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Chronische Prostataentzündung (chronische Prostatitis): Bakterielle Entzündung der Prostata mit Schmerzen und Beschwerden beim Wasserlassen über mehr als 3 Monate.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom (abakterielle Prostataentzündung, chronisches pelvines Schmerzsyndrom, chronic pelvic pain syndrome CPPS): Schmerzen im Becken und Beschwerden beim Wasserlassen, die über 3 Monate anhalten und wobei im Gegensatz zur chronischen Prostataentzündung keine Erreger nachgewiesen werden können. Das CPPS wird in eine entzündliche und eine nicht-entzündliche Form (Beckenbodenmyalgie) eingeteilt.

Behandelt werden chronische Prostataentzündung und chronisches Beckenschmerzsyndrom mit Medikamenten, pflanzlichen Präparaten, physikalischen Maßnahmen und operativ. 60 % der betroffenen Männer werden innerhalb von 6 Monaten beschwerdefrei, die anderen zeigen variable Verläufe und zu etwa 20 % eine Chronifizierung ihres Leidens.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Wechselnd starke (fluktuierende) Schmerzen in der Genital-, Damm- und Analregion
  • Manchmal gestörtes Wasserlassen, z. B. schwächerer Harnstrahl, Schmerzen, Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können
  • Abnahme des sexuellen Interesses und Störungen von Erektion und Ejakulation
  • Schmerzen bei oder nach der Ejakulation.Unfruchtbarkeit.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankungen

Chronische Prostataentzündung

Die chronisch bakterielle Prostataentzündung beruht auf einer Infektion mit Bakterien wie Enterobakterien, Chlamydien oder Ureaplasma. Sie ist oft Folge einer nicht vollständig ausgeheilten akuten Prostataentzündung. Wenn sich infiziertes Prostatasekret in den Prostatagängen sammelt, bilden sich leicht Prostatasteine, an denen Bakterien haften. Wahrscheinlich werden diese Bakterien nicht ausreichend von den Antibiotika erreicht und verursachen deshalb die Chronifizierung der Entzündung.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom, CPPS

Beim chronischen Beckenschmerzsyndrom unterscheiden die Ärzte 2 Formen:

Entzündliches CPPS: Bei dieser auch inflammatorisch genannten Form gibt es trotz fehlendem Erregernachweis Hinweise auf ein entzündliches Geschehen in der Prostata. Hier vermutet man als Auslöser z. B. spezielle Bakterien, die mit den herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar sind.

Beckenbodenmyalgie (nichtentzündliches CPPS): Hier gehen neuere Theorien davon aus, dass sie – zumindest teilweise – durch Muskelverspannungen (Tender Points) im Beckenbereich entsteht oder durch ein Schmerzsyndrom in der Nähe der Wirbelsäule. Dazu passt, dass sich kein krankhafter Befund an der Prostata ausmachen lässt. Auch psychische Veränderungen spielen bei diesem Krankheitsbild eine Rolle – ob sie aber die Ursache der oft sehr belastenden Beschwerden sind oder nicht vielmehr die Folge, lässt sich derzeit nicht eindeutig klären. Stress scheint immerhin zur Ausprägung einer Beckenbodenmyalgie beizutragen, denn die Beschwerden bessern sich, wenn der Patient Entspannungsverfahren praktiziert wie Yoga, Autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson.

Diagnosesicherung

Die Untersuchungen bei einer vermuteten chronischen Prostataentzündung sind umfangreich:

  • Am Anfang stehen neben Anamnese und Prostata-Tastuntersuchung die Dreigläserprobe, um eine bakterielle Entzündung der Prostata ausschließen zu können, sowie der Bauchultraschall mit Restharnmessung und der transrektale Ultraschall
  • Im zweiten Schritt folgen Harnstrahlmessung, Urodynamik und eine Röntgenaufnahme der Harnwege (Ausscheidungsurogramm)
  • In manchen Fällen, insbesondere wenn diese Untersuchungen unklare Ergebnisse liefern, rät der Arzt gegebenenfalls zu Blasenspiegelung oder Enddarmspiegelung
  • Anamnese und Prostata-Tastuntersuchung
  • Dreigläserprobe, um eine eventuelle bakterielle Entzündung nachzuweisen. Bei der Dreigläserprobe uriniert der Patient nacheinander in 3 Gläser. Veränderungen wie Blutzellen oder Bakterien im ersten Glas geben Aufschluss über Prozesse in Harnröhre oder Harnblase, im 2. Glas über Harnleiter und Nierenbecken und im 3. Glas über Vorgänge in der Prostata. Inzwischen hat sich auch die Zweigläserprobe durchgesetzt, bei der Mittelstrahlurin und 10 ml Urin nach Prostatamassage gewonnen werden
  • Bauchultraschall zur Bestimmung des Restharns (Urinmenge, die beim Wasserlassen in der Blase verbleibt) und transrektaler Ultraschall zur Beurteilung der Prostata
  • Harnstrahlmessung, Urodynamik und eine Röntgenaufnahme der Harnwege (Ausscheidungsurogramm)
  • In manchen Fällen, insbesondere wenn diese Untersuchungen unklare Ergebnisse liefern, rät der Arzt gegebenenfalls zu Blasenspiegelung oder Enddarmspiegelung.

Analog zur Reizblase bei der Frau ist die Diagnose der Beckenbodenmyalgie eine Ausschlussdiagnose. Der Arzt prüft zunächst, ob die Beschwerden des Patienten eine organische Ursache haben, ob also ein messbarer krankhafter Befund vorliegt wie z. B. Veränderungen im Enddarm. Erst wenn dies eindeutig nicht gegeben ist, wird er die Diagnose „Beckenbodenmyalgie“ stellen.

Differenzialdiagnosen: Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen. Dazu gehören z. B. Harnröhrenentzündung und Harnblasenentzündung, Harnblasentumoren, Hämorrhoiden und Analfissur sowie Erkrankungen des Nervensystems und des Bewegungsapparates.

Behandlung

Chronisch bakterielle Prostataentzündung. Um die chronische bakterielle Entzündung zu heilen, verschreibt der Arzt ein Antibiotikum, das über 4 bis 6 Wochen eingenommen werden muss. Gegen die Schmerzen helfen Antirheumatika wie z. B. Diclofenac, bei Problemen mit dem Wasserlassen Alphablocker wie Tamsulosin.

Chronisches Beckenschmerzsyndrom, entzündliche Form. Sie steht zwischen der chronisch bakteriellen Prostataentzündung und der Beckenbodenmyalgie. Zumindest zu Beginn der Erkrankung kann der Arzt eine bakterielle Beteiligung nicht sicher ausschließen, weshalb auch hier ein Behandlungsversuch mit einem Antibiotikum über 2 bis 6 Wochen gerechtfertigt ist. Sollte dies die Beschwerden des Patienten mindern, wird die Antibiotikatherapie für weitere vier bis sechs Wochen fortgesetzt. Wenn alle möglichen Therapieansätze nicht helfen, kann bei starken Beschwerden und nachgewiesener Entzündung eine transurethrale Mikrowellenbehandlung der Prostata (TUMT), in einigen Fällen die Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) zur Beschwerdefreiheit führen.

Beckenbodenmyalgie. Die Behandlung ist insgesamt langwierig, da jeder Patient unterschiedlich schnell und gut auf die Therapie anspricht. Wichtig ist deshalb, dass Arzt und Patient ausreichend Geduld aufbringen. Da gesicherte Erkenntnisse und einheitliche Behandlungsstandards fehlen, geht jeder Arzt das Problem auf seine Art an. Allen gemeinsam ist jedoch, dass verschiedene Therapieansätze erprobt werden – in der Hoffnung, dass irgendwann eine der Therapiemöglichkeiten die erhoffte Linderung der Beschwerden bringt. Die folgende Zusammenstellung ist deshalb weder vollständig noch allgemein verbindlich:

  • Ist der Urinstrahl abgeschwächt oder muss der Patient häufig Wasserlassen, helfen eventuell ähnliche Medikamente wie bei der Prostatavergrößerung, nämlich pflanzliche Mittel wie z. B. Prostagutt®, oder Alpharezeptorenblocker wie Alna® oder Omnic® – letztere vor allem, wenn ein verengter Blasenauslass (Blasenhalsenge) vorliegt. Auch 5-Alpha-Reduktasehemmer wie Finasterid können die Beschwerden lindern.
  • Steht der Harndrang im Vordergrund, so wird der Arzt ein anticholinerges Medikament wie z. B. Mictonorm® oder Spasmex® empfehlen.
  • Blasenbeschwerden bessern sich bei manchen Patienten durch die Einnahme von Antidepressiva, weil diese Medikamente auch auf den Blasenschließmuskel einwirken.
  • Beckenschmerzen lassen sich durch entzündungshemmende NSAR oder ein Muskelrelaxans (z. B. Lioresal®) zur Entspannung der Muskeln lindern.
  • Treten die Beschwerden vermehrt bei Kälte auf, hilft Wärme – oft genügt ein warmes Bad.
  • Die Beschwerden bessern sich oft auch nach wiederholten Prostatamassagen, vermutlich über einen dadurch verbesserten „Abfluss“ von z. B. entzündungsauslösenden Substanzen.
  • Steht die psychische Problematik im Vordergrund, empfiehlt sich grundsätzlich eine Psychotherapie.
  • Transurethrale Mikrowellentherapie (TUMT) und die Injektion von Botulinumtoxin A zeigten in verschiedenen Studien Behandlungserfolge.
  • Aussichtsreich, aber noch im experimentellen Stadium, ist der Einsatz von Stoßwellen (ESWL).

Prognose

  • 60 % der Patienten mit einer chronischen Prostataentzündung oder CPPS werden innerhalb von 6 Monaten nach Beginn ihrer Probleme wieder beschwerdefrei. Bei 20 % bleiben die Beschwerden auf Dauer bestehen, bei den restlichen Patienten treten sie in intervallartigen Krankheitsschüben auf. Die Beschwerden bessern sich oft auch nach wiederholten Prostatamassagen, vermutlich über einen dadurch verbesserten „Abfluss“ von z. B. entzündungsauslösenden Substanzen.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Was Sie selbst tun können

Um ein erneutes Aufflammen der Beschwerden zu vermeiden, gilt es, einige Regeln zu beachten:

Kältereize vermeiden. Jede Auskühlung im Beckenbereich ist ein starker neuer Entzündungsreiz: Tauschen Sie deshalb z. B. sofort nach dem Schwimmen eine nasse gegen eine trockene Badehose aus, vermeiden Sie kalte Sitzgelegenheiten und Zugluft und sorgen Sie dafür, dass Sie keine kalten Füße bekommen.

Mechanische Reize minimieren. Auch starke mechanische Belastungen des Beckenbodens provozieren neue Entzündungen. Besonders ungünstig sind Radfahren und Reiten. Sie sollten zumindest in Zeiten von Beschwerden vollständig gemieden und auch nach Abklingen der Beschwerden nicht exzessiv betrieben werden. Bei immer wieder auftretenden Beschwerden sollten Sie ganz darauf verzichten.

Sexualtoilette. Häufige Masturbationen sind sinnvoll, um einen die Entzündung aufrechterhaltenden Sekretstau in den Samenleitern und der Samenblase zu verhindern. Beim Geschlechtsverkehr sind Kondome zu verwenden, um die/ den Partner/in zu schützen.

Komplementärmedizin

Entsprechend der Vielfalt ärztlicher Behandlungsansätze bietet auch die Komplementärmedizin eine reiche Auswahl an Therapiemöglichkeiten. Alle hier genannten Behandlungen haben sich bei Betroffenen bewährt. Trotzdem sollten Sie in Ihren Erwartungen realistisch bleiben: Je länger Ihre Beschwerden bereits bestehen, desto weniger Erfolg versprechend werden die Behandlungsergebnisse sein. Im Einzelnen werden in der Fachliteratur empfohlen:

  • Biofeedback über eine Rektalsonde hilft, Ihr Gespür für Ihren Beckenboden zu verbessern. Über Lichtsignale kontrollieren Sie, ob Sie Ihren Beckenboden ausreichend anspannen bzw. entspannen, um ihn so schrittweise zu stärken.
  • Eine Akupunkturbehandlung, die auf die Punkte des Konzeptionsgefäßes am Unterbauch abgestimmt ist, lindert oft die Beschwerden.
  • Heiße Sitzbäder, eventuell mit Moorzusatz, lindern häufig die Beschwerden.
  • Weitere Therapien wie die manuelle Lockerung schmerzhafter Triggerpunkte sind Erfolg versprechend.
  • Verschiedene Homöopathika beeinflussen einzelne Beschwerden, so Pulsatilla den häufigen Harndrang oder Clematis stechende Schmerzen in der Prostata.
  • Vor allem bei der entzündlichen Form wirken Enzyme wie Wobenzym® oder Phlogenzym®, wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden.

Weiterführende Informationen

Walter Merkle: Der chronische Beckenbodenschmerz. Steinkopff, 2007. Beleuchtet das Krankheitsbild interdisziplinär aus Sicht des Urologen, des Schmerztherapeuten, der Psychosomatik, der Proktologie (beschäftigt sich mit Erkrankungen des Enddarms) und der Gynäkologie. Für Ärzte geschrieben, für Betroffene dennoch sehr nützlich.

Prostataentzündung, akute

Akute Prostataentzündung (Akute [bakterielle] Prostatitis): Durch Bakterien wie Escherichia coli und andere ausgelöste, akute, hochschmerzhafte Entzündung der Prostata. Sie tritt häufig bei älteren Männern zusätzlich zu einer Prostatavergrößerung auf, da sie durch Harnabflussstörungen begünstigt wird. Besonders bei Einwirkung von Nässe oder Kälte erkranken auch jüngere Männer, vor allem bei zusätzlich vorliegenden Harnröhrenverengungen. Die Erkrankung lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. Rückfälle und ein Übergang zur chronischen Prostataentzündung sind jedoch nicht selten, wenn die Entzündung nicht ausreichend therapiert wird.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starke Schmerzen in der Damm- und Analregion, oft in Leiste oder Penis ausstrahlend
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Häufiger Harndrang, Harnabflussstörungen wie abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl, Brennen beim Wasserlassen oder verlängerte Miktionszeit
  • Gelegentlich Harnverhalt
  • Schlechter Allgemeinzustand
  • Hohes Fieber, evtl. Schüttelfrost.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • erstmaligem Auftreten der Leitbeschwerden.

Sofort in die Klinik bei

  • hohem Fieber, Schüttelfrost und/oder schlechtem Allgemeinzustand.

Die Erkrankung

Ursachen und Verlauf

Die akute Prostataentzündung wird meistens im Rahmen einer normalen Blasenentzündung oder Harnröhrenentzündung ausgelöst, wenn Bakterien über die Harnwege in die Prostata gelangen. Besteht durch Harnabflussstörungen ein erhöhter Widerstand beim Wasserlassen, können Bakterien regelrecht aus der Harnröhre in die dort mündenden Prostataausführungsgänge gepresst werden. Auch nach urologischen Eingriffen wie einer Blasenspiegelung oder einer Prostatabiopsie kommt es durch Einschleppung von Keimen manchmal zu einer Prostataentzündung.

Samenblasen und Nebenhoden können, wenn sie entzündet sind, eine Prostataentzündung auslösen, aber auch im Verlauf einer Prostataentzündung selbst infiziert werden. Eine schwere Komplikation ist die Urosepsis, also der Übertritt der Erreger in die Blutbahn.

Risikofaktoren

Harnabflussstörungen wie eine Phimose oder eine Harnröhrenverengung begünstigen die Entwicklung einer Prostatitis ebenso wie ein zur Harnableitung gelegter Dauerkatheter. Auch Analverkehr oder Prostatabiopsien erhöhen das Risiko, an einer Prostataentzündung zu erkranken.

Diagnosesicherung

Wegweisend ist die Prostata-Tastuntersuchung, die als Befund eine druckschmerzhafte, angeschwollene Prostata ergibt. Der Nachweis einer bakteriellen Entzündung erfolgt mit dem Mittelstrahlurin. Bei Ausfluss aus der Harnröhre entnimmt der Arzt auch hier Abstriche, um seine Diagnose zu sichern.

Bei Fieber veranlasst der Arzt häufig eine Blutkultur, außerdem bestimmt er Entzündungswerte wie CRP und die weißen Blutkörperchen im Blut. Um sicher auszuschließen, dass kein Prostatakrebs vorliegt, wird das Prostataspezifische Antigen (PSA) gemessen. Dieses ist zwar auch bei einer akuten Prostataentzündung im Blut mäßig bis deutlich erhöht, sinkt aber nach einigen Wochen wieder – anders als bei einer Krebserkrankung – in den Normbereich ab.

Im akuten Stadium führt der Arzt keine Ultraschalluntersuchung der Prostata durch, da hierdurch Keime in die Blutbahn gelangen können, was im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führt (Urosepsis, wie die von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung heißt). Zudem ist jeder Druck auf die Prostata bei einer akuten Prostataentzündung extrem schmerzhaft, sodass der Arzt auch mit dem Transrektalen Ultraschall (TRUS) bis zum Abklingen der Entzündung wartet. Jedoch ist es manchmal notwendig, nach Beginn einer antibiotischen Behandlung durch die TRUS-Untersuchung eine eitrige Einschmelzung (Abszess) der Vorsteherdrüse auszuschließen. Alternativ dazu kann auch eine CT- oder MRT-Untersuchung veranlasst werden.

Behandlung

Der Arzt verordnet Antibiotika für vier bis sechs Wochen. In Frage kommen bei einer Prostatitis zum Beispiel Cephalosporine und Gentamicin. Gegen Schmerz und Fieber erhält der Patient entzündungshemmende Medikamente wie z. B. Diclofenac oder Metamizol. Um den schmerzhaften Stuhlgang zu erleichtern, lässt sich der Stuhl mithilfe von Laktulose erweichen.

Bei schwerem Verlauf ist eine Einweisung in die Klinik notwendig, um die Antibiotika hochdosiert per Infusion zu verabreichen. So ist es auch möglich, bei einer sich abzeichnenden Abszessbildung sofort chirurgisch einzugreifen.

Bei erhöhter Restharnmenge wird vorübergehend ein Bauchdeckenkatheter (suprapubischer Katheter) gelegt, um die Entzündung nicht durch das erschwerte Wasserlassen noch weiter zu verstärken.

Ultraschall-Verlaufskontrollen sind wichtig, um einen Prostataabszess rechtzeitig zu erkennen. Dabei handelt es sich um eine abgekapselte Eiteransammlung in der Prostata. Je nach Größe des Abszesses stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Kleiner Abszess: Behandlung mit Antibiotika oder Eröffnung des Abszesses durch Punktion mit einer Nadel und wenn nötig Anlegen einer Drainage. Die Abheilung sollte dann regelmäßig über TRUS kontrolliert werden.
  • Großer Abszess: Operative Eröffnung und Entfernung des Abszesses, um eine lebensbedrohliche Blutvergiftung zu verhindern.

Prognose

Eine frühzeitige und ausreichend lange antibiotische Therapie ist meist ausreichend, damit die Prostataentzündung wieder abheilt. Bei etwa 20 % der Patienten geht die akute in eine chronische bakterielle Prostataentzündung über.

Ihr Apotheker empfiehlt

Nehmen Sie die verschriebenen Antibiotika unbedingt so lange ein, wie sie Ihr Arzt verordnet hat, auch wenn Ihre Beschwerden schnell nachlassen. Bei zu kurzer Behandlung droht die Infektion von Nebenhoden und Samenblasen und der Übergang in eine chronische Prostataentzündung.

Komplementärmedizin

Wärmeanwendungen, wie z. B. ansteigende Fußbäder oder Sitzbäder mit Heublumen ersetzen zwar keinesfalls die Behandlung mit Antibiotika, wirken aber schmerzlindernd auf Prostata und Blase und können deshalb begleitend eingesetzt werden. Anschließend sollte der Patient Ruhe halten oder am besten gleich zu Bett gehen.

Um die Bakterien auszuspülen, ist es ratsam, viel zu trinken. Gut geeignet sind Wasser sowie spezielle Nieren- und Blasentees.

Homöopathen empfehlen zur Behandlung einer Prostatitis häufig Sabal serrulatum (Sägepalme). Studien zeigen aber, dass diese wirkungslos sind.

Prostatakrebs

Prostatakrebs (Prostatakarzinom, PCA): Bösartiger Tumor der Prostata (Vorsteherdrüse); die häufigste Krebserkrankung beim Mann – bei jedem zehnten Mann wird im Laufe seines Lebens Prostatakrebs diagnostiziert – und die dritthäufigste Krebstodesursache. Die zunehmende Häufigkeit ist Folge der alternden Bevölkerung – es erkranken vor allem Männer zwischen 60 und 80 Jahren – und der verbesserten Früherkennung. Bei vielen vornehmlich älteren Patienten wächst der Krebs aber sehr langsam, sodass der Betroffene gar nicht am Prostatakrebs selbst stirbt – selbst dann nicht, wenn dieser unbehandelt bleibt.

Manchmal verursacht der Krebs zu Lebzeiten keinerlei Beschwerden und wird erst nach dem Tod bei einer Obduktion festgestellt; der Mediziner spricht dann von einem latenten Prostatakarzinom.

Je nach Krankheitsstadium und Patientenwunsch gibt es verschiedene therapeutische Optionen wie Watchful Waiting, Bestrahlung der Prostata, radikale Entfernung der Prostata sowie Hormon- und Chemotherapie. Ist der Tumor auf die Prostata begrenzt, ist der Krebs meist heilbar. Bei Fernmetastasen ist die Prognose jedoch schlecht, die 10-Jahres-Überlebenszeit beträgt nur 10 %.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Häufigeres Wasserlassen
  • Abschwächung des Urinstrahls bis hin zum Harnverhalt (Unmöglichkeit des Wasserlassens)
  • Blutbeimengungen zum Sperma oder Urin
  • In fortgeschrittenen Stadien Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust
  • Inkontinenz und Impotenz bei Wachstum des Tumors in Schließmuskel und Nerven.

Wann zum Arzt

Sofort bei

  • Harnverhalt, stark blutigem Urin und Nierenschmerzen in Verbindung mit Fieber.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden weniger stark ausgeprägt sind.

Die Erkrankung

Prostatakrebs entsteht zu etwa 85 % in den äußeren Anteilen der Prostatadrüsen und wächst im Verlauf über die Kapsel der Prostata hinaus. Schreitet das Krebswachstum weiter voran, kommt es zur Metastasierung: Zuerst bilden sich Metastasen in den Lymphknoten des Beckens, dann entlang der Bauchschlagader. Wenn die Krebszellen bereits in den Blutkreislauf eingebrochen sind, besiedeln sie Knochen, vor allem von Wirbelsäule und Becken, und schließlich auch Organe wie Lunge oder Leber.

Risikofaktoren

Prostatakrebs kann familiär gehäuft auftreten, sodass für die männlichen Verwandten eines betroffenen Familienmitglieds ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko besteht. Mittlerweile ist eine Vielzahl an genetischen Veränderungen bekannt, die das Risiko entscheidend beeinflussen, an Prostatakrebs zu erkranken.

Zu weiteren Risikofaktoren zählen wahrscheinlich sexuelle Enthaltsamkeit (genauer gesagt, seltene Ejakulationen), eine Schwermetallbelastung z. B. mit Cadmium und eine Behandlung mit Testosteron. Letztere kann zwar keinen neuen Krebs auslösen, doch werden dadurch auch kleinste, bereits vorhandene Krebszellen zum Wachstum angeregt.

Insgesamt haben jüngere Männer eher aggressive Tumorformen (kann nach der Gewebeentnahme vom Pathologen beurteilt werden), ältere im Schnitt eher langsam wachsende Tumoren.

Diagnosesicherung

Der Prostatakrebs wird idealerweise im Rahmen der „Vorsorgeuntersuchung“ in frühen Stadien ertastet. Da diese Untersuchung nur von etwa einem Fünftel der Männer wahrgenommen wird, wird die Diagnose nicht selten verschleppt.

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung für Männer ab dem 45. Lebensjahr tastet der Arzt bei der digitalen rektalen Untersuchung die Prostata auf verhärtete Anteile ab. Bei etwaigen Verhärtungen stellt er fest, ob der Krebs bereits über die Prostatakapsel hinausgewachsen ist. Ergänzend führt er einen Transrektalen Ultraschall (TRUS) durch, um genauer beurteilen zu können, ob der Prostatakrebs bereits über die Vorsteherdrüse hinausgewachsen ist.

Liegt der Verdacht auf Prostatakrebs vor, lässt der Arzt die PSA-Werte im Blut bestimmen. Die Kosten für die PSA-Bestimmung werden dann von den Krankenkassen übernommen (ebenso bei der Nachsorge). Nur die PSA-Bestimmung ohne Krebs-Verdacht ist eine IGeL-Leistung – zu Recht, weil sie in ihrer Sinnhaftigkeit wissenschaftlich umstritten ist.

Beweisend für einen Prostatakrebs ist in aller Regel die Prostatastanzbiopsie. Sie gibt Aufschluss darüber, ob tatsächlich ein Krebs vorliegt und wie aggressiv und ausgedehnt er ist. Aktuell empfehlen Experten die Entnahme von 10–12 Gewebeproben in der Erstbiopsie. Danach erhöht eine so genannte Sättigungsbiopsie mit etwa 20 Gewebeproben die Chance, einen möglichen Prostatakrebs zu entdecken.

Werden in der Stanzbiopsie keine Krebszellen festgestellt, aber es besteht weiterhin der Verdacht auf ein Prostatakarzinom, wird eine spezielle MRT-Untersuchung der Prostata (Multiparameter-MRT) empfohlen. Diese kann auffällige Areale der Prostata aufzeigen, aus denen gezielt Biopsien entnommen werden.

Steht die Diagnose „Prostatakrebs“ fest, wird die Ausdehnung des Tumors ermittelt, es erfolgt das sog. Staging. Dafür werden zunächst die schon vorhandenen Ergebnisse von DRU, PSA-Wert, TRUS und Stanzbiopsie begutachtet und ein Risikowert ermittelt.

Handelt es sich um ein frühes Tumorstadium mit geringem Risikowert, folgen keine weiteren Untersuchungen vor der Therapie.

Ist der Tumor jedoch schon fortgeschritten und zeigt einen hohen Risikowert, wird das Staging erweitert. Mit einer Skelettszintigrafie, bei der eine schwach radioaktive Substanz in eine Armvene gespritzt wird, untersuchen die Ärzte die Knochen auf vorhandene Metastasen. CT oder MRT-Untersuchungen des Beckens geben Aufschluss über eine eventuelle Tumorabsiedlung in die Lymphknoten.

Problematisch beim Prostatakrebs ist, dass erst nach einer radikalen Prostatektomie anhand des entfernten Gewebes die genaue Ausdehnung des Krebses ermittelt werden kann. Die diagnostischen Verfahren vor der Operation erlauben nur eine Abschätzung der Tumorgröße und somit des Krebsstadiums.

Behandlung

Die Behandlungsoptionen beim Prostatakrebs sind unterschiedlich effektiv und haben verschiedene Auswirkungen auf die Lebensqualität. Welches Verfahren für den Betroffenen sinnvoll ist, wägen Arzt und Patient gemeinsam ab. Entscheidende Faktoren für die Auswahl der Therapie sind:

  • Krebsart und Tumorstadium
  • Vorhandensein von Metastasen
  • Alter des Patienten und tumorunabhängige Lebenserwartung
  • Begleiterkrankungen
  • Patientenwunsch.

Folgende therapeutische Strategien/Verfahren stehen zur Verfügung (Erklärung zu den einzelnen Verfahren siehe unten):

  • Prostatakrebs ohne Metastasen
    • Aktive Überwachung
    • Radikale Prostatektomie, d. h. die operative komplette Entfernung von Prostata und Samenblasen (radikale Prostataentfernung)
    • Externe Bestrahlung
    • Brachytherapie (interne Bestrahlung)
    • Hormonentzugstherapie.
  • Prostatakrebs mit Fernmetastasen und einer tumorunabhängigen Lebenserwartung
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