ergänzend treten Laboruntersuchungen hinzu wie:
- Differenzialblutbild
- Quantitative Bestimmung der Immunglobuline im Serum, um einen evtl. vorliegenden Immundefekt auszuschließen
- Mikrobiologische Untersuchung des Auswurfs auf Bakterien und evtl. auch auf Mykobakterien zur Bestimmung, welche Antibiotikatherapie am wirksamsten ist.
Bei Verdacht auf Begleiterkrankungen oder seltenere Ursachen der Bronchiektasen kommen Spezialuntersuchungen hinzu:
- Labortests beim Verdacht auf Mukoviszidose
- Labortests auf eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA)
- Stickstoff-Monoxid-Analyse und Zilienschlaganalyse beim Verdacht auf eine primäre ziliäre Dyskinesie (PCD). Bei dieser seltenen angeborenen Erkrankung ist die Bewegung der Flimmerhärchen (Zilien) in den Atemwegen gestört, was zu wiederkehrenden Atemwegsinfekten und dadurch zu Bronchiektasien führt. Die Stickstoff-Monoxid-Analyse gibt erste Hinweise auf eine PCD. Bei dieser Untersuchung wird mit Sonden der NO-Gehalt beim Luftanhalten gemessen. Patienten mit PCD zeigen deutlich erniedrigte NO-Werte. Die Bewegung der Zilien wird durch die Zilienschlaganalyse mittels hochauflösender Videomikroskopie an durch Nasenbürstung gewonnenen Epithelzellen untersucht.
Behandlung
Passend zum Erreger wird eine gezielte Antibiotikatherapie eingeleitet. Treten mehr als 3 Infekte pro Jahr auf, ist eine antibiotische Langzeittherapie zu erwägen.
Am häufigsten werden heute Makrolidantibiotika wie z. B. Azithromycin eingesetzt. Sie sollen nicht nur antibiotisch, sondern auch entzündungshemmend wirken und die Biofilmbildung von Pseudomonas beeinflussen.
Inhalatives Kortison und bronchienerweiternde Medikamente werden eingesetzt, wenn der Patient zusätzlich unter Atemnot infolge Asthma oder COPD leidet. Das Gleiche gilt für .
Patienten mit Problemen beim Abhusten können regelmäßige Inhalationen mit schleimlösenden Zusätzen, z B. hypertoner Kochsalzlösung helfen.
In schweren Fällen wird der Lungenfacharzt eine Operation erwägen, sie ist bei einem Befall nur eines Lungenflügels und bei Begrenzung auf wenige Lungensegmente möglich. Die Operation bleibt jedoch auch nach den neuesten europäischen Leitlinien nur Mittel der letzten Wahl.
Prognose
Das Voranschreiten der Krankheit wird durch diese Maßnahmen verlangsamt, eine Heilung ist jedoch nur in sehr seltenen Fällen durch eine operative Entfernung der Bronchiektasen möglich.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Therapietreue. Neben der Atemtherapie sind Antibiotika die wichtigsten Verbündeten, um die Krankheit zu bekämpfen. Nehmen Sie die Medikamente wirklich konsequent und regelmäßig ein.
Bronchialtoilette. Die Physiotherapie bietet die Bronchialtoilette mit Lagerungsbehandlung und Klopfmassage, Atemgymnastik und Abhustetechniken. Für Betroffene ist es ratsam, die Methoden der Bronchialtoilette selbst zu erlernen und konsequent zu Hause anzuwenden.
Hilfsmittel. Es gibt auch Geräte, die in den Atemwegen Schwingungen erzeugen können und dadurch den Schleim lösen. Dazu gehören z. B. RCCornet®, VRP1®, Gelomuc®, oder Acapella®.
Atemtechniken. Nützlich sind auch physikalische Maßnahmen, die am besten im Rahmen einer Lungen-Rehabilitation erlernt werden: Hierzu gehören unterstützende Atemtechniken. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt auf die Möglichkeiten einer Lungen-Reha an!
Prävention
Impfungen. Um Atemwegsinfekten vorzubeugen, empfehlen Experten die jährliche Grippe-Impfung und alle 5–6 Jahre die Impfung gegen Pneumokokken.
Weiterführende Informationen
- www.ersjournals.com – Die erste europäische Leitlinie für Patienten mit Bronchiektasen mit interessanten Informationen zu aktuellen Behandlungsstrategien und ihrem Nutzen wurde im September 2017 publiziert.
- www.atemwegsliga.de – Informationen erhalten betroffene Patienten auch bei der Deutschen Atemwegsliga.
Bronchitis, akute
Akute Bronchitis: Zu 90 % durch Viren ausgelöste Infektion der Bronchien mit Husten, Fieber und Kopfschmerzen.
Meist ist auch die Luftröhre (Trachea) betroffen, weshalb Ärzte auch von einer Tracheobronchitis sprechen. In 10 % der Fälle ist die Bronchitis bakteriell bedingt oder sie setzt sich als Komplikation auf eine ursprünglich virale Bronchitis.
Weitere Symptome sind Schmerzen hinter dem Brustbein beim Husten, manchmal Muskel- und Gliederschmerzen. Eventuell treten gleichzeitig Beschwerden der oberen Atemwege wie Schnupfen und Halsschmerzen auf. Die akute Bronchitis ist sehr häufig. Man geht in Deutschland von wöchentlich etwa 80 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner aus.
Symptome und Leitbeschwerden
- Husten
- Schmerzen hinter dem Brustbein beim Husten
- Zuerst kein Auswurf, dann schleimig-glasiger und schließlich weißlich-gelblicher Auswurf
- Heiserkeit
- Fieber
- Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen.
Wann zum Arzt
Nach einigen Tagen, wenn
- das Fieber nicht sinkt oder nach Fieberabfall erneut wieder ansteigt
- deutliche Atemgeräusche wie Giemen oder Rasseln oder sogar Atemnot auftreten.
Am nächsten Tag, wenn
- Babys und Kleinkinder unter tiefsitzendem Husten leiden oder kurzatmig werden
- Patienten mit schweren Grunderkrankungen wie Zuckerkrankheit, Herzschwäche und chronischen Lungenerkrankungen betroffen sind.
Nach einigen Wochen, wenn
- Husten und/oder Auswurf über mehr als 8 Wochen anhalten.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Eine Bronchitis entsteht, wenn das Abwehrsystem geschwächt ist oder wenn der Mensch mit sehr vielen oder mit besonders ansteckenden Erregern in Kontakt kommt. Das lokale Abwehrsystem wird durch chronische Krankheiten der Atmungsorgane wie Asthma oder COPD beeinträchtigt, aber auch durch chronische Herz-, Leber- und Nierenkrankheiten, Diabetes, Immundefekte und Alkoholismus.
Typische Auslöser einer akuten Bronchitis:
Viren. Etwa 90 % der Bronchitiden werden durch Viren ausgelöst:
- bei Kindern am häufigsten durch RS-, Adeno-, Coxsackie- und ECHO-Viren
- bei Erwachsenen durch Rhino-, Influenza- und Parainfluenzaviren sowie dem Corona- oder SARS-Coronavirus.
Bakterien. Seltener verursachen Bakterien eine akute Bronchitis. Wenn, dann pfropfen sich bakterielle Erreger häufig auf eine vorbestehende virale Infektion auf (Superinfektion). Folgende Erreger kommen bei einer akuten Bronchitis in Frage:
- Pneumokokken
- Staphylokokken
- Hämophilus influenzae
- Moraxella catarrhalis.
Pilze. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten können Pilze wie beispielsweise Candida eine Bronchitis verursachen.
Reizstoffe in der Atemluft. Eine akute toxische Bronchitis wird beispielsweise durch das Einatmen dieser Substanzen ausgelöst:
- Schwefeldioxid
- Nitrosegase
- Ozon
- Kohlenwasserstoffe.
Weitere Ursachen. Daneben können sich akute Bronchitiden auch im Rahmen von Masern, Keuchhusten, Windpocken oder Diphtherie entwickeln oder durch eine allergische Reaktion verursacht sein.
Klinik
Wie bei der Erkältung kommen die Erreger vor allem mit der Atemluft in den Körper. Sie gelangen in die unteren Atemwege und führen 1–6 Tage nach Ansteckung zu einer Entzündung der Bronchialschleimhaut mit verstärkter Schleimproduktion. Im Vordergrund steht der dadurch ausgelöste Husten, der oft sehr anstrengend und quälend ist. Husten ist die natürliche Reaktion des Körpers auf eine Reizung der Luftröhre, der Bronchien oder der Lunge und der Versuch, störende Fremdkörper oder gebildeten Schleim zu beseitigen. Bei einer Bronchitis sind die Luftwege durch eine Infektion angegriffen. Grippeähnliche Beschwerden wie starke Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen können ebenfalls auftreten. Die diagnostische Abgrenzung zur Grippe ist dann erschwert. Je nach Erreger und Abwehrlage des Körpers tritt Fieber oder erhöhte Temperatur auf. Der Husten kann den eigentlichen Infekt überdauern und bis zu 8 Wochen anhalten, bevor er abklingt. Häufig ist er von schleimigem Auswurf begleitet.
www.salevent.de, Michael Amarotico, München Die Schleimhaut der Atemwege beim Gesunden – die grün dargestellten Zellen produzieren Schleim, die blauen Zellen tragen Flimmerhärchen. Diese Härchen bewegen sich ständig zum Rachen und zur Nase hin. So transportieren sie Fremdkörper und Schleim und ermöglichen das Abhusten. Dieser Selbstreinigungsmechanismus ist bei Atemwegserkrankungen, aber auch bei Rauchern, beeinträchtigt. Rechts: Entzündete und geschwollene Schleimhaut bei einem Infekt. Die Zellen sind zum Teil zugrunde gegangen und haben ihre Funktion verloren (braun dargestellt).
Verlauf
Bereits bestehende Herz- oder Lungenkrankheiten können sich im Zuge einer akuten Bronchitis verschlechtern und zu Atemnot führen. Wenn sich auf der entzündeten Schleimhaut Bakterien ansiedeln, führen sie zu einer bakteriellen Zweitinfektion.
Komplikationen
Als Komplikation kann sich jede Bronchitis auf die Lunge ausbreiten, der Arzt spricht dann von einer Bronchopneumonie. Besonders gefährdet sind ältere oder abwehrgeschwächte Patienten. Diese Bronchopneumonie muss wie eine Lungenentzündung (Pneumonie) anderer Ursache behandelt werden.
Kommt es zu einer Entzündung der kleinsten Verzweigungen des Bronchialsystems besteht besonders bei Kindern die Gefahr, dass die Bronchien durch Anschwellen der Schleimhaut schnell eingeengt werden und Atemnot entsteht. Als chronische Folgen einer solchen Bronchiolitis können sich zudem durch narbige Veränderungen bleibende Verengungen (Stenosen) entwickeln, die schließlich zu Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen) führen (mehr dazu siehe chronische Bronchitis).
Diagnosesicherung
Der Arzt erfragt die Symptome und untersucht die Lunge. Beim Abhören macht sich die akute Bronchitis durch grobblasige Rasselgeräusche bemerkbar. Der Arzt grenzt den Husten einer akuten Bronchitis von dem Husten, der durch physikalische und chemische Reize (z. B. durch kalte Luft, Fremdkörper, Zigarettenrauch und Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker) ausgelöst wird, ab. Gegebenenfalls veranlasst er Laboruntersuchungen und gelegentlich auch ein Röntgenbild der Lunge.
Hat der Arzt den Verdacht auf eine Bronchitis im Rahmen einer anderen Erkrankung wie beispielsweise Keuchhusten, sind Bluttests z.B. auf Keuchhusten sinnvoll. Die Farbe des Sputums ist übrigens nicht wegweisend bei der Diagnose (früher dachte man, dass gelb oder grün gefärbtes Sputum beweist, dass die Bronchitis bakteriell bedingt ist).
Behandlung
Pharmakotherapie
Antibiotika. Bei sonst gesunden Patienten sind Antibiotika zur Behandlung der bakteriellen Zweitinfektion nicht zwingend erforderlich. Die antibiotische Therapie wird aber auch für diesen Patientenkreis empfohlen, wenn der bakterielle Infekt länger als 1 Woche anhält. Bei Risikopatienten werden Antibiotika früher eingesetzt, v. a. zum Schutz vor einer bakteriellen Lungenentzündung.
Kortikosteroide. Eine kurzfristige Inhalationstherapie mit Kortikosteroiden kann in manchen Fällen den Krankheitsverlauf abkürzen.
Bronchienerweiternde Medikamente. Wenn das Atmen schwerfällt, weil die Atemwege verengt sind (Obstruktion der Bronchien), können Bronchospasmolytika helfen.
Prognose
Die akute Bronchitis heilt bei sonst gesunden Menschen in den meisten Fällen komplikationslos aus, der Schleim löst sich und kann nach wenigen Tagen abgehustet werden.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Bettruhe. Solange man erhöhte Temperatur hat, sollte man sich schonen und im Bett bleiben. Bei Fieber verliert der Körper durch das Schwitzen Flüssigkeit. Also ist häufiges Trinken (mindestens 2 l am Tag) das oberste Gebot. Es tut gut, die Füße warm zu halten, und man kleidet sich am besten so, dass man weder schwitzt noch friert. Eine Schadstoffbelastung der Atemluft, z. B. durch Zigarettenrauch – aktiv wie passiv –, sollte unbedingt vermieden werden. Ungünstig ist auch das Kochen am Gasherd in der Küche, weil die Abgase die Bronchien reizen. Um Komplikationen und eine unnötige Verlängerung der Erkrankung zu verhindern, sollte man die Erkrankung auskurieren und nicht zu früh versuchen, wieder aktiv zu werden.
Viel trinken. Trockener Reizhusten wird erträglicher, wenn Mund und Hals durch Hustenbonbons und reichliche Zufuhr warmer Getränke gut befeuchtet werden. Vor allem (mit Honig) gesüßter Tee lindert den Hustenreiz, weil er die Bildung von Bronchialsekret stimuliert. Als hilfreiche Hausmittel bekannt sind Hustentees, Mischungen z. B. aus Eibisch, Isländisch Moos und Spitzwegerich. Ebenso lindern Dampfbäder mit Kamillenblüten oder Thymian trockenen Reizhusten. Vorsicht bei Asthma oder überempfindlichen Atemwegen! Wenn Atemnot auftritt, brechen Sie das Inhalieren ab.
Nach einigen Tagen Krankheit mit Fieber hat man viel Flüssigkeit verloren. Diese muss spätestens jetzt ersetzt werden, um den festsitzenden Schleim aus den Atemwegen lösen zu können. Besonders eignen sich auch hier Kräutertees, allerdings in etwas anderer Zusammensetzung, z. B. aus Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel, Thymiankraut und Fenchelfrüchten. Zum Süßen bietet sich Fenchelhonig an, der für seinen den Husten lockernden Effekt bekannt ist.
Hühnersuppe. Flüssigkeit auffüllen lässt sich auch gut mit Hühnerbrühe oder Gemüsesuppe. Für die Hühnerbrühe gibt es sogar Anhaltspunkte, dass sie nicht nur Energie bereitstellt und durch Wärme die Durchblutung ankurbelt, sondern auch antientzündliche und antioxidative Wirkungen entfaltet.
Honig. 1 Esslöffel Honig vor dem Schlafengehen kann den nächtlichen Husten mildern. Allerdings bitte nach Einnahme die Zähne gründlich putzen, um Karies vorzubeugen.
Luft befeuchten. Im Winter, der klassischen Erkältungszeit, ist es auch hilfreich, die meist sehr trockene Heizungsluft anzufeuchten, z. B. durch in Heizungsnähe aufgestellte Wasserbehälter, das Aufhängen von feuchten Tüchern oder das Verdampfen eines Topfes Wasser auf dem Herd. Zur intensiven Anfeuchtung der oberen Luftwege hat sich das Inhalieren heißer Dämpfe bei etwa 43°C bewährt. Wer es mag, kann dem heißen Wasser Meersalz oder Kräuteressenzen beimischen.
Geeignete Medikamente
Schmerzmittel und eventuell Hustenstiller können die Beschwerden lindern; bei sehr eingeschränkter Atmung ist die Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich.
Schmerzmittel. Leichte Schmerzmittel wie Paracetamol (z. B. Benuron®), Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen und fördern – vor dem Einschlafen genommen – die Nachtruhe.
Hustenstiller (Antitussiva). Abhilfe bei trockenem Husten versprechen Hustenstiller: Medikamente mit verschiedener Wirkweise, die den Hustenreiz abschwächen. Es gibt stärker wirksame rezeptpflichtige und schwächer wirksame rezeptfreie Hustenstiller. Außerdem kommen pflanzliche Mittel zum Einsatz, die die oberen Atemwege mit einem Schutzfilm auskleiden, der den Husten lindert. Die Einnahme von Hustenstillern ist vor allem abends sinnvoll, um einen ruhigen Nachtschlaf zu erzielen. Bei „lockerem“, also schon „produktivem“ Husten muss man allerdings abwägen, ob sich Hustenstiller noch lohnen. Denn Schleim bildet einen guten Nährboden für Bakterien, daher ist es besser, möglichst viel davon abzuhusten, statt den Hustenreiz zu unterdrücken.
- Die rezeptpflichtigen Hustenstiller wirken am stärksten und sind in der Regel gut verträglich. Man sollte sie anwenden, wenn der Husten sehr quälend ist, schmerzt und vom Schlafen abhält: Codein und Dihydrocodein unterdrücken den Hustenreiz, der vom Gehirn ausgeht, dämpfen aber auch den Atemantrieb, weswegen sie bei Lungenkrankheiten (z. B. Asthma) nicht eingenommen werden dürfen. Sie sind chemisch mit Opium verwandt und müssen deshalb vom Arzt verschrieben werden, verursachen jedoch keine Abhängigkeit. Sie machen müde, können das Reaktionsvermögen einschränken und sollten nicht mit Alkohol, Antihistaminika oder Schlafmitteln kombiniert werden. In höheren Dosen verursachen sie Verstopfung.
- Die frei verkäuflichen Hustenstiller sind in ihrer Wirkstärke den rezeptpflichtigen Hustenstillern deutlich unterlegen. Ob sie aus wissenschaftlicher Sicht überhaupt wirksam sind, wird unterschiedlich beurteilt. Viele Betroffene machen aber gute Erfahrung mit ihnen. Dextromethorphan ist vergleichsweise wirksam und wird häufig empfohlen, darf aber erst ab 12 Jahren angewendet werden. Es ist chemisch ähnlich aufgebaut wie die rezeptpflichtigen Hustenstiller, beeinträchtigt aber das Reaktionsvermögen nicht so sehr, weil es nicht an Opioid-Rezeptoren bindet. Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Müdigkeit, Schwindel, Magen- und Darmbeschwerden auf.
- Die pflanzlichen Hustenstiller, z. B. Spitzwegerich oder Isländisch Moos, wirken beruhigend, indem sie einen schützenden Schleimfilm über die gereizte Atemwegsschleimhaut legen. In Form von Lutschpastillen hüllen sie die Hustenrezeptoren des Rachens in ein Speichel-Sirup-Gemisch und dämpfen so während ihrer Verweildauer im Mund gut den Hustenreiz.
Komplementärmedizin
Phytomedizin. Cineol (z. B. Soledum® Kapseln), ein Naturwirkstoff aus Limonen, hat ebenfalls eine schleimlösende und bakterienabtötende Wirkung. Bei In-vitro-Studien wurde auch eine virenhemmende Wirkung festgestellt.
Die Wirksamkeit einer kombinierten Phytotherapie mit Thymian plus Efeu sowie Thymian plus Primel bei akutem Husten wurde in zwei kontrollierten Studien nachgewiesen.
Einer kontrollierten Studie zufolge reduzierte die Mischung aus Myrtol, Eukalyptusöl, Süßorangen- und Zitronenenöl (Gelomyrtol®forte) bei akuter Bronchitis sowohl tagsüber als auch nachts den Husten stärker als die Behandlung mit Placebo.
Homöopathie. Die Homöopathie kennt zahlreiche Akutmittel zur Linderung der akuten Bronchitis, so z. B. Aconitum, Apis mellifica, Bellis perennis, Bryonia, Conium, Echinacea, Hepar sulfuris, Lachesis, Spongia oder Sulfur.
Zwiebelsirup. Gut schleimlösend wirkt ein selbst gemachter Zwiebelsirup: Eine klein geschnittene Zwiebel mit einer Tasse Wasser langsam aufkochen, etwas abkühlen lassen und zwei Esslöffel Honig dazugeben. Eine halbe Stunde ziehen lassen, abgießen und über den Tag verteilt schluckweise trinken. Ein gutes Hausmittel ist auch ein Hustensirup, der sich aus einem Ansatz aus frisch geschnittener Zwiebel und Kandiszucker in einem geschlossenen Gefäß nach etwa einem Tag bildet. Davon werden dreimal täglich 2 TL eingenommen.
Ingwer. Ingwer desinfiziert, regt die Durchblutung an und ist nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch während einer Bronchitis hilfreich. Für Tee wird der Ingwer zerkleinert, mit heißem Wasser übergossen und eine Weile ziehen gelassen. Ist er noch zu heiß zum Trinken, kann man ihn auch gut erst inhalieren. Dazu beugt man sich über die Tasse, legt ein Tuch über den Kopf und atmet die Dämpfe tief ein. Wer möchte, kann zur Schleimlösung kleine Ingwerstückchen auch lutschen.
Rettichsirup. Dazu benötigt man eine Knolle schwarzen Rettich und Kandiszucker. Vom Rettich schneidet man eine Kappe ab und höhlt ihn bis auf eine Wandstärke von etwa 1 cm aus. Anschließend setzt man den Rettich auf ein Glas und bohrt einige Löcher mit einem Zahnstocher durch den Boden des Rettichs. Nun füllt man ihn mit Kandiszucker, setzt den Rettichdeckel wieder auf und lässt ihn über Nacht ziehen. Eine Mischung aus Zucker und Rettichsaft tropft in das Glas. Diesen Sirup kann man in kleinen Portionen über den Tag verteilt trinken. Wer möchte, kann ihn erwärmen.
Brustwickel. Brustwickel mit Zwiebeln, Thymian oder Quark können Linderung für Kinder und auch Erwachsene bringen, ebenso ein warmes Vollbad mit einer Hand voll Thymian als Zusatz.
Vibrationsmassagen. Manchen Patienten helfen auch regelmäßige Vibrations- oder Klopfmassagen des Rückens zum Lockern des Schleims in den Bronchien.
Prävention
Füße und Hände immer warmhalten! Bei kalten Füßen werden die Schleimhäute der Atemwege reflektorisch schlechter durchblutet. Das fördert die Entstehung von Atemwegsinfekten. Zimmer, in denen Sie sich aufhalten, sollten gut belüftet sein. Während der Heizperiode verhindert erhöhte Luftfeuchtigkeit ein Austrocknen der Schleimhäute. Auch Zink lässt sich vorbeugend nützen, z. B. vor den Haupterkältungszeiten im Herbst und Frühjahr ist die Einnahme von 15 mg Zink zweimal täglich zusätzlich zum Verzehr von reichlich Obst und Gemüse zu empfehlen.
Atemwegsinfekte treten seltener auf, wenn schädigende Stoffe wie aktiver oder passiver Zigarettenrauch vermieden werden.
Auch abhärtende Maßnahmen wie regelmäßige Saunabesuche, Kaltwassergüsse und Wechselduschen bessern die Abwehr und helfen so, Erkältungskrankheiten und Bronchitiden vorzubeugen.
Weiterführende Informationen
- www.lungeninformationsdienst.de
COPD und chronische Bronchitis
Chronische Bronchitis („Raucherhusten“): Anhaltende Entzündung der Bronchien mit chronischem Husten und schleimig-weißem Auswurf (Sputum). Sie ist die häufigste chronische Lungenerkrankung. Hierzulande sind 10–15 % der Bevölkerung über 40 Jahre betroffen, davon sind 90 % Raucher. Bei konsequentem Rauchverzicht ist die chronische Bronchitis heilbar. Wird weiter geraucht, geht sie in 20 % der Fälle in die COPD über. Ebenso steigt das Lungenkrebsrisiko.
COPD (für chronic obstructive pulmonary disease, deutsch: chronisch-obstruktive Bronchitis) ist ein chronisches Krankheitsbild mit anhaltender Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) und anderen nicht mehr rückbildungsfähigen Um- und Abbauprozessen des Bronchialsystems. Die Erkrankung entwickelt sich aus einer chronischen Bronchitis. Weltweit ist die COPD die vierthäufigste Todesursache.
Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS): Von der reinen COPD zu unterscheiden ist das Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS). Dieses beschreibt eine Mischform aus Asthma und COPD, bei der die Patienten Symptome beider Erkrankungen aufweisen.
Symptome und Leitbeschwerden
Chronische Bronchitis:
- Morgens Husten mit schleimig-weißem Auswurf (Raucherhusten).
COPD:
- Frühstadium: Atemnot bei mäßiger Belastung (z. B. Treppensteigen), Engegefühl in der Brust, nächtlicher Husten, Auswurf von zähem Schleim, Anfälligkeit für Atemwegsinfekte
- Im weiteren Verlauf: Atemnot auch in Ruhe, Keuchen, massiver Auswurf, fassförmiges Aussehen der Brust durch chronische Überblähung der Lunge (Lungenemphysem), oft Gewichtsverlust
- Spätstadium: bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten als Zeichen von Sauerstoffmangel aufgrund anhaltender Atemschwäche, anfallsartige Atemnot.
Wann zum Arzt
Innerhalb der nächsten Tage, wenn
- die Atemnot und der Husten zunehmen.
Heute noch, wenn
- sich eine bekannte COPD verschlimmert und Anzeichen einer Atemwegsinfektion wie Fieber und Schwäche auftreten (Verdacht auf Infektexazerbation).
Sofort den Notarzt rufen, wenn
- der Patient zusätzlich extreme Atemnot, Angst und Unruhe oder Anzeichen der Erschöpfung zeigt.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Entzündungszustände der Bronchien sind ein über Jahre und Jahrzehnte fortschreitender Krankheitsprozess. Neben individuellen Entzündungsursachen, wie Rauchen oder Feinstaubbelastung, ist die Ausprägung und Auswirkung der Entzündung auf die Lungenfunktion teilweise erblich gesteuert. Beispiele hierfür sind Störungen der Lungenentwicklung im Mutterleib und der seltene Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.
Anfangs, in der Phase der chronischen Bronchitis, sind die entzündlichen Schleimhautschädigungen noch rückbildungsfähig, sie führen jedoch beim weiteren Fortbestehen der Entzündungsursachen (Rauchen!) zu einer unwiderruflichen Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion) und schließlich zum Lungenemphysem. Hierbei nimmt die Leistung der Lunge ständig ab und der Patient leidet an Atemschwäche (chronische Ateminsuffizienz), denn das Emphysem führt zu einer Verringerung des Lungengewebes, das am Gasaustausch beteiligt ist. Entsprechend kommen bei der COPD zu den Symptomen einer chronischen Bronchitis zusätzlich zäher Schleim, Atemnot bei Belastung (Belastungsdyspnoe) und akute Schübe dazu. Letztere führen zu einer Verschlimmerung der Symptome mit teilweise lebensbedrohlichem Verlauf, meist als Folge von Infekten. Diese infektbedingte Verschlimmerung wird als infektiöse Exazerbation bezeichnet. Die Übergänge zum Endstadium der chronischen Ateminsuffizienz mit einer permanent unzureichenden Atmung sind fließend.
Klinik
Raucherhusten. Im Mittelpunkt des Raucherhustens steht die Entzündung der Bronchialschleimhaut als Folge der ständigen Reizung durch eingeatmete Schadstoffe, die in 90 % der Fälle aus dem Zigarettenrauch stammen. Dies hemmt die Aktivität der Flimmerhärchen, die den Bronchialschleim abtransportieren. Vor allem nachts kommt es zu vermehrter Schleimansammlung, die dann den Raucherhusten, das typische morgendliche Abhusten, auslöst, wodurch zumindest ein Teil des Schleims hinausbefördert wird.
Häufige Atemwegsinfektionen. Besteht die Reizung weiter, beginnt sich die Bronchialschleimhaut umzuwandeln: Sie schwillt an und wird dicker (Schleimhautödem), die Schleimdrüsen vermehren und vergrößern sich, die Schleimproduktion nimmt weiter zu. Gleichzeitig gehen immer mehr Flimmerhärchen zugrunde. Die schwer geschädigte Schleimhaut vermag ihre Transportfunktion kaum mehr zu erfüllen, sodass die immer größeren Mengen des zähen Schleims immer weniger nach außen gelangen und damit den Boden für die Besiedelung mit Krankheitserregern liefern. Die Betroffenen leiden nun häufig unter akuten Atemwegsinfektionen, was zu Husten, vermehrtem Auswurf, Keuchen und Atemnot bereits bei minimaler körperlicher Anstrengung (wie z. B. Treppensteigen) führt.
Rückbildung der Bronchialschleimhaut und Bronchospasmus. Am Ende des Teufelskreises stehen die weitgehende Rückbildung der Bronchialschleimhaut und die Verdickung und Erschlaffung der Bronchialwand, die zum Kollaps einzelner Bronchien führt, sowie die Neigung der Bronchialmuskulatur, zu verkrampfen. Das Verkrampfen der Bronchialmuskulatur wird als Bronchospasmus bezeichnet. Dadurch kommt es zu einer bronchialen Hyperreagibilität, also einer dauerhaften Verengung und oft auch Überempfindlichkeit der Bronchien, die sich durch anfallsartig auftretende Atemnot äußert und von einem „echten“ Asthmaanfall kaum mehr zu unterscheiden ist.
Risikofaktoren der COPD
Besonders häufig von COPD betroffen sind aktive Raucher. Man schätzt, dass 90 % der COPD-Fälle durch das Rauchen bedingt sind. Umgekehrt haben bis zu 50 % der älteren Raucher eine COPD.
Weitere Risikofaktoren sind:
- Passivrauchen
- Genetische Veranlagung, vor allem ein erblicher Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.
Komplikationen
- Infektexazerbation. Virale und bakterielle Infektionen der Bronchien sowie Lungenentzündungen sind die häufigsten und gefährlichsten Komplikationen einer COPD, da sie meist eine deutliche Verschlimmerung der Symptome (Infektexazerbation) bewirken.
- Respiratorische Insuffizienz. Infektexazerbationen oder andere Begleiterkrankungen führen nicht selten zum Versagen der Lunge, sodass das Blut nicht mehr ausreichend Sauerstoff enthält, aber stattdessen Kohlendioxid anreichert. Dies kann unbehandelt das Versagen lebenswichtiger Organe nach sich ziehen und erfordert die rasche Gabe von Sauerstoff (siehe unten).
Hinweis: Lebensbedrohlich ist, wenn der Betroffene eine inverse Atmung zeigt: Bauchatmung und – falls noch vorhanden – Brustatmung wechseln sich miteinander ab, der Betroffene atmet – als Reaktion des Körpers auf ein zu niedriges Sauerstoffangebot – sehr schnell mit einer Atemfrequenz von über 20 Atemzügen pro Minute. In diesem Fall ist umgehend der Notarzt zu rufen. Ggf. muss künstlich beatmet werden, um einen Atemstillstand aus Erschöpfung zu verhindern.
Diagnosesicherung
Anamnese. Das Beschwerdebild zusammen mit Angaben zu den Rauchgewohnheiten (Seit wann wird geraucht? Wie viele Zigaretten pro Tag?) sind für die Diagnose richtungsweisend.
Untersuchungen. Beweisend sind die Atemnebengeräusche im Rahmen der körperlichen Untersuchungen sowie die Ergebnisse der Lungenfunktion. In der Lungenfunktionsprüfung werden als Parameter die Einsekundenkapazität (FEV1) und die relative Einsekundenkapazität (FEV1/VK; VK = Vitalkapazität) ermittelt. Die Einsekundenkapazität ist die größtmögliche Menge an Luft, die ein Patient innerhalb einer Sekunde forciert ausatmen kann.
Einteilung in Schweregrade. Anhand der Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung erfolgt dann die Einteilung in einen von 4 Schweregraden der COPD.
Einteilung nach den Richtlinien der Global Initiative für Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD):
- Schweregrad I – leichtgradige COPD: FEV1 ≥ 80 % des Sollwerts, FEV1/VK