Herz, Gefäße, Kreislauf | Bahnhof-Apotheke in 91217 Hersbruck

Endokarditis (Herzinnenhautentzündung, Herzinnenwandentzündung): Entzündung der Herzinnenhaut, vor allem an den Herzklappen. Sie wird meist durch Bakterien oder Pilze verursacht (infektiöse Endokarditis) und macht sich zunächst mit Fieber, Blässe und Leistungsminderung bemerkbar. In schweren Fällen droht eine Blutvergiftung, manchmal kommt es durch Schädigung der befallenen Herzklappe auch zu einer Herzinsuffizienz.

Die infektiöse Endokarditis ist eine gefährliche Erkrankung, die in der Regel mit einem längeren Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Für etwa 18 % der Betroffenen verläuft sie tödlich und bei über 30 % ist ein chirurgischer Eingriff an der zerstörten Herzklappe erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Fieber, Schüttelfrost, nächtliches Schwitzen
  • Allgemeine Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
  • Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopf- und Rückenschmerzen
  • Kleinste Hauteinblutungen an Handflächen und Fußsohlen (Petechien)
  • In fortgeschritteneren Stadien Zeichen der Herzinsuffizienz.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn eine fieberhafte Infektion verbunden ist mit

  • Atemnot
  • Ödemen
  • Hauteinblutungen
  • Blut im Urin.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das Endokard, die innere Auskleidung des Herzens, hat stets Kontakt zum fließenden Blut und damit auch zu den Bakterien und Pilzen, die immer wieder für kurze Zeit im Blut zirkulieren. Schon bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Zähneputzen gelangen Mundkeime ins Blut, erst recht geschieht dies bei ärztlichen oder zahnärztlichen Eingriffen und fieberhaften Infekten. Ein gesunder Organismus macht diese Erreger in nur wenigen Minuten unschädlich. Bei schlechter Abwehrlage kann diese kurze Zeit aber ausreichen, dass sich Erreger an der Herzinnenhaut ansiedeln und dort festsetzen. Zu den wichtigsten Erregern der Endokarditis gehören Streptokokken, Staphylokokken, aber auch Enterokokken und Pilze, am häufigsten betroffen ist die Herzinnenhaut der Herzklappen.

Ursachen

Ursachen für eine solche Einschwemmung von Bakterien oder Pilzen sind z. B.

  • Infizierte Venenverweilkatheter
  • Intravenöser Drogenkonsum mit unsterilen Nadeln
  • Zahnärztliche Eingriffe
  • Operative Eingriffe
  • „Harmlose“ Infekte im Körper, wie z. B. eine Blasenentzündung.
Risikofaktoren

Besonders anfällig für die Ansiedelung von Erregern sind bereits vorgeschädigte Herzklappen, wie dies z. B. bei degenerativ veränderten, verkalkten Klappen der Fall ist. An infektiöser Endokarditis erkranken daher bevorzugt ältere Menschen.

Außerdem besteht ein besonders hohes Risiko für eine infektiöse Endokarditis bei

  • Fremdkörpern im Herzen (z. B. künstliche Herzklappen, sogenannte Herzklappenprothesen)
  • Angeborenen Herzfehlern
  • Patienten mit überstandener Endokarditis.
Formen

Je nachdem wie aggressiv der Erreger ist, unterscheidet man eine akute und eine subakute Form der Endokarditis. Bei einer akuten Endokarditis kommt es innerhalb kürzester Zeit, oft schon innerhalb von 24 Stunden, zu massivem Fieber, Schwäche und Gelenkbeschwerden, typische Komplikationen sind die schwere akute Herzinsuffizienz durch Zerstörung einer Herzklappe und/oder eine Blutvergiftung (Sepsis) mit Multiorganversagen. Die subakute Endokarditis oder Endokarditis lenta verläuft schleichender und eher schubweise, daher wird die richtige Diagnose oft erst nach Wochen und Monaten gestellt.

Sonderform

Eine Sonderform der Endokarditis ist die Schädigung der Herzklappen durch (akutes) rheumatisches Fieber. Erreger eitriger Hals- und Mandelentzündungen, also Streptokokken der Gruppe A, können zur Bildung von Antikörpern führen, die fälschlicherweise auch mit körpereigenem Gewebe reagieren und es schädigen. Dadurch kommt es etwa 2 Wochen nach der Halsentzündung zur nichtinfektiösen Endokarditis (abakterielle Endokarditis). Sie ist Teil des rheumatischen Fiebers, das außerdem mit Entzündungen der Gelenke, der Haut und der Niere (Glomerulonephritis) einhergeht.

Im Vordergrund dieser durch ein Autoimmungeschehen bedingten Entzündung steht der Befall der Mitralklappe. Häufig schrumpft dadurch im Verlauf der nächsten Jahre und Jahrzehnte die Mitralklappe und verengt sich (Mitralklappenstenose). Ein rheumatisches Fieber lässt sich durch eine frühzeitige antibiotische Behandlung der Streptokokken-Angina verhindern. Da dies seit vielen Jahren praktiziert wird, ist das akute rheumatische Fieber in den Industrieländern mittlerweile zu einer seltenen Erkrankung geworden.

Komplikationen

Eine akute Endokarditis kann eine Herzklappe innerhalb weniger Stunden so stark schädigen, dass eine schwere Herzinsuffizienz entsteht. Die entzündlichen Vorgänge an Herzklappen führen außerdem häufig zu rasenartigen oder fadenförmigen Auflagerungen auf den Klappen, den Klappenvegetationen. Wenn sich diese bakterienhaltigen Klappenvegetationen ablösen und fortgeschwemmt werden, führt dies zu Durchblutungsstörungen und Keimverschleppungen in andere Körperteile bzw. Organe (septische Embolien). Daneben bringt auch der immunologische Abwehrkampf des Körpers zusätzliche Gefäßschäden in den betroffenen Organen mit sich. Diese Mechanismen sind verantwortlich für Symptome bzw. Komplikationen wie

  • Nierenfunktionseinschränkung mit Blut im Urin
  • Kleinste punktförmige Hauteinblutungen (Petechien), auch in Auge oder Gaumen
  • Bakterielle Einschleppungen (Embolien) mit der Folge von Abszessen, z. B. in Gehirn, Niere oder Milz
  • Schmerzhafte rötliche Knötchen an den Fingerbeeren, Handflächen und Fußsohlen (Osler-Knötchen)
  • Milzvergrößerung mit Gefahr der Milzruptur.

Diagnosesicherung

Hat der Arzt einen Verdacht auf Endokarditis, legt er mehrfach Blutkulturen an, um den Erreger zu züchten, zu identifizieren und damit das wirksamste Antibiotikum auswählen zu können. Bei der körperlichen Untersuchung achtet er auf Einblutungen der Haut und Schleimhäute. Beim Abhören des Herzens fallen gelegentlich Herzgeräusche auf.

Das Labor zeigt eine erhöhte BSG und weitere Entzündungszeichen wie vermehrte weiße Blutkörperchen (Leukozytose) und ein erhöhtes CRP. Im Blutbild findet sich meist eine Anämie, beim rheumatischen Fieber sind die Antikörper gegen Streptokokken erhöht (Anti-Streptolysin-Titer).

Im Herzecho und vor allem in der transösophagealen Echokardiografie erkennt der Arzt Klappenvegetationen oder kleine Abszesse der Herzinnenhaut. Das EKG hilft nur dann, wenn der angrenzende Herzmuskel von der Entzündung mit erfasst wird (Begleitmyokarditis).

Organkomplikationen deckt der Arzt mit der entsprechenden Diagnostik auf. Zeigt der Patient Symptome wie bei einem Schlaganfall, sucht er z. B. mithilfe eines MRT nach septischen Embolien im Gehirn. Urinuntersuchungen, Nierenwerte im Blut und Ultraschall zeigen Nierenkomplikationen an, einer vergrößerten Milz kommt er mit dem Bauchultraschall auf die Spur.

Behandlung

Die wichtigste Therapie ist eine 4 bis 6-wöchige Antibiotikabehandlung, die schon bei Krankheitsverdacht beginnt und bei Nachweis des Erregers angepasst wird. Normalerweise verbleibt der Patient dafür die ersten 2 Wochen im Krankenhaus, damit die Ärzte etwaige Komplikationen frühzeitig erkennen können. Die antibiotische Therapie erfolgt intravenös, meist werden mindestens 2 Wirkstoffe kombiniert. Häufig verwendete Antibiotika sind Ampicillin, Gentamicin, Flucloxacillin und Vancomycin. Pilze bekämpft der Arzt mit Amphotericin B oder 5-Fluorocytosin.

Schlägt diese Therapie nicht an und die Klappenfunktion verschlechtert sich, muss der Herzchirurg die infizierte Klappe operativ entfernen und eine Kunst- oder Bioklappe (vom Schwein) einsetzen (Herzklappenprothese). Große Klappenvegetationen mit Embolien (z. B. mit schlaganfallähnlichen Durchblutungsstörungen im Gehirn) erfordern mitunter eine vorbeugende Klappenoperation.

Beim rheumatischen Fieber bekommt der Patient Antibiotika gegen die Streptokokkeninfektion und entzündungshemmende Medikamente zur Behandlung der autoimmunen Reaktion. Schwere Verläufe behandeln die Ärzte zusätzlich mit Kortison.

Prognose

Die Gesamtüberlebensrate beträgt unter Therapie etwa 80 %. Rückfälle sind häufig, jeder 10. Endokarditispatient entwickelt eine weitere Herzklappenentzündung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können
  • Lassen Sie sich einen Herzpass ausstellen, den Sie bei allen ärztlichen Eingriffen vorlegen. Darin ist ein Behandlungsvorschlag für die Antibiotikaprophylaxe vermerkt.
  • Achten Sie als Risikopatient auf eine gute Zahnhygiene, aber vermeiden Sie aggressives Zähneputzen mit Zahnfleischbluten. Am besten verwenden Sie eine elektrische Zahnbürste mit weichen Borsten.
  • Schrecken Sie bei bakteriellen Infektionen nicht vor einer frühzeitigen und ausreichend langen antibiotischen Therapie nach Absprache mit Ihrem Arzt zurück. Nehmen Sie Antibiotika immer wie verordnet bis zur letzten Tablette ein, auch wenn Ihre Beschwerden schon vorher nachgelassen haben.
  • Für Urlaubsreisen lassen Sie sich am besten eine Vorratspackung Antibiotika verschreiben, die Sie dann bei Bedarf einsetzen können.
  • Verzichten Sie auf Tätowierungen oder Piercings.
Antibiotika-Prophylaxe

Stark endokarditisgefährdet sind Patienten, die schon einmal an einer Endokarditis erkrankt waren und Patienten mit künstlicher Herzklappe oder schwerem angeborenem Herzfehler (siehe oben Risikofaktoren). Hier empfehlen Ärzte vor Untersuchungen und operativen Eingriffen, bei denen bekanntermaßen Bakterien in die Blutbahn gelangen, eine vorbeugende Antibiotikaeinnahme. Diese Endokarditisprophylaxe besteht in der Regel in einer einmaligen Antibiotikagabe kurz vor dem Eingriff.

Die Empfehlung gilt für Maßnahmen wie operative Eingriffe in Nasen-Rachen-Raum, bei Eingriffen an infiziertem Gewebe in Atem-, Magen-Darm- und Urogenitaltrakt, operativen Behandlungen von Abszessen oder bei zahnärztlicher Behandlung mit Blutungsgefahr (z. B. Zahnextraktion).

Bei Vorhof- und Kammerseptumsdefekt, hypertrophischer obstruktiver Kardiomyopathie, Mitralklappenprolaps, rheumatisch bedingten Herzerkrankungen und bei verkalkter Aortenklappenstenose soll entgegen früherer Empfehlungen auf eine Antibiotikaprophylaxe zukünftig verzichtet werden, weil die Endokarditisgefahr durch derartige Eingriffe nicht ansteigt.

Herzbeutelentzündung

Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Entzündliche Veränderungen des Herzbeutels, die durch Reibungen und Ergüsse Schmerzen verursachen und die Herzfunktion behindern. Hervorgerufen wird die Entzündung des Herzbeutels z. B. durch infektiöse Erreger (überwiegend Viren), Autoimmunerkrankungen, größere Herzinfarkte oder einen Anstieg von Substanzen im Blut, die über die Nieren ausgeschieden werden müssen (bei Nierenversagen).

Die Erkrankung ist durch Medikamente kaum beeinflussbar, heilt aber meist folgenlos aus, wenn sich der Patient ausreichend schont. In manchen Fällen entwickelt sich jedoch eine chronische Herzbeutelentzündung (chronische Perikarditis), die den Herzbeutel verhärten lässt. Er wird dann zu einer Art Außenpanzer, der die Pumpfunktion des Herzens behindert.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Akute Herzbeutelentzündung
  • Im Rahmen eines fieberhaften Infekts plötzliche stechende Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Schmerzverstärkung durch Atmen, Husten oder Änderung der Körperlage
  • Keine Besserung der Beschwerden nach Nitratgabe (Nitrospray).
  • Chronische Herzbeutelentzündung
  • Gestaute Halsvenen, Oberbauchbeschwerden
  • Atemnot
  • Bauchwasser, Beinödeme
  • Leistungsminderung, vermehrte Müdigkeit.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn bei einem fieberhaften Infekt

  • stechende Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten.
  • es zu Atemnot kommt.

In den nächsten Tagen bei

  • oben genannten Anzeichen einer chronischen Herzbeutelentzündung.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das Herz liegt innerhalb des Brustkorbs geschützt im Herzbeutel, dem Perikard. Herzaußenfläche und Herzbeutel sind spiegelglatt und gleiten unterstützt durch einen dünnen Flüssigkeitsfilm bei jeder Pumpbewegung des Herzens reibungslos aneinander vorbei. Entzündungen am Herzbeutel rauen die Herzaußenflächen und den Herzbeutel auf, was zu stechenden Schmerzen führt. Dieser Schmerz lässt jedoch nach einigen Tagen nach, weil sich durch die Entzündung viel Sekret im Spaltraum zwischen Herzbeutel und Herzaußenwand bildet, das als Gleitmittel wirkt.

Nimmt der Erguss übermäßig zu, verhindert er eine ausreichende Entfaltung und Blutfüllung der Herzkammern. Bei einer solchen Herzbeuteltamponade (Perikardtamponade) staut sich das Blut vor dem rechten Herzen, erkennbar an hervortretenden Halsvenen. Durch fehlende Füllung des linken Herzens kommt es zu niedrigem Blutdruck, schnellem Herzschlag, Atemnot oder allgemeiner Schwäche. Bei einem besonders ausgeprägten Erguss droht durch die Tamponade sogar ein Herz-Kreislauf-Stillstand.

Weil Herzbeutel (Perikard) und Herzmuskel (Myokard) so eng beieinander liegen, tritt die Herzbeutelentzündung häufig zusammen mit einer Herzmuskelentzündung auf. Dies nennt der Arzt dann Perimyokarditis.

Ursachen

Es kommen eine Vielzahl von Ursachen in Frage, so

  • Viren wie Coxsackieviren, Adenoviren, Influenzaviren
  • Bakterien wie Pneumokokken, Hämophilus oder Tuberkulosebakterien; entweder im Rahmen einer Blutvergiftung oder lokal weitergeleitet von einer Lungenentzündung
  • Pilze wie z. B. Candida, Parasiten wie Echinokokken
  • Autoimmunerkrankungen, entzündliche Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Übergreifen von Brustkrebs oder Lungenkrebs auf den Herzbeutel
  • Bestrahlungen im Rahmen einer Krebstherapie
  • Herzoperationen oder Brustkorbverletzungen
  • Urämie.
Komplikationen

Eine gefürchtete Komplikation ist die narbige Schrumpfung des Herzbeutels mit der Folge einer chronischen konstriktiven Perikarditis (Pericarditis constrictiva, Panzerherz). Dadurch wird das Herz eingeschnürt, und die Herzkammern können sich nicht mehr ausreichend ausdehnen und mit Blut füllen. Gegebenenfalls muss der vernarbte Herzbeutel operativ entfernt werden, um die Blutzirkulation im Herz-Kreislauf-System zu sichern.

Diagnosesicherung

Anfangs verursacht die Bewegung des Herzmuskels im entzündeten Herzbeutel kratzende, reibende Geräusche durch das Aneinanderreiben der beiden Herzbeutelblätter. Dieses typische Perikardreiben kann der Arzt mit dem Stethoskop hören, allerdings nur kurze Zeit. Im Verlauf weniger Tage bildet sich im Perikardspalt nämlich ein Erguss, der die beiden Herzbeutelblätter auseinanderdrängt und dem Reiben ein Ende bereitet.

Im Röntgenthorax ist bei einem ausgeprägten Erguss ein vergrößertes Herz zu sehen. Am einfachsten gelingt dem Arzt der Nachweis oder der Ausschluss eines Perikardergusses jedoch mit der Echokardiografie. Mit ihr kann er auch die Ergussmenge und die Einschränkung der Pumpfunktion gut abschätzen. Die Echokardiografie eignet sich auch sehr gut, um beim Verdacht auf eine chronische Herzbeutelentzündung Verkalkungen und Fibrosen (Bindegewebsvermehrungen) nachzuweisen. In manchen Fällen punktiert der Arzt den Erguss und zieht mit einer Hohlnadel Flüssigkeit ab, um diese im Labor zu untersuchen. Durch Blutuntersuchungen lässt sich zudem die Ursache der Herzbeutelentzündung eingrenzen.

Differenzialdiagnosen. Atemabhängige Schmerzen hinter dem Brustbein kommen auch vor bei Pneumonie, Spannungspneumothorax und Lungenembolie. Mit starken kontinuierlichen Schmerzen im Brustbereich machen sich z. B. Angina pectoris, Herzinfarkt oder Magengeschwür bemerkbar.

Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten und der weitere Verlauf hängen vom Ausmaß der Erkrankung und von der auslösenden Ursache ab.

  • Körperliche Schonung bis zum Ausheilen der Herzbeutelentzündung ist wie bei der Herzmuskelentzündung unabdinglich.
  • Oft liegt eine nicht näher identifizierbare Virusinfektion vor, die der Arzt mit entzündungshemmenden Medikamenten wie nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, z. B. Diclofenac) therapiert. NSAR verordnet der Arzt auch, wenn keine Ursache für die Herzbeutelentzündung zu finden ist.
  • Bei einer bakteriellen Infektion verordnet der Arzt Antibiotika, bei Kollagenosen (entzündlichen Bindegewebserkrankungen) Kortison.
  • Die urämische Herzbeutelentzündung therapiert der Arzt mit Hilfe der Dialyse.
Chirurgische Verfahren
  • Droht eine lebensbedrohliche Herzbeuteltamponade, punktiert der Arzt den Erguss durch die Brustwand hindurch und zieht die Flüssigkeit ab (Perikardpunktion).
  • Zum längeren Ableiten von Flüssigkeit legt der Arzt auch einen weichen Schlauch, eine Drainage, vom Herzbeutel durch die Haut nach außen. Dies ist häufig bei infizierten Ergüssen notwendig.
  • Bei chronischen Ergüssen schneiden die Ärzte ein Loch in den seitlichen Herzbeutel, damit die Flüssigkeit in den Pleuraspalt abläuft und dort resorbiert (aufgesogen) wird. Dieses Verfahren nennt man Perikardfensterung.
  • Die chronisch-konstriktive Herzbeutelentzündung erfordert meist ein operatives Eingreifen der Ärzte. Dabei entfernen sie einen Großteil des verdickten oder verkalkten Herzbeutels (Perikardektomie).

Prognose

Die Prognose ist mit der Ursache der Herzbeutelentzündung verbunden. Die meisten akuten Herzbeutelentzündungen heilen aus. Viral verursachte Herzbeutelentzündungen neigen jedoch dazu, immer wieder aufzutreten. In eine chronische-konstriktive Perikarditis gehen vor allem Herzbeutelentzündungen über, die durch Bakterien, Parasiten oder Bestrahlung hervorgerufen wurden.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Schonen Sie sich ausreichend! Belasten Sie sich erst wieder, wenn Ihr Arzt Entwarnung gibt.
  • Verzichten Sie während der Ausheilungsphase Ihrer Herzbeutelentzündung auf Alkohol.
  • Versuchen Sie Infekten auszuweichen, d. h. meiden Sie Menschenansammlungen und Kontakt zu Personen mit Husten und Erkältungen.

Herzfehler, angeborene

Angeborene Herzfehler: Fehlbildungen des Herzens durch genetische Veranlagungen oder äußere Einflüsse wie Infektionen oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Knapp 1 % der Neugeborenen kommt mit Herz- und Gefäßfehlbildungen zur Welt. Fehlbildungen treten isoliert und kombiniert auf, teilweise behindern sie nur den ungestörten Blutfluss im Herz-Kreislauf-System, teilweise führen sie auch zu einer Vermischung von arteriellem und venösem Blut. Die Beschwerden variieren stark: Manche Herzfehler bleiben lange unbemerkt, andere führen schon in den ersten Lebenstagen zu bedrohlichen Zuständen.

Die Heilungschancen sind – auch dank des heutigen technischen Niveaus in der Herzthoraxchirurgie – oft sehr gut.

Symptome und Leitbeschwerden

Bei Neugeborenen und Säuglingen

  • Trinkschwäche
  • Gedeihstörung
  • Atemnot
  • Bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten (Zyanose).

Bei Kindern, Heranwachsenden und Erwachsenen

  • Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit, rasche Ermüdbarkeit, Atemnot bei Belastung
  • Bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten (Zyanose)
  • Häufige Infektionen der Bronchien und der Lunge
  • Herzklopfen, Herzstolpern, Brustschmerzen
  • Wachstums- und Entwicklungsverzögerung.

Wann zum Arzt

Viele, vor allem schwere Herzfehler, erkennen die Ärzte schon unmittelbar nach der Geburt oder bei den nächsten Vorsorgeuntersuchungen. Ansonsten gilt:

Sofort zum Arzt bei

  • schwerer Atemnot und Zyanose
  • starkem Brustschmerz.

In den nächsten Tagen bei

  • eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Atemnot bei Belastung
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen
  • Herzklopfen oder Herzstolpern.

Diagnosesicherung

Auffällige Herzgeräusche geben oft unmittelbar nach der Geburt oder bei den Vorsorgeuntersuchungen erste Hinweise auf einen Herzfehler. Diesem Verdacht geht der Arzt mit technischen Untersuchungen weiter nach. Dazu gehören vor allem

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Echokardiografie
  • Röntgenuntersuchung
  • MRT des Herzens (Kardiokernspin)
  • Herzkatheteruntersuchung.

Die Erkrankungen, ihre Ursachen und ihre Behandlung

Ursachen

Angeborene Herzfehler entstehen häufig durch Störungen der Erbinformation, z. B. bei chromosomalen Defekten oder Gendefekten. Trisomien wie z. B. das Down-Syndrom gehen häufig mit einem Vorhofseptumdefekt einher, Patienten mit einem Turner-Syndrom leiden oftmals unter einer Aortenisthmustenose.

Andere Faktoren, die das Herz in seiner Entwicklung schädigen und zu angeborenen Herzfehlern führen, sind

  • Medikamente, die die Mutter während der Schwangerschaft einnimmt (z. B. Zytostatika, Medikamente gegen Epilepsie oder Immunsuppressiva).
  • Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft.
  • Infektionen der Mutter, vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft (jedes 2. Kind mit einer Rötelnembryopathie entwickelt einen Herzfehler).
  • Ionisierende Strahlen (z. B. Röntgenstrahlen).
Verlauf

Herzfehler mit großer Auswirkung auf das Herz-Kreislauf-System machen sich schon in den ersten Tagen nach der Geburt deutlich bemerkbar und erfordern häufig sofortiges chirurgisches Eingreifen. Manche (seltenen) Herzfehler sind leider so komplex, dass die betroffenen Kinder das Erwachsenenalter trotz intensiver kardiochirurgischer Bemühungen nicht erreichen. Andere angeborenen Herzfehler bekommen die Ärzte mit herzchirurgischen Maßnahmen so gut in den Griff, dass die Kinder eine annähernd normale Lebenserwartung haben.

Einige Herzfehler fallen erst im Erwachsenenalter auf, weil das Herz es über Jahrzehnte schafft, die angeborene Störung auszugleichen. So z. B. beim Vorhofseptumdefekt (näheres siehe unten), der manchmal erst durch einen Schlaganfall ans Licht kommt. Seltene Ursache eines Schlaganfalls sind nämlich sogenannte paradoxe Embolien. Hierbei gelangen Blutgerinnsel aus den Beinvenen über das Loch in der Vorhofscheidewand direkt in das linke Herz, ohne vorher in den Lungengefäßen abgefangen zu werden. Von dort aus werden sie in Gehirngefäße geschwemmt, wo sie steckenbleiben und einen Schlaganfall auslösen.

Behandlung

Manche Herzfehler haben erhebliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, andere sind so gering ausgeprägt, dass keine Eingriffe erforderlich sind. Bei einem operationsbedürftigen angeborenen Herzfehler übernimmt ein kinderkardiologisches Zentrum die notwendige Behandlung, manchmal sind mehrere Eingriffe erforderlich.

Der Ventrikelseptumdefekt gehört zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern (25–30 % der angeborenen Herzfehler). Hier fließt das Blut durch eine undichte Kammerscheidewand von der linken in die rechte Herzkammer. Kleinere Defekte bedürfen keiner Behandlung, sie schließen sich häufig von selbst. Große Ventrikelseptumdefekte schädigen die Lungengefäße, weil große Blutmengen mit erhöhtem Druck in die Lungengefäße statt in die Aorta fließen. Die Behandlung besteht in dem operativen Verschluss, rechtzeitig vor dem Auftreten bleibender Schäden an den Lungengefäßen.

Beim Vorhofseptumdefekt ist die Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen löcherig. Die unterschiedlichen Druckverhältnisse führen zu einem „sinnlosen“ Blutfluss (Kurzschlussverbindung, meist englisch Shunt genannt) vom linken in den rechten Vorhof. Wenn dieser Blutfluss (Shuntvolumen) Ausmaße annimmt, dass das rechte Herz erheblich mehrbelastet wird, muss die Durchtrittsstelle in der Scheidewand verschlossen werden. Dazu platziert der Kardiologe über einen speziellen Herzkatheter ein abdichtendes Schirmchen.

Offener Ductus Botalli. Weil der Fetus im Mutterleib nicht über die Lunge atmet, führt ein Verbindungsgang das Blut zwischen Lungenschlagader und Hauptschlagader (Aorta) an der Lunge vorbei. Dieser Gang wird Ductus Botalli genannt und verschließt sich durch das Einsetzen der Atmung des Kindes in den ersten Lebenstagen normalerweise von selbst. Bei manchen Kindern bleibt der Verbindungsgang offen, wodurch bei jedem Herzschlag Blut aus der Aorta statt in den großen Kreislauf wieder in den Lungenkreislauf gelangt. Dieser Shunt führt dazu, dass das Herz mehr pumpen muss, um den Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen, es droht eine Herzinsuffizienz. Große Shunts fallen schnell nach der Geburt auf, kleine bleiben manchmal Jahrzehnte unbemerkt. Einen offenen Ductus Botalli verschließen die Herzchirurgen im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung mit einer Metallspirale.

Bei der Aortenisthmusstenose (Koarktation der Aorta) ist die Hauptschlagader kurz nach dem Aortenbogen eingeengt, der Blutdruck fällt hinter der Engstelle ab. Da die Arterien der Arme in der Regel vor der Engstelle aus der Hauptschlagader abzweigen, ist an den Armen ein hoher Blutdruck zu messen, während er an den Beinen niedriger oder nicht messbar ist. Dieser Befund ist für die Diagnose wegweisend. Die Therapie besteht in einer Gefäßaufdehnung mit Einlage einer Gefäßstütze (Stent) oder in der operativen Beseitigung der Engstelle.

Die Pulmonalstenose behindert den venösen Blutfluss von der rechten Herzkammer in die Lunge. In der Folge steigt der Druck im rechten Herzen erheblich an. Normalerweise schließen sich Kurzschlussverbindungen zwischen rechtem und linkem Vorhof nach der Geburt. Die enorme Druckerhöhung im rechten Herzen verhindert dies und venöses und arterielles Blut vermischen sich. Damit nimmt der Sauerstoffgehalt des arteriellen Bluts ab, erkennbar an einer bläulichen Verfärbung der Haut und der Schleimhäute (z. B. im Gesicht). Eine behindernde Pulmonalstenose wird durch Entfalten eines Ballonkatheters in der Verengung aufgeweitet oder vom Herzchirurgen operativ beseitigt.

Die Fallotsche Tetralogie ist eine Kombination aus mehreren Herzfehlern (u. a. großer Ventrikelseptumdefekt und Pulmonalstenose), die von den Herzchirurgen möglichst frühzeitig korrigiert wird. Ohne Operation beträgt die mittlere Lebenserwartung der Kinder etwa 12 Jahre.

Prognose

Ohne Therapie versterben etwa 50 % der Kinder mit angeborenem Herzfehler bereits im Säuglingsalter. Durch die heute möglichen herzchirurgischen Maßnahmen ist die Prognose in den Industriestaaten deutlich besser: Etwa 90 % der betroffenen Kinder überleben und erreichen das Erwachsenenalter, und auch danach ist in vielen Fällen die Lebenserwartung annähernd normal.

Weiterführende Informationen

  • www.herzstiftung.de – Internetseite der Deutschen Herzstiftung e. V., Frankfurt a. M.: Von Ärzten gegründeter gemeinnütziger und unabhängiger Verein. Bietet Broschüren und Informationsmaterial zu Selbsthilfegruppen, Kinderkliniken und Veranstaltungen rund ums herzkranke Kind.
  • www.bvhk.de – Internetseite des Bundesverbands Herzkranker Kinder e. V., Aachen: Zusammenschluss regionaler Elternverbände. Informationen zum Umgang mit angeborenen Herzkrankheiten und zu vorhandenen Hilfsangeboten.
  • www.herzkind.de – Internetseite für betroffene Eltern mit vielen nützlichen Informationen und Kontakten zu Ansprechpartnern und Selbsthilfegruppen.

Herzinfarkt, akutes Koronarsyndrom und instabile Angina pectoris

Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Absterben von Herzmuskelanteilen aufgrund plötzlicher Minderdurchblutung. Ursache der Minderdurchblutung ist eine Verengung der Herzkranzgefäße, meistens treten in den Wochen und Monaten vor dem Infarkt Angina-pectoris-Anfälle auf. Pro Jahr erleiden in Deutschland 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, von denen 50.000 tödlich verlaufen. Rechtzeitig behandelt hat der (erste) Herzinfarkt eine gute Prognose. Auch eine annähernd normale Lebensqualität kann oft wieder erreicht werden, wenn der Lebensstil umgestellt wird. Es gilt, körperliche Belastungen und Stress zu vermeiden, den Kaffeekonsum einzuschränken und auf Alkohol, Nikotin und fettes Essen zu verzichten. Daneben behandeln die Ärzte die verengten Gefäße mit Medikamenten, erweitern sie mit einem Katheter oder pflanzen dem Patienten einen Bypass ein (Bypass-Operation), um die Minderdurchblutung zu verbessern.

Akutes Koronarsyndrom (ACS, akuter Thoraxschmerz): Oberbegriff für anhaltende lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen des Herzens, erkennbar an instabiler Angina pectoris und akutem Herzinfarkt. Das ACS führt unbehandelt zum plötzlichen Herztod.

Instabile Angina pectoris (Ruheangina): Angina pectoris bereits bei geringer Belastung oder in Ruhe. Die instabile Angina pectoris gehört in Deutschland zu den häufigsten Gründen für eine stationäre Aufnahme ins Krankenhaus. Und das zu Recht, denn sie ist der letzte „Warnschuss“ vor einem Herzinfarkt und kann bei fehlender Behandlung in diesen übergehen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Länger als 5 Minuten anhaltende dumpfe, brennende oder stechende Schmerzen im Brustkorb, die in Schulterblätter, Arme, Rücken, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen können
  • Zusammenpressendes Druckgefühl im Brustkorb, verbunden mit Atemnot („als wenn der Brustkorb eingeschnürt würde“)
  • Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, fahle Hautfarbe, Ausbruch von kaltem Schweiß
  • Todesangst, Vernichtungsgefühl, bei älteren Menschen oft akute Verwirrtheit
  • Keine anhaltende Besserung der Beschwerden durch Ruhe oder Nitrate
  • Bei Frauen sind Luftnot, Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchbeschwerden nicht selten die einzigen Alarmzeichen
  • Herzrhythmusstörungen.

Bei immerhin 15–20 % der Herzinfarkte spürt der Betroffene keine Schmerzen. Vor allem langjährige Diabetiker erleiden so genannte stumme Herzinfarkte.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt (112) rufen, wenn

  • die genannten Leitbeschwerden auftreten. Keine Scheu vor Fehlalarm, eine Viertelstunde kann über Leben oder Tod entscheiden!

Erste Hilfe

  • Lassen Sie sich von eng sitzenden Kleidungsstücken (z. B. Hemdkragen) befreien und warten Sie mit hoch gelagertem Oberkörper und Zufuhr von frischer Luft auf die Ankunft des Notarztes.
  • Wenn es im Haushalt Acetylsalicylsäure gibt (z. B. Aspirin® oder ASS®, häufig Inhaltsstoff von Kopfschmerz- oder Grippetabletten), nehmen Sie zwei Tabletten ein (ca. 1000 mg), außer Sie leiden unter Magenproblemen oder Magengeschwüren oder nehmen bereits aus anderen Gründen Acetylsalicylsäure ein. Die Einnahme von Acetylsalicylsäure kann entscheidend dazu beitragen, dass nur wenig Herzmuskelgewebe abstirbt.
  • Hat Ihnen der Hausarzt Nitrospray (z. B. Nitrolingual®) verschrieben, sprühen Sie 2 Hübe unter die Zunge – Nitrate senken nebenbei auch den Blutdruck. Ist Ihr Blutdruck niedrig, müssen Sie daher mit Schwindel oder Kreislaufschwäche rechnen.
  • Ihre Angehörigen sollten Ihre derzeitige Medikamentenverordnung sowie aktuelle Arztbriefe bereithalten. Dies kann für schnelle Therapieentscheidungen wichtig sein.

Die Erkrankung

Häufigkeit und Risikofaktoren

Wie erwähnt, erleiden etwa 300.000 Menschen in Deutschland pro Jahr einen Herzinfarkt. Diese Anzahl ist seit geraumer Zeit konstant. Zurückgegangen sind dagegen die Todesfälle durch Herzinfarkte: Während 1990 noch über 80.000 Herzinfarktpatienten verstarben, waren dies 2015 nur noch knapp 50.000. Hintergrund sind unter anderem die besseren Möglichkeiten der sofortigen Diagnose und Therapie mit dem Herzkatheter (Herzkatheteruntersuchung). Von diesem technischen Fortschritt profitieren leider nicht alle Herzinfarktpatienten. Viele von ihnen versterben schon bevor sie das Krankenhaus erreichen.

Bis zum 75. Lebensjahr erleiden Männer einen Herzinfarkt dreimal häufiger als Frauen. Zigarettenraucher haben das höchste Herzinfarktrisiko. Neuesten Erkenntnissen zufolge sind jedoch auch die Luftverschmutzung durch Autoabgase und Industrieemissionen ein entscheidender Risikofaktor. Weitere bekannte Risikofaktoren sind

  • Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen
  • Genetische Faktoren, Lebensalter
  • Übergewicht.
Krankheitsentstehung

Bei der koronaren Herzkrankheit lagert sich durch die arteriosklerotischen Prozesse Fett in den Herzkranzgefäßen ab. An diesen Stellen reißt die Gefäßinnenhaut leicht ein und es bildet sich sofort ein Blutgerinnsel, das diesen kleinen Riss abdichtet (Plaque-Ruptur). Dieser „Reparaturmechanismus“ führt zur Verstopfung und Minderdurchblutung im dahinter liegenden Versorgungsgebiet der betroffenen Herzkranzarterie. Die im Blut befindlichen gerinnungshemmenden Faktoren sind manchmal in der Lage, das störende Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Hält die Durchblutungsstörung und damit der Sauerstoffmangel aber an, wird der betroffene Herzmuskelabschnitt zunächst funktionsunfähig und stirbt dann langsam ab. Es kommt zum Herzinfarkt. Je länger der Sauerstoffmangel anhält, umso mehr Herzmuskelgewebe geht unwiederbringlich zugrunde. Deshalb kommt es bei rettenden Behandlungsmaßnahmen auf jede Minute an.

Der Betroffene verspürt durch den Sauerstoffmangel plötzliche, in dieser Form bisher nicht gekannte, anhaltende Angina-pectoris-Beschwerden. Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen ist der Herzinfarkt sogar der erste Angina-pectoris-Anfall überhaupt – diese Patienten haben nichts von ihrer KHK gewusst und vorher noch nie einen Angina-pectoris-Anfall erlebt. Der Übergang zwischen instabiler Angina pectoris und Herzinfarkt ist fließend. Daher spricht man zunächst vom akuten Koronarsyndrom. Die instabile Angina pectoris kann sich zur stabilen KHK zurückbilden oder in einen akuten Herzinfarkt mit allen Komplikationen übergehen. Der Begriff „akutes Koronarsyndrom“ macht deutlich, dass während der nächsten Stunden zunächst immer mit dem Schlimmsten gerechnet werden muss.

Der Arzt erkennt den Übergang von der instabilen Angina pectoris zum Herzinfarkt an charakteristischen Laborwerten und damit meist verbundenen typischen EKG-Veränderungen. Sind im Blut Substanzen aus dem Inneren von Herzmuskelzellen nachweisbar (Troponin, CK-MB), so muss Herzmuskelgewebe zugrunde gegangen sein.

Verlauf

Das beim Herzinfarkt abgestorbene Gewebe vernarbt und wird funktionslos. Dadurch wird die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt, wodurch manchmal eine Herzinsuffizienz entsteht.

Einteilung

Der Infarkt kann alle Herzmuskelschichten (transmuraler Herzinfarkt) oder nur Teile davon (Innenschichtinfarkt) betreffen. Im Nachhinein lässt das EKG eine Unterscheidung zu. Wenn größere Herzmuskelanteile zerstört sind, verläuft die ST-Strecke im EKG mit einer Hebung. Ein Herzinfarkt ohne Hebung der ST-Strecke ist meist Ausdruck eines geringen Herzmuskelschadens durch einen Innenschichtinfarkt.

Daher wird der Herzinfarkt in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Nicht-ST-Hebungsinfarkte (Non-STEMI): Meist Ausdruck eines kleineren Herzinfarkts, bei dem nur die inneren Schichten der Herzmuskulatur geschädigt sind. In der Klinik werden auch hier im weiteren Verlauf noch 2–9 % tödliche Komplikationen beobachtet.
  • ST-Hebungsinfarkte (STEMI): Der Herzinfarkt umfasst alle Herzmuskelschichten. Hier muss selbst nach Aufnahme in die Klinik noch mit einer Sterblichkeit von 10–20 % gerechnet werden.
Auslöser

Ein Herzinfarkt kann zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jeder Situation auftreten. Besonders häufig ereignet er sich jedoch in den frühen Morgen- und Nachmittagsstunden, in Zusammenhang mit erhöhter Kreislaufaktivität, ungewohnten körperlichen oder psychischen Belastungen sowie fieberhaften Infekten. Auch Kälte kann einen Herzinfarkt auslösen: Alle Jahre wieder warnt die Deutsche Herzstiftung Menschen mit koronarer Herzkrankheit vor Anstrengungen bei Minustemperaturen, wie z. B. dem frühmorgendlichen Schneeschippen.

Hinweis: Die Einnahme von Kokain steigert das Risiko für ein Akutes Koronarsyndrom und verschlimmert auch den Verlauf der Erkrankung. Bei Patienten, die Kokain konsumieren, verlaufen Herzinfarkte deutlich schwerer als bei kokainabstinenten Patienten. Ihr Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist um das Zehnfache erhöht.

Komplikationen

Besonders gefährlich sind die ersten Stunden nach Schmerzbeginn, weil lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie das Kammerflimmern bevorzugt in gerade untergehendem Herzmuskelgewebe entstehen.

Bei ausgedehnten Herzinfarkten wird das Pumpvermögen des Herzens herabgesetzt, es kommt zu Lungenödem und Blutdruckabfall bis hin zum Bewusstseinsverlust. Ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen, liegt ein kardiogener Schock (Herzschock) vor. Als dessen Folge droht das lebensgefährliche Multiorganversagen.

Manchmal werden Herzklappen undicht oder es zerreißen abgestorbene Muskelanteile, sodass Blut in den Herzbeutel fließt und die Herzfunktion behindert. In selteneren Fällen entstehen auch Kurzschlussverbindungen zwischen rechtem und linkem Herzen, die das Herz zusätzlich belasten.

Diagnosesicherung

Ein akutes Koronarsyndrom führt zur sofortigen Krankenhauseinweisung. Der Notarzt legt schon auf dem Weg dorthin einen venösen Zugang, überwacht den Herzrhythmus und verabreicht

  • Schmerz- und Beruhigungsmittel (z. B. Morphin intravenös oder subkutan, und ein Benzodiazepin wie Diazepam)
  • Nitrate (z. B. Nitroglycerin sublingual als Kapsel oder intravenös)
  • Thrombozytenaggregationshemmer (Acetylsalicylsäure plus Ticagrelor oder Prasugrel)
  • Gerinnungshemmende Medikamente (z. B. Enoxaparin oder Heparin)
  • Evtl Betablocker (nicht bei Schock oder einem systolischen Blutdruck  30) und der Verzicht auf das Rauchen. Hilfreiche Tipps zum Umsetzen dieser Maßnahmen siehe unten unter „Was Sie selbst tun können„.
    Pharmakotherapie

    Für die meist lebenslänglich notwendige medikamentöse Therapie bei chronischer Herzinsuffizienz gibt es eine ganze Reihe unterschiedlich wirkender Arzneimittel. Sie werden abhängig von der Grunderkrankung und dem Schweregrad eingesetzt.

    • ACE-Hemmer oder alternativ AT1-Blocker (Sartane) erweitern das eng gestellte Gefäßsystem. ACE-Hemmer werden als Basistherapie ab NYHA-Stadium I eingesetzt, Sartane verordnet der Arzt, wenn der Patient ACE-Hemmer nicht verträgt.
      • Die wichtigsten ACE-Hemmer sind Captopril, Enalapril, Fosinopril und Ramipril.
      • Zu den bekannten AT1-Blockern gehören Candesartan, Valsartan und Losartan.
      • Entresto® ist eine Fixkombination aus dem AT1-Blocker Valsartan und dem Neprilysin-Hemmer Sacubitril. Dadurch soll besonders das Enzyms Neprilysin gehemmt werden. Entresto® fördert die Ausscheidung von Natrium über die Nieren und verbessert die Gefäßweitung. Es wird ab dem NYHA-Stadium II als Ersatz für ACE-Hemmer empfohlen, wenn diese nicht wie gewünscht wirken.
    • Nitrate wie Glyceroltrinitrat und Isosorbiddinitrat werden vor allem zur Behandlung von Akutsituationen eingesetzt, zum Beispiel bei einem Angina-pectoris-Anfall. In Form rasch wirksamer Sprays oder Zerbeißkapseln weiten sie innerhalb weniger Minuten die Herzkranzgefäße, sodass sich die Durchblutung des Herzens verbessert und die Druckbelastung des Herzens abnimmt. In der Langzeittherapie kommen Nitrate nur bei Unverträglichkeit der Standardmedikation zum Einsatz.
    • Betablocker wie z. B. Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol beeinflussen das vegetative Nervensystem und schützen das Herz vor zu schnellem Herzschlag. Sie werden je nach Bedarf ab NYHA-Stadium II eingesetzt. Betablocker verbessern nachgewiesenermaßen die Prognose bei Herzinsuffizienz.
    • Ivabradin senkt die Herzfrequenz. Es kommt zum Einsatz, wenn Beta-Blocker nicht vertragen werden oder trotz Betablockergabe die Herzfrequenz über 75/min bleibt.
    • Digitalis ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der aus dem Roten Fingerhut bzw. anderen Fingerhüten gewonnen wird, z. B. Digoxin, Digitoxin. Die richtige Dosis ist schwierig zu finden – Unterdosierungen sind wirkungslos, und Überdosierungen führen schnell zu Herzrhythmusstörungen und Vergiftungserscheinungen. Digitalis wird daher nicht mehr so häufig verordnet. Am ehesten kommt Digitalis in den NYHA-Stadien III und IV zum Einsatz, wenn der Patient einen zu schnellen Herzschlag hat, der sich mit anderen Mitteln nicht reduzieren lässt.
    • Diuretika entwässern den Körper und führen zu einer erhöhten Urinausscheidung. Einfache Diuretika werden ab NYHA-Stadium I eingesetzt, ab NYHA-Stadium II greift der Arzt zu speziellen Aldosteronantagonisten (Spironolacton oder Eplerenon), bei denen dem Körper weniger Kalium verloren geht als bei anderen Diuretika. Aldosteronantagonisten werden zu ACE-Hemmern und Beta-Blockern dazu gegeben.
    • Umstritten ist, ob bei chronischer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium III–IV auch eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten (z. B. mit Marcumar®) erfolgen soll, um eine Blutgerinnselbildung im Herzen zu vermeiden. Besonders gefährdet dafür sind Patienten mit sehr schlecht pumpendem Herzen.
    Implantierbarer Defibrillator (ICD)

    Bestehen anhaltende gefährliche Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien), die zu plötzlichem Herztod führen können, wird die vorbeugende Versorgung mit einem speziellen defibrillierenden Herzschrittmacher (ICD) empfohlen, der diese Herzrhythmusstörungen erkennt und automatisch beendet.

    Operative Behandlung

    Bevor lebenslang Medikamente verordnet werden, muss der Arzt zunächst versuchen, die auslösende Grundkrankheit der Herzinsuffizienz zu behandeln. So lässt sich eine Herzinsuffizienz bereits durch den alleinigen Einsatz eines Herzschrittmachers oder einer künstlichen Herzklappe beseitigen oder durch eine Gefäßaufdehnung oder Bypass-Operation deutlich bessern.

    Ist die Pumpfunktion des Herzens so schlecht geworden, dass trotz aller Therapiebemühungen die Atemnot weiter zunimmt (entspricht NYHA-Stadium IV), so bieten spezialisierte Zentren folgende Therapiemöglichkeiten an:

    • Biventrikuläre Herzschrittmachertherapie (kardiale Resynchronisationstherapie): Die gleichzeitige elektrische Schrittmacherstimulation von linker und rechter Herzkammer verbessert die Pumpfunktion des Herzens bei bestimmten Formen der Reizleitungsstörung und erhaltenem Sinusrhythmus.
    • Herz-Unterstützungssystem (assist device) oder Kunstherz-Implantation: Die Pumpfunktion des Herzens wird durch mechanische Pumpen unterstützt oder ersetzt. Dies erfordert einen hohen Betreuungsaufwand und dient meist nur als Überbrückung bis zur Herztransplantation.
    • Herztransplantation.

    Herztransplantation: Eine Herztransplantation wird bei schwerster Herzinsuffizienz empfohlen, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen erschöpft sind und keine sonstigen schweren Begleiterkrankungen wie Tumoren, chronische Infekte, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, psychische Störungen oder ausgeprägte Verkalkungen wichtiger Gefäße bestehen.

    In Deutschland werden derzeit jährlich etwa 250 Herzen verpflanzt. Etwa 5 % der Herztransplantierten sterben wegen akuter Komplikationen im Zusammenhang mit der Operation. Die Überlebensrate nach 1 Jahr liegt bei etwa 80 %, nach 5 Jahren bei 70 % und nach 10 Jahren bei 50 %. Die Herztransplantation ist damit allen anderen Therapieverfahren bei schwerster Herzinsuffizienz (NYHA IV) überlegen. Die meisten Patienten bewerten die Lebensqualität nach einer Herztransplantation positiv, 90 % von ihnen sind dadurch wieder in der Lage, ein aktives Leben zu führen.

    Längerfristig ist der Erfolg der Herztransplantation durch die Folgen der künstlichen Unterdrückung der Abwehr des Körpers (Immunsuppression) gefährdet. Trotzdem lassen sich Abstoßungsreaktionen des Transplantats nicht vollständig unterdrücken. Durch die chronische Abstoßungsreaktion (Transplantat-Vaskulopathie) verändern sich z. B. mit der Zeit die Herzkranzgefäße, deshalb wird, neben zwei bis vier ambulanten Kontrolluntersuchungen, jährlich eine Herzkatheteruntersuchung in dem betreuenden Herztransplantationszentrum durchgeführt.

    Eine Immunsuppression ist lebenslang notwendig. Zum Einsatz kommen dabei meist Dreierkombination, z. B. mit den Wirkstoffen Tacrolimus, Mycophenolat, Cyclosporin und Prednisolon. Die richtige Dosierung der Medikamente wird durch regelmäßige Messung der Blutspiegel überwacht. Wahrscheinlich aufgrund der dauerhaften Immunsuppression erkranken langfristig etwa 5–10 % der Herztransplantierten an einem Tumor (insbesondere Hauttumoren und Lymphome).

    Prognose

    Eine chronische Herzinsuffizienz war noch vor 60 Jahren ein sicheres Todesurteil. Heute beeinflusst eine leichte und mittlere Herzinsuffizienz die Lebensqualität der meisten Patienten dagegen nur wenig. Eine höhergradige Herzinsuffizienz ist aber auch heute noch mit erhöhter Sterblichkeit verbunden. Tritt Atemnot bereits bei alltäglicher leichter Belastung auf (NYHA III), so sterben 25 % der Betroffenen innerhalb eines Jahres, bei Atemnot bereits in Ruhe (NYHA IV) sind es über 50 %.

    Ihr Apotheker empfiehlt

    Was Sie selbst tun können

    Medikamente sind zwar der wesentliche Bestandteil der Herzinsuffizienztherapie – aber nur dann, wenn Sie Ihren Alltag an die Erkrankung anpassen, erreichen Sie eine zufriedenstellende Lebensqualität. Tun Sie alles, um ein Voranschreiten der Herzinsuffizienz in die gefährlichen Stadien NYHA III und IV hinauszuzögern! Folgende Punkte sind besonders wichtig:

    Trinkmenge. Zuviel Flüssigkeitszufuhr belastet das Herz und verschlechtert die körperliche Leistung. Legen Sie deshalb zusammen mit Ihrem Hausarzt die geeignete Trinkmenge mit Hilfe einer Flüssigkeitsbilanz fest. Flüssigkeit wird neben dem Trinken auch in versteckter Form (z. B. mit Suppen, Gemüse, Salaten, Obst, Kompott oder Jogurt) aufgenommen. Durch tägliches Wiegen bemerken Sie rechtzeitig die Einlagerung von Flüssigkeit ins Gewebe. Insbesondere eine rasche Gewichtszunahme (z. B. 1 kg in 24 Stunden) spricht für ein Ungleichgewicht zwischen Flüssigkeitszufuhr und -ausscheidung.

    Essen. Wenn Sie an Übergewicht leiden: Normalisieren Sie Ihr Gewicht. Dabei kann Ihnen die Herzinsuffizienz sogar helfen, denn sie führt wegen gestauter Venen im Magendarmtrakt auch zu Appetitlosigkeit. Tendieren Sie allerdings zu Untergewicht, müssen Sie auf eine ausreichende, leicht verdauliche, gesunde Ernährung achten.

    Gehen Sie sparsam mit Kochsalz um, indem Sie stark gesalzene Nahrungsmittel meiden. Beim Essen nicht nachsalzen, auf Fertiggerichte und Konserven verzichten (weil diese stets mit viel Salz zubereitet werden), beim Selbstkochen Gewürzkräuter statt Kochsalz verwenden und natriumarmes Mineralwasser trinken.

    Alkohol schädigt direkt den Herzmuskel, der Alkoholkonsum sollte deshalb minimiert werden. Bei alkoholbedingter Herzmuskelschädigung ist absoluter Alkoholverzicht eine Selbstverständlichkeit.

    Rauchen. Rauchen schädigt die Herzkranzgefäße akut und auf Dauer, zudem verstärkt es die Atembeschwerden. Sie sollten deshalb möglichst bald aufhören; ärztliche Hilfe kann diesen Schritt erleichtern, beispielsweise durch Nichtraucherkurse auf verhaltenstherapeutischer Basis. Auch Akupunktur und Hypnose werden zur Raucherentwöhnung eingesetzt, allerdings mit fragwürdigem Effekt.

    Bewegung. Auch wenn die chronische Herzinsuffizienz zu belastungsabhängiger Atemnot führt, ist ein leichtes Bewegungstraining hilfreich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. akute Herzmuskelentzündung) wird ein regelmäßiges, individuell angepasstes Training unter ärztlicher Aufsicht empfohlen, weil es die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und erkundigen Sie sich, wo sich in Ihrer Nähe ärztlich begleitete Herzsportgruppen treffen. Im Stadium III der Herzinsuffizienz ist ein Bewegungstraining nur in eingeschränkter Form mit ausgiebigen Ruhephasen möglich. In Stadium IV beschränkt sich die Übungstherapie auf Umlagerungsübungen der Armen und Beine zur Thrombosevermeidung.

    Schlafen. Schlafen mit erhöhtem Oberkörper entlastet das Herz – ab NYHA III sollten Sie es zur Regel machen.

    Impfen. Nutzen Sie die Möglichkeit der jährlichen Grippeschutzimpfung, denn eine Lungenentzündung oder eine andere schwere Infektion kann Sie im wahrsten Sinne des Wortes das Leben kosten.

    Reisen. Bedenken Sie bei der Urlaubsplanung, dass ein Aufenthalt in großer Höhe sowie heißes, schwüles Klima die Beschwerden der chronischen Herzinsuffizienz verstärken. Ab NYHA III sollte auch Ihr Urlaubsort über qualifizierte Ärzte verfügen.

    Fahrtauglichkeit. Bei NYHA IV besteht Fahruntauglichkeit (und auch Fluguntauglichkeit), bei NYHA III besteht bedingte Fahrtauglichkeit, solange der Zustand stabil ist.

    Prävention

    Sie können einer chronischen Herzinsuffizienz nur durch konsequente Behandlung der auslösenden Grunderkrankungen und durch Minimieren der Risikofaktoren vorbeugen. Viele Herzinsuffizienzen könnten verhindert werden, wenn der Bluthochdruck gut eingestellt wäre und die Risikofaktoren einer KHK gemieden würden.

    Komplementärmedizin

    Pflanzenheilkunde. Eine vieldiskutierte Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie sind Crataegus-Extrakte, die aus den Blüten und Blättern des Weißdorns hergestellt werden. Die Droge enthält als wirksame Bestandteile Flavonoide (sekundärer Pflanzenstoff) und Procyanidine. Ihre wichtigste herzwirksame Eigenschaft ist die Verbesserung der Kontraktionskraft und damit der Leistungsfähigkeit des Herzens, da die Flavonoide – ähnlich wie Extrakte aus dem Fingerhut (Digitalis), wenn auch in geringerem Maße – die Kalziumkonzentration in den Zellen erhöhen. Außerdem verringern Weißdornextrakte den Widerstand in den Blutgefäßen und verbessern so die Durchblutung in den Herzkranzgefäßen. In klinischen Studien wurden die typischen Symptome der leichten und mittleren Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium I und II), z. B. Erschöpfung und Atemnot bei Belastung, damit gelindert. Therapeutische Erfolge sind allerdings nur zu erwarten, wenn standardisierte Fertigarzneimittel und keine Weißdornsäfte oder ähnliches eingesetzt werden. Sie garantieren die empfohlene Tagesdosis von 160–900 mg nativem Crataegus-Auszug.

    Akupunktur. Die Akupunktur bessert zwar nicht die Schlagkraft des Herzens selbst, doch die typischen Symptome der chronischen Herzinsuffizienz. Das Nadeln von Punkten, die laut TCM allgemein Kraft geben und das Nervensystem beeinflussen, bessert die Skelettmuskelarbeit der Patienten, sodass sie beispielsweise länger zu Fuß gehen können und belastbarer sind.

    Entspannungsverfahren. Tai Chi verbessert zwar nicht die physische Belastbarkeit der Patienten, dafür aber die Lebensqualität. Patienten, die in einer Studie an einem zwölfwöchigen Tai-Chi-Training teilnahmen, fühlten sich danach psychisch gesünder als Patienten, die kein Tai Chi machten. Auch motivierte das Trainingsprogramm die Patienten, künftig mehr Sport zu treiben.

    Ansonsten kommen die gleichen komplementärmedizinischen Therapien wie bei KHK in Frage.

    Weiterführende Informationen

    • www.herzstiftung.de – Internetseite der Deutschen Herzstiftung e. V. (Frankfurt), einem von Ärzten gegründeten gemeinnützigen Verein: Angeboten werden verschiedene Zeitschriften, Broschüren, Buchtipps sowie Hinweise auf Selbsthilfegruppen.
    • www.herzschwaeche-info.de – Internetseite des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg mit Rat und Hilfe für Betroffene und bundesweiten Adressen für Herzsportgruppen und Selbsthilfegruppen.

    Herzklappenfehler, erworbene

    Erworbene Herzklappenfehler (erworbene Vitien): Krankheitsbedingte Schädigung einer oder mehrerer Herzklappen, die das korrekte Öffnen und Schließen derselben behindert. Dies behindert den Blutfluss durch Herz und Lunge und belastet das Herz mit z. T. erheblicher Mehrarbeit.

    Herzklappenfehler gibt es als angeborene Fehlbildung, sie können aber auch in jedem Lebensalter durch Entzündungen oder Degeneration entstehen. Am gefährlichsten sind Klappenfehler an der Aorten- und Mitralklappe. Der häufigste Herzklappenfehler ist die Aortenstenose, gefolgt von der Mitralinsuffizienz. Wenn Herzklappenfehler zur Herzinsuffizienz führen, muss operativ eingegriffen werden. In Deutschland werden pro Jahr etwa 19.000 Operationen an Herzklappen durchgeführt.

    Symptome und Leitbeschwerden

    Alle Anzeichen der Herzinsuffizienz. Zusätzlich:

    • Herzstolpern, Herzklopfen, Herzrasen
    • Druck, Engegefühl und Schmerzen hinter dem Brustbein
    • Bei Aortenklappenstenose: Niedriger Blutdruck, Schwindelgefühl, kurze Ohnmachtsanfälle bei Belastung
    • Bei Mitralklappenstenose: Rötlich-bläuliche Hautverfärbungen beider Wangen („Mitralbäckchen“).

    Wann zum Arzt

    Am nächsten Tag, wenn

    • die Belastbarkeit fortgesetzt abnimmt.
    • Herzstolpern, Schwindel und Beinschwellungen auftreten.

    Sofort bei

    • Atemnot, Angst und Herzschmerzen.

    Die Erkrankungen

    Krankheitsentstehung

    Entzündliche und degenerative Vorgänge an den Herzklappen sind die wesentlichen Gründe für erworbene Herzklappenfehler. Sie können jede Klappe betreffen und sehr plötzlich, z. B. bei einer akuten Endokarditis oder langsam im Lauf der Jahre entstehen. In seltenen Fällen verursachen auch Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom oder Autoimmunerkrankungen wie die Takayasu-Arteriitis Herzklappenfehler.

    Bei einer Klappenstenose (Herzklappenverengung) öffnet sich die Herzklappe nicht mehr vollständig, sodass das Blut von der Herzmuskulatur nur noch mit großer Mühe hindurchgepresst werden kann. Bei einer Klappeninsuffizienz sind die geschlossenen Herzklappen undicht, verlieren ihre Ventilfunktion und lassen einen Blutfluss in beide Richtungen zu. Wenn beide Funktionsstörungen an einer Klappe gleichzeitig auftreten, so spricht man von einem kombinierten Herzklappenfehler (kombiniertes Klappenvitium).

    Eine Klappeninsuffizienz kann nicht nur durch Veränderung an den Klappen selbst, sondern auch nach Schädigung des Klappenhalteapparates oder nach Erweiterung der klappentragenden Herzanteile entstehen, z. B. als Folge eines ausgedehnten Herzinfarkts oder einer dilatativen Kardiomyopathie. Jeder fortschreitende, operativ nicht korrigierte Herzklappenfehler führt letztlich zu Herzinsuffizienz.

    Mitralklappenfehler (Mitralvitien)

    Die Mitralklappenstenose ist meist Spätfolge eines vor 10–20 Jahren erlittenen akuten rheumatischen Fiebers, sie tritt dank besserer Vorbeugung heute nur noch selten auf. Die verengte Mitralklappe behindert den Blutstrom vom linken Vorhof in die linke Herzkammer, sodass das Blut sich im linken Vorhof und damit in die Lunge zurückstaut.

    Dadurch vergrößert sich der linke Vorhof und wird oft Ausgangspunkt für Herzrhythmusstörungen und Embolien (Blutgerinnsel, die sich im Herzen bilden, in den Kreislauf eingeschwemmt werden und z. B. im Gehirn zu einem Schlaganfall führen). Aufgrund der Emboliegefahr hemmen die Ärzte bei einer Mitralstenose häufig langfristig die Blutgerinnung (Antikoagulation, siehe unter Gerinnungshemmende Medikamente).

    Bei einer Mitralklappeninsuffizienz fließt das Blut beim Pumpvorgang der linken Herzkammer nicht nur in die Hauptschlagader, sondern auch wieder in den linken Vorhof zurück („Pendelblut“). Dadurch gelangt zu wenig Blut in das arterielle Herz-Kreislauf-System, d. h. die effektive Herzleistung und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens nehmen ab. Weil die linke Herzkammer zusätzlich zur normalen Blutmenge auch das Pendelblut wieder mit aufnehmen muss, vergrößert sie sich und lässt nach und nach in ihrer Kontraktionskraft nach, d. h. das Herz wird schwächer (Herzinsuffizienz). Dadurch wird das Blut nicht regelrecht weitertransportiert und es staut sich in die Lungengefäße zurück. Langfristige Folgen sind zunehmende Atemnot, Lungenödem und Vorhofflimmern.

    Mitralklappenprolaps. Eine häufige Ursache der Mitralklappeninsuffizienz ist das Mitralklappenprolapssyndrom (Barlow-Syndrom, Klicksyndrom). Hierbei handelt es sich um übergroße Klappensegel, die sich in den linken Vorhof vorwölben. Ursache ist eine Bindegewebsstörung, die zu einer Überdehnung und meist auch zu einer Verdickung der Klappen und des Klappenhalteapparats der Mitralklappe führt. Beim Abhören des Herzens fällt dem Arzt manchmal ein charakteristischer zusätzlicher Herzton auf. In der Echokardiografie ist die Vorwölbung der Klappensegel gut zu erkennen.

    Der Mitralklappenprolaps tritt relativ häufig auf (bei 3 % der Bevölkerung) und kann sich in jedem Lebensalter entwickeln. Die Klappenveränderungen sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Die allermeisten Betroffenen haben keine Beschwerden. Die Segelklappen können verdickt oder nur vergrößert sein, Prolaps und Insuffizienz fallen leicht- bis schwergradig aus. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte können sich die Mitralklappen immer weiter verändern.

    Aortenklappenfehler

    Die Aortenklappe schließt die linke Herzkammer zur Hauptschlagader hin ab. Eine Verengung (Aortenklappenstenose) verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Wenn sie fortschreitet, muss das Blut jedoch mit steigender Kraft durch die Aortenklappe hindurchgepresst werden. Folge ist eine zunehmende Verdickung der Muskulatur der linken Herzkammer, die solche Ausmaße annehmen kann, dass die Blutversorgung der Herzmuskulatur durch die Herzkranzgefäße nicht mehr ausreicht. Unter körperlicher Belastung treten dann Angina pectoris, Atemnot und Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfällen auf.

    Bei einer Aortenklappeninsuffizienz fließt Blut nach jeder Systole aus der Hauptschlagader wieder in die linke Herzkammer zurück. Die linke Herzkammer wird fortgesetzt mit einer zu großen Blutmenge überlastet. Betroffene bemerken das ungewöhnlich große Schlagvolumen manchmal an kleinen unangenehmen Erschütterungen im Kopf oder in den Extremitäten. Nach einer anfänglichen Verdickung der Herzmuskulatur hält die linke Herzkammer dieser Mehrbelastung mit der Zeit nicht mehr stand. Die Pumpleistung lässt nach und die Größe der linken Herzkammer nimmt zu. Betroffene merken das an einer zunehmenden Atemnot unter Belastung.

    Diagnosesicherung

    Beim Abhören des Herzens fallen Klappenfehler durch charakteristische Herzgeräusche auf. Auch das EKG gibt oft Hinweise auf krankheitsbedingte Belastungen einzelner Herzhöhlen. Mit dem Belastungs-EKG prüft der Arzt, wie sich der Herzklappenfehler unter steigender körperlicher Aktivität auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Im Röntgenthorax gibt sich ein Herzklappenfehler oft anhand charakteristischer Änderungen der Herzform zu erkennen. Auch verkalkte Herzklappen zeigen sich dort.

    Mit der transthorakalen Echokardiografie und transösophagealen Echokardiografie lässt sich die geschädigte Klappe direkt in Aktion beobachten. Anhand der Messung der Fließgeschwindigkeiten des Bluts im Herzen bestimmt der Arzt die Ausprägung des Klappenfehlers. Insbesondere wenn eine Klappenoperation ansteht, muss anhand einer Koronarangiografie geklärt werden, ob auch Herzkranzgefäßverengungen vorliegen und eine gleichzeitige Bypassoperation zu empfehlen ist.

    Behandlung

    Wichtig für den Patienten ist, sich nicht zu früh und nicht zu spät zur Operation zu entschließen. Wenn keine Beschwerden vorliegen, werden häufig zunächst Kontrolluntersuchungen in 6- bis 12-monatigem Abstand durchgeführt und die Herzfunktion wird weiter beobachtet. Eine Ausnahme von dieser Regel stellt die Aortenklappenstenose dar, bei der tendenziell früh operiert wird, weil der Verlauf der Erkrankung unberechenbar ist.

    Die besten Langzeitergebnisse und die geringsten Operationsrisiken sind gegeben, wenn die Pumpfunktion des Herzens zum Operationszeitpunkt noch nicht wesentlich nachgelassen hat und die entstandenen Schäden am Herzen noch rückbildungsfähig sind. Leider sterben ~ 3 % der Patienten bei der OP – das geringste Risiko besteht bei Klappenersatz wegen Aortenklappenstenose und bei Rekonstruktionen der Mitralklappe. Bei schlechtem Allgemeinzustand (Übergewicht, Diabetes, KHK, hohes Alter) steigen die Operationsrisiken für den Einzelnen erheblich, deshalb zögert der Arzt bei diesen Patienten den Operationszeitpunkt so weit wie möglich hinaus.

    Medikamentöse Überbrückung. Beschwerden einer Herzinsuffizienz (z. B. Herzrhythmusstörungen, zu schnellen Herzschlag oder Atemnot) behandeln die Ärzte bis zur notwendigen Operation medikamentös. Dabei setzen sie vor allem Diuretika ein, aber auch Betablocker und manchmal gefäßerweiternde Medikamente.

    Behandlung der Mitralklappenstenose: Bei zunehmender Atemnot ersetzen die Ärzte die verengte Mitralklappe durch eine Klappenprothese oder dehnen sie mithilfe eines speziellen Ballonkatheters auf, wodurch sich die verklebten Mitralsegel lösen und die Klappenöffnungsfläche wieder größer wird. Durch diese Ballonvalvuloplastie wird die Mitralklappenoperation auf einen späteren Termin verschoben und kann manchmal sogar ganz entfallen.

    Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz: Bei fortgeschrittener Mitralinsuffizienz ersetzen die Ärzte die defekte Mitralklappe durch eine Kunstklappe oder machen sie durch eine klappenerhaltende Reparaturoperation, eine Klappenrekonstruktion, wieder funktionstüchtig. Wenn der Klappenbefund eine Wahl der Operationsmethode zulässt, sollte die Klappenrekonstruktion dem Klappenersatz vorgezogen werden. Hier sind das Operationsrisiko, die Gefahr einer Thrombose oder Embolie und die Endokarditisrate niedriger. Außerdem bleibt nach der Operation die Pumpfunktion des Herzens besser erhalten. Bei normalem Sinusrhythmus kann nach einer Rekonstruktion auf gerinnungshemmende Medikamente verzichtet werden.

    Ob eine Klappenrekonstruktion möglich ist, wird nicht von allen Herzchirurgen gleich beurteilt. Daher ist es sinnvoll, einen Herzchirurgen mit großer Erfahrung bei Klappenrekonstruktionen aufzusuchen.

    Behandlung eines Mitralklappenprolaps: Bei einem Mitralklappenprolaps ohne Mitralinsuffizienz und ohne Verdickung der Mitralsegel genügen kardiologische Kontrolluntersuchungen in 3- bis 5-jährigen Abständen. Weitere Vorsichtsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Zeigen sich dagegen verdickte Mitralklappensegel oder eine Mitralklappeninsuffizienz, sind eine Endokarditisprophylaxe und häufigere Kontrolluntersuchungen (etwa alle 1–2 Jahre) nötig. Bei zunehmender Insuffizienz der Mitralklappe ist eine operative Klappenrekonstruktion oder ein Klappenersatz angebracht.

    Behandlung bei Aortenklappenstenose: Treten Beschwerden auf oder ist die Pumpfunktion des Herzens reduziert, muss die Aortenklappe operativ ersetzt werden.

    Behandlung bei Aortenklappeninsuffizienz: Eine Herzklappenoperation muss erfolgen, bevor unumkehrbare Schäden an der Kammer entstanden sind. Eine Klappenrekonstruktion ähnlich wie bei der Mitralklappeninsuffizienz ist hier selten möglich, in der Regel wird die Herzklappe ersetzt.

    Operationsverfahren

    Der Herzklappenersatz kann auf zwei Wegen erfolgen:

    • Chirurgisch als offene Herzoperation über das eröffnete, also aufgesägte, Brustbein. Hier schließen die Ärzte den Patienten während der Operation an eine Herz-Lungen-Maschine an und operieren das vorübergehend stillgelegte Herz im Brustkorb. Vorteil dieser Methode ist, dass der Patient, wenn nötig, auch zugleich mit einem Bypass versorgt werden kann (Bypass-Operation).
    • Interventionell über den Herzkatheter. Bei der Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) schieben die Ärzte mit dem Katheter eine gefaltete Herzklappe in das Herz vor, entfalten sie und verankern sie im Klappenring. Vorteil dieses minimal-invasiven Verfahrens ist, dass es auch bei Patienten mit hohem Operationsrisiko möglich ist, empfohlen wird das Verfahren deshalb vor allem für Patienten über 85 Jahre. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie fordert allerdings, dass während der Operation ein herzchirurgisches Team erreichbar ist, sodass man bei Komplikationen jederzeit auf die offene Operation zurückgreifen kann.
    Herzklappenprothesen

    Die Entwicklung von mechanischen und biologischen Herzklappenprothesen hat die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert:

    • Mechanische Herzklappenprothesen bestehen aus künstlichen Materialien, meist aus Kunststoff. Sie imitieren die Klappenfunktion durch Doppelflügel, Kippscheiben oder Kugelventile. Diese Klappen halten praktisch lebenslang. Sie haben aber den Nachteil, dass dauerhaft eine Gerinnungshemmung (z. B. mit Marcumar®) notwendig ist, weil sich sonst an den künstlichen Materialien Blutgerinnsel bilden. Oft nimmt der Patient die Bewegung der Kunstklappe als klickendes Geräusch wahr.
    • Biologische Herzklappenprothesen werden aus Schweine- oder Rindergewebe gefertigt. Sehr begrenzt stehen auch gespendete menschliche Herzklappen zur Verfügung. Der Vorteil biologischer Herzklappenprothesen ist, dass eine dauerhafte Gerinnungshemmung überflüssig ist – in der Regel müssen die Patienten nur etwa 3 Monate lang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Nachteil der biologischen Herzklappenprothesen ist jedoch, dass diese nur etwa 10–15 Jahre halten.

    Es gilt also abzuwägen, was vorteilhafter ist: Entweder steht die Vermeidung einer schwerwiegenden Blutung oder die möglichst lange Haltbarkeit der Klappenprothese im Vordergrund. Was der Arzt letztlich empfiehlt, hängt von Begleiterkrankungen, Lebensalter, Lebensqualität, aber auch den Hobbys und beruflichen Interessen der Patienten ab.

    Ihr Apotheker empfiehlt

    Was Sie selbst tun können
    • Wurden bei Ihnen Schäden an den Herzklappen festgestellt oder neue Herzklappen eingepflanzt, beachten Sie die Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe. Sie vermeiden damit schwerwiegende Komplikationen. Sportliche Aktivitäten und schwere körperliche Belastungen müssen Sie mit dem Arzt absprechen.
    • Achten Sie bei mechanischen Herzklappenprothesen sorgfältig auf eine gut eingestellte Gerinnungshemmung und nehmen Sie die empfohlenen Kontrolluntersuchungen wahr. Besonders bei Mitralklappenprothesen ist die Gefahr einer Gerinnselbildung groß, und die gerinnungshemmende Therapie ist daher besonders ernst zu nehmen.

    Herzmuskelentzündung

    Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Entzündung des Herzmuskels, meist unbemerkt als vorübergehende Begleitreaktion einer Grippe oder anderer fieberhafter Erkrankungen. Seltener massiv die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigend oder zu Herzrhythmusstörungen, insbesondere Extrasystolen und AV-Blocks führend. Bleibt sie in den letzt genannten Fällen unbehandelt, droht selten sogar ein plötzlicher Herztod. Ansonsten heilt die Herzmuskelentzündung meist von selbst aus, eine chronische Herzinsuffizienz kann aber als Dauerfolge bleiben.

    Leitbeschwerden

    • Leistungsschwäche, Müdigkeit
    • Fieberhafter Infekt verbunden mit Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen in Ruhe oder nach geringer körperlicher Belastung
    • Im fortgeschrittenen Stadium: alle Anzeichen der Herzinsuffizienz wie Atemnot bei Belastung und Ödeme.

    Wann zum Arzt

    Am gleichen Tag, wenn ein fieberhafter Infekt verbunden ist mit

    • Wiederkehrendem Herzklopfen
    • Herzstolpern
    • Herzrasen
    • Druck- und Wundgefühl im Herzbereich

    Sofort den Notarzt rufen, wenn

    • Zuvor nicht bekannte Herzrhythmusstörungen auftreten
    • Atemnot oder Ohnmacht auftritt.

    Die Erkrankung

    Prinzipiell können alle Infektionserreger, die den Körper befallen, eine Herzmuskelentzündung auslösen. Bei verschleppten und unzureichend behandelten viralen Infekten (mit kardiotropen Viren wie Coxsackie), insbesondere der oberen Atemwege, kommt dies jedoch häufiger vor.

    Die Behandlung besteht zunächst in der körperlichen Schonung, um das Herz nicht zusätzlich zu belasten. Ist der Auslöser bekannt, unterstützt eine gezielte Medikamentengabe den Heilungsprozess. Die Erkrankung dauert durchschnittlich 6 Wochen, im Einzelfall aber zwischen 2 und über 12 Wochen. Greift die Entzündung auch auf den Herzbeutel über, so spricht man von einer Perimyokarditis.

    Die meisten Herzmuskelentzündungen heilen wieder ab, ohne dass das Herz einen bleibenden Schaden zurückbehält. Bei jedem Sechsten gerät jedoch ein chronischer Prozess in Gang, der zum bindegewebigen Umbau (Fibrosierung) und zur Leistungsminderung der Herzmuskulatur führt. Er kann in einer dilatativen Kardiomyopathie mit chronischer Herzinsuffizienz enden.

    Das macht der Arzt

    Diagnosesicherung. Leistungsschwäche, Müdigkeit und fehlende körperliche Belastbarkeit sind typische Beschwerden bei jeder fieberhaften Infektion. Erst zusätzlich neu auftretende Herzrhythmusstörungen und EKG-Veränderungen machen eine Herzmuskelentzündung wahrscheinlich.

    Neben dem Abhören des Herzens und dem Ruhe-EKG deckt ein Langzeit-EKG die Herzrhythmusstörungen auf. In der Echokardiografie ist eine Erweiterung der Herzhöhlen, eine gestörte Pumpfunktion oder ein entzündlicher Erguss im Herzbeutel zu erkennen. Im Blut lassen sich Entzündungszeichen oder Antikörper gegen Krankheitserreger nachweisen. Bei einer Pumpschwäche sind das vergrößerte Herz und eine Lungenstauung im Röntgenbild sichtbar. In Zweifelsfällen hilft das Kardio-MRT, die Diagnose zu sichern.

    Eine Herzkatheteruntersuchung ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Gelegentlich wird sie dennoch durchgeführt, um eine kleine Gewebeprobe zu entnehmen und diese auf Entzündungszellen und Krankheitserreger hin zu untersuchen.

    Therapie. Die Behandlung hängt stark von der Schwere der Entzündung ab, basiert aber immer auf drei Säulen:

    • Der maximalen Entlastung und Schonung des Herzens. Dazu verordnet der Arzt je nach Schwere „Arbeitsverbot“ (auch im Haushalt), häusliche Bettruhe oder eine Krankenhauseinweisung.
    • Der medikamentösen Stabilisierung der Herzleistung mit Medikamenten wie ACE-Hemmern und/oder Betablockern, bei bakterieller Myokarditis kommt eine antibiotische Therapie entsprechend dem Erregernachweis hinzu.
    • Dem raschen Erkennen von einer sich akut verschlechternden Herzleistung. Eventuell ist dazu eine Verlegung auf die Intensivstation notwendig oder eine Entlastung des Herzens durch temporären mechanischen Herzersatz.

    Selbsthilfe

    Viele Entzündungskrankheiten, insbesondere Virusinfekte, überfallen uns schicksalhaft und sind nicht zu verhindern. Und so ist auch niemand gegen eine Herzmuskelentzündung gefeit. Aber auf die Rahmenbedingungen können Sie Einfluss nehmen: So begünstigt besonders die Kombination aus körperlichen Belastungen, Stress oder Alkohol die Entwicklung einer Herzmuskelentzündung. Wenn Sie also Phasen hoher Beanspruchung haben, achten Sie darauf, dass es immer wieder Momente der Erholung und des Seele-Baumeln-Lassens gibt. Und wenn es Sie getroffen hat: Nehmen Sie die Erkrankung ernst. Sie kann Sie im wörtlichen Sinne mitten aus dem Leben reißen.

    Vorsorge

    Bei bakteriellen Entzündungen der Haut und der Schleimhäute verhindert eine effektive Antibiotikatherapie die Entstehung einer Herzmuskelentzündung. Brechen Sie daher die Antibiotikabehandlung nicht vorzeitig ab.

    Besonders wichtig ist eine ausreichende Rekonvaleszenz nach Infektionen: Achten Sie bis mindestens 4 Wochen nach dem vollständigen Abklingen einer Infektion auf ausreichende körperliche Schonung und gesunde Ernährung. Vor Infektionen wie Grippe, Röteln, Mumps, Masern, Windpocken, Hepatitis oder Diphtherie können Sie sich mit Impfungen schützen. Dieses Angebot sollten Sie auch aus der Sicht des Kardiologen annehmen, denn alle diese Krankheiten können auch zur Herzmuskelentzündung führen.

    Weiterführende Informationen

    • H-J. Trappe: Herzkrank. Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzschwäche. Trias, 2004. In diesem Buch wird neben anderen Herzkrankheiten auch die Herzmuskelentzündung besprochen.

    Herzrhythmusstörungen

    Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern): Zu schneller, zu langsamer oder unregelmäßiger Herzschlag aufgrund einer gestörten Erregungsbildung oder -ausbreitung im Herzen, mit oder ohne Beschwerden für den Betroffenen.

    Herzrhythmusstörungen können jahrelang unbemerkt bleiben (sehr häufig), mit mäßigen oder an bestimmte Situationen gebundenen Beschwerden einhergehen (häufig) oder aber mit schweren Beeinträchtigungen bis hin zum plötzlichen Herztod verbunden sein (sehr selten). Sie treten sowohl bei Herzgesunden als auch bei Herzkranken auf. Ursachen sind angeborene oder erworbene Herzerkrankungen, aber auch psychische Erregung, Kaffee-, Nikotin- oder Alkoholgenuss sowie Schilddrüsenfunktionsstörungen und Störungen im Elektrolythaushalt.

    Therapeutische Optionen bei Herzrhythmusstörungen sind beispielsweise Medikamente, die Implantation eines Herzschrittmachers oder eine Katheterablation.

    Hinweis: Dieser Artikel gibt einen Überblick über die möglichen Beschwerden bei Herzrhythmusstörungen, die elektrischen Phänomene im Herz, die Diagnostik und die prinzipiellen Behandlungsmöglichkeiten. Einzelheiten zu den jeweiligen Herzrhythmusstörungen werden in den dazugehörenden Artikeln behandelt.

    Symptome und Leitbeschwerden

    • Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen
    • Kurze Ohnmachtsanfälle, Schwindelgefühl, Angstgefühl
    • Selten: Atemnot, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit
    • Sehr selten: Herz-Kreislauf-Stillstand.

    Wann zum Arzt

    In den nächsten Tagen, wenn

    • wiederholt Herzklopfen, Herzstolpern oder Herzrasen auftritt.

    Sofort den Notarzt rufen, wenn

    • das Herzklopfen, Herzstolpern oder Herzrasen nicht mehr aufhört oder mit Angstgefühl, Schwindelbeschwerden oder Atemnot verbunden ist
    • Bewusstseinsstörungen auftreten, auch wenn diese nur vorübergehend sein sollten.

    Die Erkrankungen

    Herzrhythmusstörungen gehören zu den kompliziertesten Krankheiten in der gesamten Medizin. Um die Störungen besser zu verstehen, werden hier die wichtigsten Grundlagen der elektrophysiologischen Prinzipien im Herzen besprochen:

    Elektrische Phänomene in unserem Herzen: Stromstöße, Taktgeber und Verteilerstrecken

    Winzige Stromstöße entlang der Zellmembran einer Herzmuskelzelle ändern die elektrische Spannung zwischen Zellinnerem und -äußerem und geben der Herzmuskelzelle so den Befehl zum Zusammenziehen der Herzmuskelfaser. Ohne diese Stromstöße der Herzmuskelzellen könnte der Herzmuskel sich nicht zusammenziehen (kontrahieren) und damit kein Blut aus dem Herzen pumpen.

    Damit eine geordnete Herzaktion entsteht, werden diese Stromstöße von einem zentralen Taktgeber gesendet: dem Sinusknoten. Der Sinusknoten ist ein etwa Olivenkern großes Areal im rechten Herzvorhof, dessen Zellen regelmäßig elektrische Signale erzeugen, die sie an die anderen Herzmuskelzellen weiterleiten. Der Sinusknoten ist der natürliche Schrittmacher des Herzens. Wenn er die Herzaktion bestimmt, spricht man vom Sinusrhythmus. Der Takt der Sinusknotenaktivität lässt sich stark vom vegetativen Nervensystem beeinflussen, daher führen z. B. psychische Erregungen zu schnellerem Herzschlag.

    Die im Sinusknoten gebildete Erregung wird im Normalfall entlang von Verteilerstrecken, dem Erregungsleitungssystem aus speziellen Herzzellen, auf stets gleiche Weise über das gesamte Herz verteilt. Zunächst werden beide Vorhöfe zur Muskelkontraktion angeregt. Sodann passiert die Erregungswelle den Atrioventrikular-Knoten (AV-Knoten, Aschoff-Tawara-Knoten), der innerhalb der Vorhofscheidewand am Übergang vom Vorhof zur Kammer liegt. Danach teilt sich das Erregungsleitungssystem in zwei als Tawara-Schenkel bezeichnete Faserstränge, deren kleinste Fasern in die Muskulatur der Herzkammern ziehen und die Erregung dorthin weiterleiten.

    Störungen

    Sowohl bei der Erregungsbildung als auch bei der Erregungsausbreitung können Störungen auftreten. Eingeteilt werden die zahlreichen Herzrhythmusstörungen oft nach der Herzfrequenz und nach Ursprungsort:

    Bradykarde Rhythmusstörungen, zu langsamer Herzschlag (

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