Glomerulonephritis (GN, Nierenkörperchenentzündung): Schwere, akute oder chronische Entzündung der Nierenkörperchen beider Nieren, oft mit unbekanntem Auslöser. Manchmal ist eine Glomerulonephritis die Spätfolge einer bakteriellen Entzündung wie Scharlach oder Mittelohrentzündung, manchmal ist sie Bestandteil einer schweren rheumatologischen Erkrankung.
Behandelt wird abhängig von der Ursache vor allem mit Diät, Salz- und Flüssigkeitskontrollen sowie Medikamenten, in schweren Fällen auch mit einer Blutwäsche. Betroffene Kinder haben sehr gute Heilungschancen, die Hälfte der erwachsenen Patienten behält hingegen einen Nierenschaden zurück, der lebenslang kontrollbedürftig ist.
Eine Glomerulonephritis betrifft immer beide Nieren. Darin liegt auch die Gefahr bei dieser Erkrankung, denn nicht selten führt die Glomerulonephritis zum chronischen Nierenversagen.
Symptome und Leitbeschwerden
Akute Form:
- Ödeme (Wassereinlagerungen), vor allem im Gesicht
- Krankheitsgefühl mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber
- Blut im Urin (Urin sieht aus wie Cola oder Eistee) oder schaumiger Urin
- Schmerzen im Rückenbereich, etwas oberhalb der Taille oder der Lendenregion
- Erhöhter Blutdruck.
Chronische Form:
- Appetitlosigkeit und Mundgeruch
- Übelkeit
- Juckreiz.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen bei
- nachlassendem Appetit und häufigerer Übelkeit oder
- starkem Juckreiz am ganzen Körper.
Heute noch, wenn
- morgens nach dem Aufwachen das Gesicht geschwollen ist
- Blut im Urin ist
- kurz nach einer Infektionskrankheit wieder Fieber auftritt
- starke Schmerzen in der Nierengegend auftreten.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Glomerulonephritiden, die in primäre und sekundäre Formen eingeteilt werden. Die primären Formen entwickeln sich direkt an den Nierenkörperchen, die sekundären Formen entstehen im Rahmen einer anderen Grunderkrankung wie z. B. dem Lupus erythematodes oder dem Goodpasture-Syndrom. Allen gemeinsam ist jedoch, dass bei ihrer Entstehung das Immunsystem beteiligt ist.
So patrouillieren z. B. ständig Abwehrzellen des Immunsystems im Blut, um Krankheitserreger zu identifizieren und die Bildung von Antikörpern (körpereigenen Abwehrstoffen) einzuleiten. Mit dem Blutstrom werden Antikörper oder Antigen-Antikörper-Komplexe auch in die Nieren geschwemmt, wo sie sich bei einer Glomerulonephritis in den Nierenkörperchen festsetzen und dadurch eine Entzündung auslösen.
Im Einzelnen kommt es zu einer Glomerulonephritis, wenn
- sich Bestandteile von Bakterien mit Antikörpern zusammenballen und Antigen-Antikörper-Komplexe bilden (Immunkomplexnephritis).
- das Immunsystem die Antikörper nicht gegen die Antigene von Bakterien und Viren, sondern überschießend gegen Bestandteile der Membranen der Nierenkörperchen (Autoantikörper) produziert, z. B. im Rahmen einer Antibasalmembran-Glomerulonephritis, membranösen Glomerulonephritis.
- sich die Nierenkörperchen aus unbekanntem Grund entzünden (idiopathische Glomerulonephritis).
Abgesehen von diesen drei Formen gibt es viele weitere Unterformen der Glomerulonephritis.
Einteilung
In der Praxis hat es sich bewährt, die Einteilung nach den Beschwerden und dem Verlauf vorzunehmen, sodass zwischen akuten und chronischen Formen unterschieden wird.
Akute Glomerulonephritis: Häufig handelt es sich hierbei um eine Immunkomplexnephritis, die im Rahmen einer Infektion mit Bakterien auftritt, genauer gesagt mit Streptokokken der Gruppe A, die auch Scharlach oder Mittelohrentzündungen auslösen. Nach überstandener Infektion kommt es wenige Wochen später zu einer akuten Glomerulonephritis, weshalb diese Form Poststreptokokken-Glomerulonephritis genannt wird.
Eine seltene, jedoch besonders aggressive Form der akuten Glomerulonephritis ist die rasch progrediente Glomerulonephritis. Sie betrifft vor allem Menschen mit rheumatologischen Erkrankungen und führt innerhalb weniger Monate zum Nierenversagen.
Chronische Glomerulonephritis: Sie entwickelt sich schleichend über viele Jahre und bleibt deshalb lange unentdeckt, da die Ursachen nur selten offensichtlich sind und auch nur in Ausnahmefällen zuerst ein akutes Stadium auftritt. Die Patienten haben lange nur milde und allgemeine Beschwerden. Wenn überhaupt, wird die Diagnose meist per Zufall gestellt, z. B. wenn der Arzt bei einer Routineuntersuchung geringe Mengen Blut oder Eiweiß im Urin entdeckt. Die chronische Glomerulonephritis ist nicht heilbar und führt im Allgemeinen zur Dialysepflicht.
Diagnosesicherung
Da die akute Glomerulonephritis relativ typische Beschwerden verursacht, wird die Krankheit oft früh entdeckt. Im Urin der Patienten lassen sich immer Eiweiße und kleine Mengen Blut feststellen. Blutuntersuchungen zeigen eine überwundene Streptokokkeninfektion oder eine rheumatologische Erkrankung an. Unerlässlich ist die Nierenbiopsie, zumindest bei größeren Eiweißverlusten über 2000 mg pro Tag (Makroalbuminurie) und hohen Kreatininwerten.
Die chronische Glomerulonephritis wird vielfach bei einer Routinekontrolle des Urins diagnostiziert. Wie bei der akuten Form finden sich auch bei der chronischen Glomerulonephritis Eiweiße und kleine Mengen Blut im Urin. Zusätzlich misst der Arzt den Blutdruck.
Differenzialdiagnosen. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden wie die Glomerulonephritiden aufweisen. Akute Schmerzen im Flankenbereich finden sich z. B. bei Nierenbeckenentzündung und Nierensteinen. Eiweiß im Urin kommt bei der diabetische Nierenschädigung, bei Blutkrebs oder der Nephrosklerose vor. Für Blut im Urin sind u.a. Entzündungen von Blase oder Niere, Nierensteine sowie Tumoren wie Harnblasenkrebs oder Nierenkrebs verantwortlich.
Behandlung
Für alle Formen der Glomerulonephritis sind mehr oder weniger die gleichen Behandlungsmaßnahmen angezeigt. Dazu gehören:
- Körperliche Schonung, um die Heilungsprozesse zu fördern
- Eiweißarme Kost, um die Niere zu entlasten und die Eiweißausscheidung zu vermindern
- Bei Ödemen: salzarme Diät und eventuell entwässernde Medikamente (Diuretika), um die Flüssigkeit auszuschwemmen
- Bei Bluthochdruck: bluthochdrucksenkende Medikamente, bei chronischer Glomerulonephritis sind Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg anzustreben
- Bei hohen Eiweißverlusten: ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten
- Nikotinabstinenz. Rauchen ist ein Risikofaktor für die Entwicklung der Glomerulonephritis.
Je nach Ursache kommen spezielle Therapien hinzu:
- Bei einer Infektion mit Streptokokken: das Antibiotikum Penizillin oder ein Cephalosporin, bei anderen bakteriellen Erregern entsprechende Antibiotika
- Bei einer rheumatischen Erkrankung: Intensivierung der Therapie der rheumatischen Erkrankung, z. B. durch Kortison oder durch Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken wie z. B. Cyclophosphamid
- Bei der rasch progredienten Glomerulonephritis evtl. auch Plasmapherese zur Entfernung von Antikörpern und Autoimmunkomplexen
- Bei deutlich sinkender Ausscheidung: Dialyse, evtl. Nierentransplantation
Prognose
Gute Aussichten haben Patienten mit einer akuten Poststreptokokken-Glomerulonephritis, da diese Form, rechtzeitig therapiert, bei über 90 % der Kinder und bei 50–75 % der Erwachsenen vollständig ausheilt.
Die Aussichten der rasch progredienten Glomerulonephritis hängen stark vom Zeitpunkt der Diagnose und der Therapie ab. In 40 % der Fälle ist die spätere Dialysepflicht nicht zu verhindern.
Die chronische Glomerulonephritis, z. B. bei rheumatischen Erkrankungen, hat eine schlechte Prognose. Die meisten Patienten müssen sich innerhalb weniger Jahre mit der Dialyse abfinden.
Weiterführende Informationen
- www.bundesverband-niere.de – Website des Bundesverbandes Niere mit bundesweiten Adressen von Selbsthilfegruppen, einer gebührenfreien Hotline für Fragen rund um die Niere und andere Unterstützung und Informationen für chronisch Nierenkranke.
Nephroblastom
Nephroblastom (Wilms-Tumor): Bösartiger Tumor der Niere, der im Kleinkindalter meist zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr auftritt. Das Nephroblastom ist einer der häufigeren bösartigen Tumoren im Kindesalter, bei Erwachsenen ist er dagegen äußerst selten. Kennzeichnend ist eine schmerzlose Vorwölbung der Bauchdecke, durch die der Tumor tastbar ist. Die Prognose ist sehr gut, solange sich noch keine Metastasen gebildet haben. Mit Chemotherapie, Operation und Bestrahlung können die Ärzte 90 % der betroffenen Kinder heilen. Unbehandelt hingegen ist der Tumor immer tödlich.
Symptome und Leitbeschwerden
- Häufig ohne Beschwerden
- Zunahme des Bauchumfangs, Völlegefühl
- Müdigkeit, Fieber
- Selten: Schmerzen, Blut im Urin, erhöhter Blutdruck.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen bei
- oben genannten Beschwerden.
Die Erkrankung
Entstehung und Ursachen
Das Nephroblastom ist der häufigste bösartige Nierentumor im Kindesalter. Er entsteht aus Resten von unreifem Nierengewebe, wie genau, ist noch unklar. Beteiligt sind auf jeden Fall verschiedene Mutationen im Bereich von Genen, die wachstumshemmende Funktionen in der Zelle wahrnehmen. So führen z. B. der Funktionsverlust der Tumor-Suppressor-Gene 1 und 2 oder p53-Mutationen zur Entstehung eines Nephroblastoms.
Das Nephroblastom tritt zudem häufig gemeinsam mit anderen Syndromen oder Fehlbildungen auf, wie z. B. einer Aniridie (Fehlen der Iris) oder beim Beckwith-Wiedemann-Syndrom.
Klassifikation
Nierentumoren im Kindesalter werden nach ihrer feingeweblichen Struktur in unterschiedliche Risikogruppen eingeteilt. Das gilt auch für das Nephroblastom. So gehört z. B. das Nephropblastom vom epithelialen Typ in die Standardrisikogruppe, das Nephroblastom mit diffuser Anaplasie (hier sind die eigentlichen Nierenzellen kaum noch als solche erkennbar) in die Hoch-Risiko-Gruppe. Die Gruppenzugehörigkeit ist vor allem für die Chemotherapie von Bedeutung.
Verlauf
Die Betroffenen haben häufig keinerlei Beschwerden. Das ist auch der Grund, weshalb etwa 10 % der Tumoren bei der Diagnose bereits Metastasen gebildet haben, und zwar vor allem in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.
Diagnosesicherung
Etwa 10 % der Nephroblastome werden im Rahmen der kindlichen Vorsorgeuntersuchungen U3 bis U7 entdeckt. In anderen Fällen ist Müdigkeit ohne eine tastbare Vorwölbung im Bauch der Grund, warum die Eltern mit dem Kind einen Arzt aufsuchen. Dort kann der Arzt bei der körperlichen Untersuchung des Kindes den Tumor meist gut tasten. Weitere mögliche Befunde sind erhöhte Blutdruckwerte und Blut im Urin. Typische Labormarker gibt es beim Nephroblastom nicht, allerdings lässt der Arzt den 24-Stunden-Sammelurin auf bestimmte Botenstoffe, nämlich Katecholamine, testen, um ein Neuroblastom auszuschließen.
Bildgebende Verfahren zur Diagnose sind
- Ultraschall
- Dopplersonografie, um das Einwachsen in Nierenvene oder Hohlvene auszuschließen
- MRT oder CT mit Kontrastmittel zur Bestimmung von Tumorgröße, Ausdehnung, Ausbreitung im Bauchraum
- CT oder Röntgen des Brustkorbs zum Nachweis evtl. Lungenmetastasen
- MRT Schädel bei Verdacht auf Hirnmetastasen
Weitere spezielle Untersuchungsverfahren sind z. B. die
- Nierenszintigrafie (Darstellung des Nierengewebes nach dem Spritzen radioaktiv markierter Substanzen)
- FDG-PET/CT (PET bzw. CT, bei der mit radioaktiv markierter Glukose der Tumor über seine Stoffwechselaktivität dargestellt wird)
- Tumorbiopsie (CT-gesteuerte Feinnadelbiopsie).
Differenzialdiagnosen. Ähnliche Symptome und eine ähnliche Darstellung in den bildgebenden Verfahren zeigen das Neuroblastom und das Lymphom der Niere.
Behandlung
Die Behandlung des Nephroblastoms läuft in der Regel in 3 Stadien ab.
Präoperative Chemotherapie. Eine Chemotherapie vor der Operation verkleinert den Tumor und reduziert das Risiko, dass der Tumor während der Operation reißt oder nicht komplett entfernt wird. Verabreicht werden Vincristin und Actinomycin , bei Metastasen zusätzlich Doxorubicin über 4-6 Wochen.
Radikale Nephrektomie. Beim Nephroblastom entfernen die Ärzte die Niere immer komplett in einem Stück, d. h. en bloc. Sind beide Nieren betroffen, entfernen sie jedoch nur die betroffenen Teile (nierenerhaltende Operation), damit die Nierenfunktion nicht komplett zum Erliegen kommt.
Postoperative Radiochemotherapie. Je nach Risiko-Gruppe des Nephroblastoms verabreichen die Ärzte unterschiedliche Kombinationen aus Actinomycin D, Vincristin, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Carboplatin und Etoposid über bis zu 34 Wochen. Liegen Metastasen in Lymphknoten oder Organen vor, erfolgt zusätzlich eine Bestrahlung.
Prognose
Unbehandelt führt das Nephroblastom zum Tod. Behandelt ist die Prognose gut: Etwa 90 % der Patienten können geheilt werden.
Ihr Apotheker empfiehlt
Wenn Ihr Kind auffallend müde ist, Blut im Urin hat oder Sie eine Vorwölbung im Bauchbereich tasten, gehen Sie unverzüglich zum Arzt. Je früher ein Nephroblastom entdeckt wird, desto besser ist die Heilungschance.
Weiterführende Informationen
- Das Deutsche Krebsforschungszentrum bietet auf seiner Website Informationen und Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Krebs und deren Familien: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/weitere-tumorarten/krebs-bei-kindern.php
Nephrotisches Syndrom
Nephrotisches Syndrom: Kombination von Wassereinlagerungen, Verlust von Körpereiweiß mit dem Urin und Eiweißmangel im Blut aufgrund einer akuten oder chronischen Nierenschädigung. Auslöser sind verschiedene akute oder chronische (Nieren-)Krankheiten. Lässt sich die Ursache beseitigen, verschwindet meist auch das nephrotische Syndrom. Eine besonders gute Prognose haben Kinder, bei denen sich ein nephrotisches Syndrom aus einer Glomerulonephritis entwickelt hat. Schlechtere Aussichten haben Patienten mit einer Antibasalmembran-Glomerulonephritis sowie Diabetiker. Bei ihnen führt das nephrotische Syndrom nicht selten zum chronischen Nierenversagen mit Dialysepflicht.
Symptome und Leitbeschwerden
- Ödeme, vor allem in Beinen (Knöchel), Armen und Gesicht (Augenlider)
- Gewichtszunahme, bedingt durch die Wassereinlagerungen
- Schaumiger Urin
- Neigung zu Thrombosen (Blutgerinnseln)
- Erhöhter Blutdruck
- Infektanfälligkeit.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen bei
- Wassereinlagerungen in Armen, Beinen oder Gesicht
- unerklärlicher Gewichtszunahme
- schaumigem Urin.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Gesunde Nieren besitzen mit den Nierenkörperchen ein Filtersystem, das große Moleküle wie z. B. Eiweiße zurückhält und Wasser sowie kleinere Stoffe (z. B. Mineralien) durchlässt. Eiweiße verhalten sich in den Blutgefäßen wie ein Schwamm, der Wasser aufsaugt und bindet, und sorgen so dafür, dass der Wasserhaushalt von Blutgefäßen und Körpergewebe im Gleichgewicht bleibt. Beim nephrotischen Syndrom entstehen im Filtersystem der Niere „Lecks“. Durch diese Lecks gehen große Mengen an Eiweiß über den Urin verloren. Diese Eiweiße sind es auch, die den Urin schaumig werden lassen. Infolge des starken Eiweißverlusts verlagert sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Körpergewebe, das zu Ödemen an Beinen, Armen und im Gesicht führt. Die Wassereinlagerungen machen sich oft als erstes an den Augenlidern bemerkbar, da das Bindegewebe am Auge besonders locker ist.
Weitere Folgen eines nephrotischen Syndroms entstehen durch den Verlust wichtiger Proteine über die Niere:
- erhöhte Infektanfälligkeit durch den Mangel an Immunglobulinen
- Thromboseneigung durch den vermehrten Verlust von Antithrombin-III
- Hyperlipidämie mit einem erhöhten Anteil von Cholesterin und Triglyceriden durch den Verlust bestimmter Transportproteine
- Knochenerweichung durch Verlust von Vitamin D.
Ursachen
In ~ 75 % der Fälle entsteht das nephrotische Syndrom infolge einer Glomerulonephritis. Andere Ursachen sind Langzeitschäden des Diabetes wie die diabetische Nephropathie, aber auch die Nephrosklerose und die Amyloidose.
Diagnosesicherung
Am einfachsten ist der Nachweis von Eiweiß im Urin mit einem Urin-Teststreifen. Zur genaueren Untersuchung zieht der Arzt verschiedene Urin- und Blutuntersuchungen heran:
- Urinuntersuchungen
- 24-Stunden-Sammelurin: Messung des ausgeschiedenen Gesamteiweiß (normal ist ein Wert unter 150 mg, beim nephrotischen Syndrom werden über 3000 mg/24 ausgeschieden)
- Eiweißelektropherese: Prüfung der Zusammensetzung der Eiweiße im Urin. Größe und Art der Eiweiße geben dem Arzt Hinweise über einen Nierenschaden
- Urinsediment: mikroskopische Untersuchung der festen Bestandteile des Urins auf Eiweiß und Fettkörperchen in Zylindern und Zellen
- Blutuntersuchungen
- Gesamteiweiß, Albumin, Immunglobuline, Antithrombin III
- Eiweißelektrophorese mit Aufschlüsselung der Zusammensetzung verschiedener Eiweiße im Blut
- Triglyceride, Cholesterin
- Blutbild
- Nierenwerte zur Prüfung der Nierenfunktion (Kreatinin, Cystatin)
Im Ultraschall erkennt der Arzt oft vergrößerte Nieren mit einem verdichteten Nierengewebe. In den meisten Fällen ist für die genaue Diagnose zudem eine Nierenbiopsie notwendig.
Behandlung
Grundsätzlich versucht der Arzt immer sowohl die Beschwerden als auch die zugrunde liegende Ursache des nephrotischen Syndroms zu beseitigen, damit die Nieren nicht dauerhaft geschädigt werden. Zur Behandlung der Ursachen zählen die optimale Einstellung eines Diabetes, die Bekämpfung einer Niereninfektion oder das Absetzen schädlicher Medikamente. Bei einer Autoimmunerkrankung kommt Kortison oder auch eine stärkere immunsuppressive Therapie mit Cyclophosphamid oder Ciclosporin zum Einsatz.
Allgemeine Therapiemaßnahmen:
- Kochsalzarme Diät, aber keine Eiweißrestriktion. Die Eiweißzufuhr soll etwa 1 g Eiweiß/kg Körpergewicht täglich betragen.
- Diuretika (Entwässerungsmittel) zum Ausschwemmen der Ödeme
- Medikamente zur Senkung der erhöhten Blutfette, vor allem CSE-Hemmer (Statine)
- ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten bei Bluthochdruck. ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten reduzieren zudem die vermehrte Proteinausscheidung.
- Vitamin D-Präparate bei Vitamin-D-Mangel
- Gerinnungshemmende Medikamente zur Thromboseprophylaxe.
Prognose
Die Prognose hängt von der ursächlichen Erkrankung ab. Die Minimal-Change Glomerulonephritis hat eine besonders gute Prognose, hier heilen über 90 % der Fälle mit Kortisongabe ab. Viele anderen Erkrankungen mit einem nephrotischen Syndrom führen auf lange Sicht zu einer Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Auf eine angemessene Eiweißzufuhr achten. Wenn Sie zu wenig Eiweiß zu sich nehmen, baut der Körper vermehrt Muskelmasse ab. Klären Sie mit Ihrem Arzt, wieviel Eiweiß täglich für Sie optimal ist. In der Regel werden 0,8 bis 1 g/kg Körpergewicht empfohlen.
Kochsalz reduzieren. Als Typ 2-Diabetiker sollten Sie Ihre Aufnahme von Kochsalz (Natriumchlorid) mit der Nahrung auf maximal 6 g täglich beschränken. Studien zufolge kann eine kochsalzarme Ernährung eine erhöhte Eiweißausscheidung über den Urin signifikant reduzieren und damit das Risiko für Nierenschäden verringern.
6 g Speisesalz entsprechen in etwa einem gestrichenen Teelöffel voll Salz. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt die Speisesalzzufuhr bei ca. 70 % der Frauen und bei ca. 80 % der Männer derzeit zu hoch. Der größte Teil wird über verarbeitete Lebensmittel und den Verzehr außer Haus zubereiteter Speisen zugeführt. Um den Salzkonsum zu reduzieren, sollte der Verzehr verarbeiteter Lebensmittel reduziert und der Verzehr unverarbeiteter Lebensmittel, wie Gemüse und Obst gesteigert werden. Es empfiehlt sich, bei der Speisenzubereitung mit weniger Salz, dafür mit reichlich Gewürzen und Kräutern zu würzen. Es fällt leichter, die Salzzufuhr zu verringern, wenn dies in kleinen Schritten passiert, damit man sich an den schwächeren Salzgeschmack gewöhnen kann.
Weiterführende Informationen
www.nephie.de – Die Website der Selbsthilfegruppe Nephie e. V. bietet Betroffenen mit Nephrotischem Syndrom und Familienmitgliedern Informationen, Termine zum Thema Nephrotisches Syndrom und Ansprechpartner.
Nierenarterienstenose
Nierenarterienstenose (Nierenschlagaderverengung): Verengung der Nierenarterien, die zu Bluthochdruck und/oder Abnahme der Nierenfunktion führt. Ursache bei älteren Menschen ist vor allem die Arteriosklerose (80 %), bei jüngeren Frauen eine Erkrankung der Arterien, die sog. Fibromuskuläre Dysplasie.
Behandelt wird mit Medikamenten gegen den erhöhten Blutdruck, in manchen Fällen auch operativ. Bei frühzeitiger Diagnose und Aufweitung der verengten Nierenarterie ist die Prognose gut.
Symptome und Leitbeschwerden
- Kopfschmerzen beim Aufwachen, vor allem im Hinterkopfbereich
- Herzklopfen, stechende Brustschmerzen
- Schwindelanfälle, Ohrensausen, Sehstörungen bis hin zu kurzen Ohnmachtsanfällen, Verwirrtheit.
- Spät: Abnahme der Urinmenge
- Selten: Strömungsgeräusch oder tastbares Schwirren im Bereich des Nabels.
Bei Blutdruckentgleisung:
- Möglicherweise Sehstörungen, Schwindel, stärkste Kopfschmerzen
- Herzschmerzen oder reißende Schmerzen im Brustkorb oder Bauchbereich
- Bewusstseinsstörungen oder Lähmungserscheinungen.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- erstmals hohe Blutdruckwerte gemessen werden
- sich Beschwerden wie grundloses Nasenbluten (außer bei Jugendlichen während der Pubertät), Blut im Urin oder Kopfschmerzen beim Aufwachen häufen
- Herzklopfen, Schwindelanfälle oder Sehstörungen auftreten.
Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn die Blutdruckwerte
- anhaltend über 200/130 mmHg liegen
- mit Unwohlsein verbunden sind.
Die Erkrankung
Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Verengung der Nierenarterie ist die Arteriosklerose, sie ist für etwa 80 % der Fälle verantwortlich. Bei Frauen zwischen 25 und 50 Jahren führt vor allem die Fibromuskuläre Dysplasie zu einer Nierenarterienstenose. Bei dieser Erkrankung vermehrt sich das Binde- und Muskelgewebe in der Gefäßwand und engt dadurch das Gefäßinnere ein. Weitere seltene Ursachen für eine Stenose der Nierenarterie sind Nebenwirkungen einer Bestrahlungstherapie, Tumoren, die von außen auf das Gefäß drücken oder ein Aneurysma (Aussackung einer Arterie).
Diagnosesicherung
Bereits die körperliche Untersuchung kann Hinweise auf eine Nierenarterienstenose liefern: Ist die Verengung der Nierenarterien stark fortgeschritten, hört der Arzt mit dem Stethoskop ein Strömungsgeräusch in der Gegend des Bauchnabels. Meist hat der Patient erhöhte Blutdruckwerte, wobei der diastolische Blutdruckwert verhältnismäßig stärker erhöht ist als der systolische Wert.
Typische Laborveränderungen bei einer Nierenarterienstenose sind
- vermindertes Kalium, erhöhtes Kreatinin und erhöhtes Renin im Blut
- Eiweiße im Urin.
Mit der Farbduplexsonografie kann der Arzt den Blutstrom und somit mögliche Gefäßverengungen bildlich darstellen. Weitere bildgebenden Verfahren sind die Nierenszintigrafie, die CT mit Kontrastmittel und die MRT.
Eine Digitale Substraktionsangiografie (Computerberechnete Darstellung der Arterie nach Kontrastmittelgabe) ist heute diagnostisch nur noch selten erforderlich und wird vor allem dann durchgeführt, wenn ein therapeutischer Eingriff (Perkutane transluminale Angioplastie, PTA, siehe unten) geplant ist.
Differenzialdiagnosen. Eine renale Hypertonie wird auch hervorgerufen durch eine chronische Nierenbeckenentzündung, reninproduzierende Tumoren (Nierenzellkarzinom) oder eine Nierenzyste.
Behandlung
Medikamentöse Blutdrucksenkung
Zunächst versucht der Arzt, den Blutdruck mit Medikamenten einzustellen. In Frage kommen
- ACE-Hemmer
- AT1-Antagonisten
- Betablocker
- Kalziumkanalblocker und
- Diuretika.
- Bei einer beidseitigen Nierenarterienstenose sind ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten allerdings kontraindiziert.
Operative Therapie
Die operative Therapie der Nierenarterienstenose wird empfohlen bei
- Einzelniere oder beidseitigem Befall
- Eingeschränkter Nierenfunktion
- Fibromuskulärer Dysplasie
- Unzureichender medikamentöser Blutdruckkontrolle.
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA). Um die verengten Nierenarterien zu dehnen, führt der Arzt zuerst eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Nierenarteriografie) durch. Unter Röntgenkontrolle schiebt er dann einen Ballonkatheter von der Beinarterie bis in die Nierenarterie, um durch Aufblasen des Ballons die Nierenarterie zu dehnen. Bei Patienten mit Arteriosklerose legt er außerdem einen Stent ein, der die Arterie offen halten soll. Durch die PTA bessert sich bei vielen Patienten der Bluthochdruck, bei manchen erreicht er sogar wieder Normalwerte. Auch die Nierenfunktion wird häufig gebessert bzw. stabilisiert.
Offene Gefäßoperation. Liegt ein Aneurysma vor oder ist eine PTA nicht möglich, ersetzen die Ärzte die verengte Nierenarterie mit einem aortorenalen Bypass. Als Verbindungsstück zwischen Bauchaorta und Niere nutzen sie entweder eine Gefäßprothese oder patienteneigenes Venenmaterial. Statt eines aortorenalen Bypasses ist auch ein Bypass von der Milzarterie zur linken Niere oder von der Leberarterie zur rechten Niere möglich.
Prognose
Bei jedem 2. Patienten mit einer arteriosklerotisch bedingten Nierenarterienstenose schreitet die Verengung fort, in etwa 15 % der Fälle droht der komplette Verschluss.
Nierenbeckenentzündung, akute
Akute Nierenbeckenentzündung (akute Pyelonephritis): Entzündung des Nierenbeckens, oft bis ins Nierenkelchgewebe vordringend und meist durch Bakterien verursacht. Die akute Nierenbeckenentzündung ist eine häufige Komplikation der Blasenentzündung und kommt bei Frauen zwei- bis dreimal häufiger vor als bei Männern. Sie kann – bleibt sie unerkannt – in die chronische Form der Nierenbeckenentzündung übergehen. Wird die akute Nierenbeckenentzündung rechtzeitig mit Antibiotika behandelt, ist die Prognose gut.
Symptome und Leitbeschwerden
- Fieber, eventuell mit Schüttelfrost
- Einseitige Rückenschmerzen in der Nierengegend (Flankenschmerz)
- Stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, eventuell mit Übelkeit und Erbrechen
- Schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen.
Wann zum Arzt
Heute noch bei
- Fieber und brennenden Schmerzen beim Wasserlassen
- Rückenschmerzen oberhalb der Taille.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Die akute Nierenbeckenentzündung entsteht fast immer durch Bakterien, die aus der Blase in Richtung Niere aufsteigen. Deshalb ist der Patient meist schon im Vorfeld an einer Blasenentzündung erkrankt. In etwa 90 % der Fälle handelt es sich bei den Bakterien um Escherichia coli, die normalerweise im Dickdarm leben. Sie gelangen über die Dammregion zur Harnröhrenöffnung und über die Harnröhre in die Blase. Die Bakterien können aber auch an den äußeren Geschlechtsorganen vorkommen und von dort die Harnröhre als Eintrittspforte zur Blase nutzen.
Von der Blase aus steigen die Bakterien durch den Harnleiter zum Nierenbecken hoch (deshalb nennt man diese Art von Infektion auch eine aufsteigende Infektion). Dies bemerkt der Betroffene aber meist nicht, da er zu diesem Zeitpunkt noch keine Beschwerden hat. In der Regel ist nur eine Niere betroffen. So bleibt dem Erkrankten auch bei schweren Komplikationen noch eine funktionsfähige Niere, die für einen gesunden Menschen ausreicht.
Vom Nierenbecken aus verteilen sich die Bakterien im Nierengewebe, genauer im Nierenmark. Nun beginnt die körpereigene Abwehrreaktion: Vom Immunsystem erkannt, wandern zur Bekämpfung der Bakterien weiße Blutkörperchen in die Nieren und es kommt zur Bildung von kleinen Eiterherden, um die Erreger abzukapseln.
Sehr selten entsteht eine Nierenbeckenentzündung durch Bakterien, die die Niere über das Blut erreichen. Dann spricht der Arzt von einer deszendierenden (absteigenden) Infektion. Die Folgen in der Niere sind die gleichen wie bei einer aufsteigenden Infektion.
Risikofaktoren
Schwangere Frauen und Menschen mit einem vesikorenalem Reflux sind besonders gefährdet. Bei Schwangeren erweitern sich die Harnleiter durch die Wirkung der Hormone, wodurch den Bakterien das Hochwandern zur Niere erleichtert wird. Außerdem haben Schwangere vermehrt Glukose im Urin und bieten dadurch Bakterien wie Escherichia coli ideale Ernährungsbedingungen.
Weitere Risikofaktoren sind alle Umstände, die das Eindringen oder Vermehren von Bakterien begünstigen:
- Fremdkörper im Urogenitalsystem wie z. B. ein Blasenkatheter
- Sexuelle Aktivität: Beim Sex werden häufig Darmkeime in die Harnröhre verschleppt
- Belastungsinkontinenz, Diabetes mellitus und die Verwendung von Spermiziden zur Empfängniskontrolle.
Komplikationen
Gefürchtet ist der Übertritt der Bakterien in die Blutbahn, besonders bei bereits bestehenden Behinderungen des Harnabflusses wie bei Nierensteinen, Nierentumoren oder einer Prostatavergrößerung. Dies kann eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Urosepsis, wie die von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung heißt) auslösen.
Wird die akute Nierenbeckenentzündung früh erkannt und richtig behandelt, heilt sie ohne Komplikationen, wobei oft kleine Narben zurückbleiben, die aber die Nierenfunktion nicht merklich beeinträchtigen. Unterbleibt die rechtzeitige Therapie, drohen Rückfälle, ein Nierenabszess, umfangreiche Narbenbildung sowie die allmähliche Zerstörung der Niere.
Diagnosesicherung
Bei der körperlichen Untersuchung stellt der Arzt häufig einen Nierenklopfschmerz fest. Außerdem prüft er mit einem Urin-Stix, ob im Urin des Patienten weiße Blutkörperchen vorkommen. Darüber hinaus veranlasst er für den Nachweis des Erregers eine Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin. Das Ergebnis der Urinkultur mit Bakterienmenge, Bakterienart und Antibiogramm liegen in der Regel nach 24–48 Stunden vor.
Vermutet der Arzt eine eingeschränkte Nierenfunktion, bestimmt er im Blut die Kreatinin-Konzentrationund die Werte für Harnstoff, Harnsäure und Cystatin C. Außerdem prüft er die Entzündungsparameter CRP, BSG und Leukozyten im Blut, manchmal legt er auch eine Blutkultur an.
Mit dem Ultraschall untersucht der Arzt die Nieren auf Eiterherde und Zeichen einer Harnstauung. Vermutet der Arzt Abflussstörungen im Urogenitaltrakt kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz, wie z. B.
- Urogramm
- Kontrastmittel-CT
- Ureterpyelografie
- Miktions-Urethrogramm
- Urodynamische Untersuchungen
- Szintigrafie der Niere.
Differenzialdiagnosen. Starke Schmerzen im Flankenbereich und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl kommen z. B. auch bei der Gallenblasenentzündung, der Pankreatitis, der Adnexitis und der Blinddarmentzündung vor. Auch eine Lungenentzündung oder eine Pleuritis verursachen manchmal ähnliche Schmerzen wie die Nierenbeckenentzündung.
Behandlung
Zur Behandlung einer akuten Nierenbeckenentzündung mit nur leichten Beschwerden verschreibt der Arzt für 1–2 Wochen Antibiotika, z. B. ein Fluorchinolon wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin, alternativ auch ein Cephalosporin wie Ceftibuten oder Cefpodoxim. Schwangeren verordnet der Arzt meist ein Cephalosporin, da Fluorchinolone kontraindiziert sind.
Eine schwere akute Nierenbeckenentzündung mit hohem Fieber und schlechtem Allgemeinzustand wird in der Regel im Krankenhaus behandelt. Um die Bakterien sicher abzutöten, wählt der Arzt mehrere hochwirksame Antibiotika (z. B. Ampicillin und Sulbactam wie in Unacid®) und verabreicht diese zunächst per Infusion. Bei Harnverhalt, d. h., wenn der Patient kein Wasser lassen kann, bekommt er vorübergehend einen Dauerkatheter, um den Urin zuverlässig abzuleiten. Bessert sich der Zustand des Patienten nach 2–3 fieberfreien Tagen, kann er die Antibiotikatherapie in Form von Tabletten zu Hause fortsetzen.
Warnhinweis: Auch wenn die Beschwerden bereits nach kurzzeitiger Einnahme von Antibiotika verschwinden, muss die Therapie bis zum geplanten Ende eingehalten werden, sonst droht ein Rückfall.
Prognose
Nach einer Nierenbeckenentzündung entwickeln 9 % der Frauen und 7 % der Männer in den darauffolgenden 12 Monaten eine weitere Nierenbeckenentzündung. Nach der vierten Episode liegt das 1-Jahres-Risiko für eine weitere Nierenbeckenentzündung bei Männern und Frauen sogar über 50 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
- Halten Sie strikte Bettruhe ein. Auch nach Abklingen der Symptome sind Ruhe und Erholung geboten: Vermeiden Sie vorerst jede körperliche Anstrengung.
- Viel trinken. Mindestens ebenso wichtig ist es, wenigstens 3 l täglich zu trinken, und zwar sowohl im Akutstadium als auch während der Phase, in der allmählich eine Besserung der Beschwerden eintritt. Besonders empfehlenswert sind Tees mit Heilkräutern, die eine harnsteigernde Wirkung haben bzw. sich zur Durchspülungstherapie empfehlen. Spezielle Blasentees (aus der Apotheke) − meist mit Bärentrauben, Brennnessel, Goldrute, Schachtelhalm oder Birke − wirken harntreibend und leicht desinfizierend. 3–4 Tassen Blasentee pro Tag reichen aus. Blasentees mit Bärentraubenblättern dürfen maximal fünfmal im Jahr für je 1 Woche angewendet werden, da Abbauprodukte des Tees Leberschäden verursachen können.
- Blase regelmäßig und vollständig entleeren. Gehen Sie aber nicht ständig auf die Toilette – bei manchen Menschen entwickelt sich sonst ein Automatismus, schon bei leichter Blasenfüllung einen starken Harndrang zu verspüren.
- Wärme wirkt schmerz- und krampflindernd: Legen Sie Wärmeflaschen, Kirschkernsäckchen oder Heublumenauflagen (Apotheke) auf Unterbauch und Rücken oder setzen Sie sich darauf. Decken Sie sich dann mit einer Wolldecke zu, damit die Wärme länger hält
Komplementärmedizin
Als Begleitmaßnahme können gegebenenfalls homöopathische Akutmittel wie Apis, Belladonna, Berberis, Cantharis oder Sulfur eingesetzt werden, keinesfalls sollte jedoch eine homöopathische Behandlung anstelle der Antibiotikatherapie erfolgen.
Prävention
Zur Vorbeugung kommen die gleichen Maßnahmen in Betracht wie die zur Vermeidung einer (erneuten) Blasenentzündung:
- Wischen Sie nach dem Toilettengang und bei der äußeren Reinigung des Intimbereichs stets von vorn nach hinten Richtung After − so vermeiden sie eine Verschleppung der Kolibakterien aus der Analregion in die Harnröhre.
- Halten Sie Unterleib und Füße warm − Auskühlung schwächt das Immunsystem und bereits vorhandene Erreger vermehren sich schneller.
- Bevorzugen Sie Wäsche aus luftdurchlässiger Baumwolle, die Schweiß und Feuchtigkeit ableitet. Synthetikstoffe und zu enge Kleidung fördern die Bildung eines feuchten Milieus, in dem sich Bakterien rasch vermehren.
- Verwenden Sie Tampons statt Binden und Slipeinlagen, denn letztere schaffen ebenfalls ein feuchtes Milieu, wenn sie nicht mehr trocken sind (wechseln Sie sie gegebenenfalls öfters).
- Lassen Sie so viel Luft wie möglich an Ihr äußeres Genital, z. B., indem Sie nachts ohne Unterhose und im Nachthemd schlafen.
- Wechseln Sie beim Baden im Sommer Ihre nasse Badekleidung sofort nach dem Schwimmen, wenn Sie sich noch sonnen wollen.
- Manchmal begünstigt Sexualkontakt das Einwandern körpereigener Bakterien in die Blase. Nur selten handelt es sich um eine direkte Ansteckung. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Sex Wasser zu lassen − das schwemmt angeschleppte Bakterien wieder aus, bevor sie sich vermehren können. Die Genitalregion sollte am besten in einem Bidet gewaschen werden.
- Spermizide Gels und mechanische Verhütungsmittel wie Portiokappe oder Diaphragma fördern Blasenentzündungen, indem sie neben den Spermien auch die schützenden vaginalen Laktobazillen abtöten − wenn Sie diesen Verdacht haben, probieren Sie andere Verhütungsmethoden.
- Falls Sie bisher Intimsprays verwendet haben: in den Müll damit! Benutzen Sie für die tägliche Reinigung des äußeren Intimbereichs am besten nur Wasser: Wenn Sie milde ph-neutrale Waschlotion bevorzugen, verwenden Sie diese lediglich in geringen Mengen.
- Helfen alle diese Maßnahmen nicht, ist eine dauerhafte Vorbeugung mit einem Antibiotikum das einzige effektive Mittel, um Nierenschäden und ständige Erkrankungen des Harntrakts zu vermeiden.
Nierenbeckenentzündung, chronische
Chronische Nierenbeckenentzündung (chronische Pyelonephritis): Wiederkehrende Entzündung von Nierenbecken und Nierenkelchgewebe durch nicht ausgeheilte und wiederkehrende Blasenentzündungen. Typischerweise bestehen Behinderungen des Harnabflusses durch Nierensteine, fehlangelegte Klappen oder Tumoren. Die Krankheit verläuft schubweise, im Schub ähneln die Beschwerden der akuten Nierenbeckenentzündung. Behandelt werden die akuten Schübe mit Antibiotika, für eine Heilung muss zudem die zugrunde liegende Harnabflussstörung beseitigt werden. In 20 % der Fälle, vor allem bei unzureichender Behandlung, erfolgt der Übergang in das chronische Nierenversagen.
Symptome und Leitbeschwerden
- zwischen zwei Krankheitsschüben kaum Beschwerden, während eines Krankheitsschubs die gleichen Beschwerden wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung; also Temperaturerhöhung, schmerzhaftes Wasserlassen, beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, Flankenschmerz
- Gewichtsverlust
- Kopfschmerzen
- Dumpfe Rückenschmerzen
- Abnorme Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit
- Erhöhter Blutdruck.
Wann zum Arzt
Am gleichen Tag bei
- Fieber und brennenden Schmerzen beim Wasserlassen oder
- Rückenschmerzen oberhalb der Taille.
In den nächsten Tagen bei
- Gewichtsverlust, vermehrter Ermüdbarkeit, allgemeinem Krankheitsgefühl.
Die Erkrankung
Ursachen
Ursache für die chronische Nierenbeckenentzündung ist meist eine Abflussbehinderung des Urins. Wenn sich der Urin in den Harnwegen staut, fällt es krankmachenden Bakterien leichter, in Blase und Niere aufzusteigen und sich dort einzunisten. Zu den wichtigsten Harnabflussstörungen zählen Fehlbildungen der ableitenden Harnwege wie z. B. beim vesikorenalen Reflux, aber auch erworbene Hindernisse wie Nierensteine, eine vergrößerte Prostata oder Verengungen der Harnröhre. Weitere Ursachen für Harnabflussstörungen sind Verletzungen der Harnwege durch operative Eingriffe im Becken oder Tumoren, die z. B. auf einen Harnleiter drücken. Ebenso führen Dauerkatheter nicht selten über wiederkehrende Blasenentzündungen zur chronischen Nierenbeckenentzündung.
Während bei einer akuten Nierenbeckenentzündung einmalig Bakterien von der Harnblase über die Harnleiter zu den Nieren aufsteigen, geschieht dies bei der chronischen Nierenbeckenentzündung immer wieder. Dies führt zu Vernarbungen von Nierengewebe infolge ständig ablaufender Entzündungsprozesse. Beschwerden treten erst dann auf, wenn die Bakterienbesiedlung ein bestimmtes Ausmaß überschritten hat.
Verlauf
In der Folge bilden sich häufig Nierenabszesse, Eiteransammlungen also, die sich gegen das gesunde Nierengewebe abkapseln. Patienten mit einem Nierenabszess leiden unter schwerem Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in der Nierengegend. Das Wasserlassen kann schmerzhaft sein und der Urin ist eitrig, manchmal sogar blutig.
Bleibt die Entzündung auf Dauer bestehen, entwickelt sich als schlimmste Folge eine sogenannte pyelonephritische Schrumpfniere mit chronischem Nierenversagen.
Komplikationen
- Urosepsis (von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung), d. h., dass sich die Bakterien von der Niere aus über die Blutbahnen in den gesamten Körper ausbreiten. Diese schwere Komplikation betrifft etwa 40 % der Patienten mit chronischer Nierenbeckenentzündung.
- Durch die eingeschränkte Nierenfunktion und eine gestörte Blutdruckregulation im Rahmen des Renin-Angiotensin-Systems entwickelt sich häufig eine renale Hypertonie, also ein durch Nierenschäden verursachter Bluthochdruck.
Diagnosesicherung
Zur Diagnose der chronischen Nierenbeckenentzündung werden dieselben Untersuchungen durchgeführt wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung.
2113_GTV_Ausscheidungsurogramm_chronische_Nierenbeckenentzuendung_Schrumpfniere.png|Links: Ausscheidungsurogramm einer 49-jährigen Frau mit chronischer Nierenbeckenentzündung. Deutlich erkennbar ist die Verformung der Nierenkelche mit narbigen Einziehungen. Rechts: Ausscheidungsurogramm einer Schrumpfniere eines 68-jährigen Patienten. Die Niere hat ein noch stärker ausgeweitetes Nierenkelchsystem mit narbigen Einziehungen, zudem ist die Nierenrinde verschmälert. Wenn nur eine Niere schrumpft, kann die andere gesunde Niere den fast vollständigen Funktionsverlust des Organs übernehmen. Entwickeln sich beidseitig Schrumpfnieren, droht ein chronisches Nierenversagen, was die A:21h01|Dialysepflicht nach sich zieht. |[GTV 2113]
Urinuntersuchungen
- Urin-Stix: Bestimmung von roten und weißen Blutkörperchen, Nitrat, Eiweiß, Glukose
- Mikroskopische Untersuchung des Urins, z. B. auf Zellen, rote und weiße Blutkörperchen, Epithelzellen
- Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin. Das Ergebnis der Urinkultur mit Bakterienmenge, Bakterienart und Antibiogramm liegt in der Regel nach 24–48 Stunden vor.
Blutuntersuchungen zeigen dem Arzt vor allem, ob eine eingeschränkte Nierenfunktion besteht. Dazu bestimmt er
- Kreatinin-Konzentration,
- Harnstoff,
- Harnsäure und
- Cystatin C.
Außerdem prüft der Arzt die Entzündungsparameter CRP, BSG und Leukozyten im Blut, manchmal legt er auch eine Blutkultur an.
Mit dem Ultraschall untersucht der Arzt die Nieren auf Eiterherde und weitere mögliche Schäden wie z. B. Vernarbungen des Nierengewebes. Besonders wichtig bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung ist das Aufspüren etwaiger Abflussstörungen. Hierfür stehen dem Arzt eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung, z. B.
- Urogramm
- Kontrastmittel-CT
- Ureterpyelografie
- Miktions-Urethrogramm
- Urodynamische Untersuchungen
- Szintigrafie der Niere.
Differenzialdiagnosen. Starke Schmerzen im Flankenbereich und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl kommen z. B. auch bei der Gallenblasenentzündung, der Bauchspeicheldrüsenentzündung, der Adnexitis und der Blinddarmentzündung vor.
Behandlung
Bei akuten Schüben verordnet der Arzt Antibiotika. Entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg ist die Beseitigung der Abflussbehinderung: Nieren- und Harnleitersteine müssen entfernt und eine Prostatavergrößerung behandelt werden. Lässt sich ein vesikorenaler Reflux nicht chirurgisch beseitigen, verordnen die Ärzte eine antibiotische Langzeittherapie.
Nierenabszesse werden in der Klinik mit Antibiotika-Infusionen behandelt. Ist das nicht erfolgreich, versucht der Arzt den Abszess über eine Drainage zu entleeren oder entfernt in besonders schweren Fällen auch Teile der Niere oder die gesamte Niere.
Prognose
Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie einschließlich der Beseitigung von Risikofaktoren wie Abflussstörungen kann auch eine chronische Nierenbeckenentzündung ausheilen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, drohen Schrumpfniere und terminale Niereninsuffizienz.
Ihr Apotheker empfiehlt
Auch bei der chronischen Nierenbeckenentzündung ist es wichtig, akute (Neu)-Infektionen der Harnwege zu vermeiden. Zur Vorbeugung kommen die gleichen Maßnahmen in Betracht wie die zur Vermeidung einer Blasenentzündung:
- Wischen Sie nach dem Toilettengang und bei der äußeren Reinigung des Intimbereichs stets von vorn nach hinten Richtung After − so vermeiden sie eine Verschleppung der Kolibakterien aus der Analregion in die Harnröhre.
- Halten Sie Unterleib und Füße warm − Auskühlung schwächt das Immunsystem und bereits vorhandene Erreger vermehren sich schneller.
- Bevorzugen Sie Wäsche aus luftdurchlässiger Baumwolle, die Schweiß und Feuchtigkeit ableitet. Synthetikstoffe und zu enge Kleidung fördern die Bildung eines feuchten Milieus, in dem sich Bakterien rasch vermehren.
- Verwenden Sie Tampons statt Binden und Slipeinlagen, denn letztere schaffen ebenfalls ein feuchtes Milieu, wenn sie nicht mehr trocken sind (wechseln Sie sie gegebenenfalls öfters).
- Lassen Sie so viel Luft wie möglich an Ihr äußeres Genital, z. B., indem Sie nachts ohne Unterhose und im Nachthemd schlafen.
- Wechseln Sie beim Baden im Sommer Ihre nasse Badekleidung sofort nach dem Schwimmen, wenn Sie sich noch sonnen wollen.
- Manchmal begünstigt Sexualkontakt das Einwandern körpereigener Bakterien in die Blase. Nur selten handelt es sich um eine direkte Ansteckung. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Sex Wasser zu lassen − das schwemmt angeschleppte Bakterien wieder aus, bevor sie sich vermehren können. Die Genitalregion sollte am besten in einem Bidet gewaschen werden.
- Spermizide Gels und mechanische Verhütungsmittel wie Portiokappe oder Diaphragma fördern Blasenentzündungen, indem sie neben den Spermien auch die schützenden vaginalen Laktobazillen abtöten − wenn Sie diesen Verdacht haben, probieren Sie andere Verhütungsmethoden.
- Falls Sie bisher Intimsprays verwendet haben: in den Müll damit! Benutzen Sie für die tägliche Reinigung des äußeren Intimbereichs am besten nur Wasser: Wenn Sie milde ph-neutrale Waschlotion bevorzugen, verwenden Sie diese lediglich in geringen Mengen.
- Helfen alle diese Maßnahmen nicht, ist eine dauerhafte Vorbeugung mit einem Antibiotikum das einzige effektive Mittel, um Nierenschäden und ständige Erkrankungen des Harntrakts zu vermeiden.
Weiterführende Informationen
- Prof. Dr. Johannes Mann: Nierenerkrankungen – Was Ihre Nieren schützt und stärkt, Trias Verlag 2014. Verständlich geschriebene Informationen zu Nierenerkrankungen mit vielen Tipps, die Niere zu schützen.
Nierenfehlbildungen und Nierenfehllagen
Etwa ein Drittel aller angeborenen Fehlbildungen betreffen die Urogenitalorgane, also die Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane. Der größte Teil der Fehlbildungen ist ohne medizinische Bedeutung und wird oft zufällig im Erwachsenenalter im Rahmen einer Untersuchung mit Ultraschall, z. B. beim Check-up, gefunden.
Wachsen während der Embryonalentwicklung beide Nieren an ihrem unteren Ende zusammen, handelt es sich um eine Hufeisenniere. Manchmal ist ein Teilbereich der Nieren nicht vollständig ausgebildet. Zwei Drittel der Menschen mit einer Hufeisenniere leben ohne Beschwerden. Allerdings ist die Gefahr für Nierensteine und Blasenentzündungen deutlich erhöht. Eine operative Behandlung dieser relativ häufigen Nierenfehlbildung ist nur selten notwendig.
Bei der Beckenniere handelt es sich um eine Nierenfehllage, denn eine Niere ist ins Becken abgesenkt. Sie kann zu einer Behinderung des Harnflusses führen.
Die einseitig fehlende Niere (unilaterale Nierenagenesie) ist eine seltene Fehlbildung, bei der nur eine Niere angelegt ist. Funktioniert diese meist vergrößerte Niere, kann der Patient damit sehr gut leben.
Zystennieren sind dagegen je nach Ausprägung manchmal eine folgenschwere und auch häufig vorkommende, genetisch bedingte Fehlbildung, bei der die Nieren mit Zysten übersät sind. Zysten sind unterschiedlich große Hohlräume, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Die Krankheit macht sich erst zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr bemerkbar. Leitbeschwerden sind Blut im Urin (Hämaturie), häufige Blasenentzündungen und Nierensteine. Nach einigen Jahren ist die Dialyse unumgänglich, denn bisher ist eine Behandlung nicht möglich.
Von den Zystennieren abzugrenzen sind die noch häufigeren Nierenzysten: Während die Zystenniere eine vererbte Fehlbildung ist und das ganze Nierengewebe betrifft, entwickeln sich Nierenzysten im höheren Alter und sind vielfach nur einzeln vorhanden. Unbekannt ist, warum sich Nierenzysten entwickeln – fast immer sind sie aber völlig harmlos. Selten verbirgt sich dahinter ein zystisch umgewandelter Nierenkrebs. Im Zweifelsfall und bei Beschwerden können die Zysten operativ entfernt werden.
Nierenkrebs
Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom, Adenokarzinom der Nieren, Hypernephrom): Bösartiger Nierentumor, zunehmend nach dem 50. Lebensjahr auftretend. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen; Rauchen und Gifte wie Kadmium (z. B. in Tabakrauch und Düngemitteln) gelten als Risikofaktor.
Nierenkrebs verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Erst spät bemerkt der Patient Blut im Urin (der Tumor ist bereits in die ableitenden Harnwege eingedrungen) und Schmerzen in der Nierengegend. Durch die einfache, oft zufällige Diagnose mittels Ultraschall wird der Tumor heute in 3/4 der Fälle trotzdem frühzeitig erkannt und hat deshalb nach operativer Entfernung eine gute Prognose.
Symptome und Leitbeschwerden
- Meist keine Beschwerden
- Im Spätstadium: Blut im Urin und/oder Schmerzen in der Nierengegend
- Im Spätstadium: Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber als typische Zeichen einer schweren Krebserkrankung.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen bei
- Blut im Urin
- Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Fieber.
Am gleichen Tag bei
- plötzlich auftretenden starken Schmerzen in der Nierengegend.
Die Erkrankung
Ursachen und Risikofaktoren
Der Nierenkrebs entsteht aus Epithelzellen des Nierengewebes. Warum die Zellen bösartig entarten, ist unklar. Eine genetische Komponente scheint jedoch wahrscheinlich, da erstgradig Verwandte von Betroffenen ein verdoppeltes Risiko für Nierenkrebs haben. Daneben gibt es einige seltene, vererbte Syndrome mit ebenfalls erhöhtem Nierenkrebs-Risiko, dazu gehören die von-Hippel-Lindau-Krankheit und das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom.
Bekannt ist zudem eine Reihe von Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Nierenkrebses begünstigen:
- Rauchen
- Umgang mit Kadmium, Blei, petrochemische Substanzen, Teer und Holzschutzmittel
- Terminale Niereninsuffizienz
- Niedrige soziale Herkunft, Stadtbewohner
- Übergewicht und Bluthochdruck
- Erhöhter Konsum von Fetten und Eiweiß.
Stadien
Wie alle bösartigen Tumoren wird auch der Nierenkrebs in verschiedene Stadien eingeteilt. Entscheidend ist dabei, ob der Krebs über die Niere hinauswächst. So sind die Stadien T1 und T2 auf die Niere begrenzt und haben deshalb eine bessere Prognose. 75 % der Nierentumoren werden heute in diesem Stadium diagnostiziert.
Komplikationen
Metastasierung, vor allem in die Lunge, die Knochen, die Leber und das Gehirn.
Diagnosesicherung
Jeder zweite Nierenkrebs wird zufällig entdeckt, vor allem bei der Ultraschalluntersuchung der Niere. Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf Nierenkrebs sind:
- Bauchultraschall zur Suche nach Metastasen
- CT mit Kontrastmittel für die operative Planung
- CT und Röntgen des Brustkorbs zum Nachweis von Lungenmetastasen
- MRT des Schädels bei Verdacht auf Hirnmetastasen
- Evtl. Biopsie bei unklaren Befunden
Differenzialdiagnosen. Hinter raumfordernden Prozessen im Nierenbereich, Blut im Urin und/oder Schmerzen können auch Nierenabszesse, Metastasen anderer Tumoren und große Nierenzysten stecken.
Behandlung
Je nach Tumorausbreitung kommen folgende Behandlungsverfahren in Frage:
Nierenteilresektion. In aller Regel versuchen die Ärzte, den Tumor operativ zu entfernen. Dabei erreichen sie die Niere entweder laparoskopisch oder über einen Flankenschnitt. Kleine und mittelgroße, auf die Niere begrenzte Tumoren operieren die Ärzte meist organerhaltend als Nierenteilresektion, d. h. sie entfernen nur den von Krebs betroffenen Bereich der Niere.
Radikale Nephrektomie. Bei großen oder ungünstig gelegenen Tumoren entfernen die Ärzte die betroffene Niere komplett (radikale Nephrektomie oder Totalresektion), meist inklusive der direkt an der Niere gelegenen Lymphknoten. Auch diese Operation ist laparoskopisch oder über einen Flankenschnitt möglich.
Aktives Überwachen. Vor allem bei älteren Patienten mit Begleiterkrankungen empfehlen die Ärzte aufgrund des Operationsrisikos manchmal, den Tumor zunächst engmaschig mit Ultraschalluntersuchungen oder CT zu überwachen. Operiert wird erst dann, wenn der Tumor schnell wächst.
Kryoablation oder Radiofrequenzablation. Kleinere Tumoren (